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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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Specht jährte sich in den nächsten Tagen. Aber seine Mädels waren verkabelt, sodass ihnen nichts passieren konnte.
    Die Operation ›Lockvogel‹ unterlag strengster Geheimhaltung. Auch über die Sache mit dem Schädel war nicht berichtet worden, nachdem die Pressestelle die Journalisten, die doch was mitbekommen hatten, eingenordet hatte, aus taktischen Gründen nichts zu schreiben, weil sich der Täter sicher fühlen sollte. Doch bisher war nichts geschehen. Wenn der Täter nicht wieder zuschlug, hatte er sich zur Ruhe gesetzt oder war tot. Dann würde er seine Truppe sofort von diesem Altfall abziehen, überlegte Kühlborn. Er hatte einfach keine Leute. Todt war im Krankenhaus. Tinnitus. Nun versuchte er in einer Spezialklinik in Bad Arolsen, die Ohrgeräusche wieder loszuwerden. Doch das konnte dauern, drei Monate oder länger. Und wer interessierte sich schon für solche ollen Kamellen? Hähähä, lachte Kühlborn still vor sich hin. Er war ein alter Fuchs, ihm machte so schnell keiner was vor.
    *
    Alexandra, ich will jetzt nicht viele Worte machen. Obwohl Dir das als Journalistin sicher gefallen würde. Ich möchte Dich wiedersehen. UNBEDINGT. Nicht nur, um mit Dir über Deinen Vater zu reden. Fabian.
    Ich musste grinsen. Fabian. So, so. Ich sah den Vampir richtig vor mir, wie er mit seinen langen Spinnenfingern die SMS für mich ins Handy getippt hatte. Der sollte ruhig mal ein bisschen zappeln. Doch ich konnte nicht leugnen, dass dieser Typ mich irgendwie reizte. Drei Tage lang antwortete ich nicht. Dann schrieb ich zurück: Freitag im Scusi?
    *
    Die Versuchung war blond, zweiundzwanzig, hatte dicke Möpse und eine frappierende Ähnlichkeit mit Lady Gaga. Das wandelnde Frischfleischangebot machte seit ein paar Tagen als Volontärin die Lokalredaktion zur nicht jugendfreien Zone und verursachte bei sämtlichen männlichen Kollegen Halsverrenkungen und Stielaugen auf eine Art und Weise, die medizinisch bedenklich war.
    Jetzt hatte sich Gaga in waffenscheinpflichtigem Outfit vor Kosseks Schreibtisch in Position gebracht und gab die Nummer ›unbedarftes, junges Ding himmelt seinen Chef an‹. Sie bewundere seine scharfen, pointierten Kommentare, flötete sie und klapperte dabei mit ihren bemalten Augenlidern. Ob sie ihn vielleicht mal zu einem Termin begleiten dürfe? Zum Beispiel morgen zur nächsten Sitzung der Bremischen Bürgerschaft? Um zu sehen, wie ein erfahrener Journalist arbeite. Vielleicht könne man hinterher noch was zusammen trinken … Sie müsse doch noch so viel lernen. Und habe so viele Fragen.
    Kossek schmunzelte innerlich. In bald vierundzwanzig Berufsjahren hatte er so ziemlich alles erlebt. Okay, zugegeben: Er hätte gerne wieder mal einen weggesteckt. Seit der Nummer an Neujahr war nämlich nichts mehr gelaufen – außer Handbetrieb. Für einen Rock   'n'   Roller seiner Güteklasse eigentlich ein unwürdiger Zustand, fand er. Trotzdem: Kossek hatte seine Prinzipien. ›Nie intim im Team‹ lautete eines davon. Und schon gar nicht mit Untergebenen. Und am allerwenigsten mit einer Volonteuse. So was brachte bloß Verwicklungen, Ärger und Stress. Ganz abgesehen davon, dass es bestimmt verboten war. Sex mit Abhängigen und so. Vor allem aber: So was gehörte sich einfach nicht. Das mit Alexandra war ja passiert, bevor er ihr Chef geworden war.
    Also sprach Kossek die weisen Worte: »Im Prinzip gerne, Frau Kruppe. Aber nun habe ich ausgerechnet morgen eine andere Aufgabe für Sie. Just zum selben Zeitpunkt tritt in Vahr ein rappender Osterhase auf. Das ist doch was für Sie. Mit der Politik warten wir noch eine Weile.« Dann gab er der Volontärin noch ein paar Infos zu dem Termin.
    Gaga stöckelte schmollend und mit wackelndem Hintern davon.
    Ach ja, Jagger hätte sich nicht so angestellt und die Gelegenheit beim Schopf oder sonst wo gepackt, seufzte Kossek. Aber Jagger war halt Jagger. Und er bloß Kossek.
    *
    Natürlich hatte ich mich aufgebrezelt, als würde ich die Wahl zur Miss Schnappatmung gewinnen wollen. Tief ausgeschnittenes, schwarzes Minikleid, hohe, schwarze Wildlederstiefel, rote Lippen. Fabians Blick verriet, dass er eigentlich gar keinen Appetit mehr hatte auf Bistecca al Funghi, sondern mich am liebsten gleich vernascht hätte. Er drückte mich ein bisschen zu fest an sich, atmete mir ins Ohr und schmatzte mir einen Kuss auf die Wange. Zugegeben, diese gezügelte Wildheit, die ich einem drögen Katastrophenkalkulator nicht zugetraut hätte, machte mich an.
    Kaum dass

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