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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hilflose Bündel schnappen, um es entweder als eigenes Kind oder billigen Dienstboten großzuziehen. Wahrscheinlich würde der Säugling sterben. »Saffia Donata bat uns, die Kinder zu Ihnen zu bringen«, sagte die Hebamme mit zitternder Stimme und schaute sich unsicher im Zimmer um. »Sie ist kurz davor, ihr Leben auszuhauchen …«
    Carina war diejenige, die vom Trösten der tränenüberströmten Tochter ihres Bruders aufschaute und befahl: »Erkenn deinen Sohn an, Gnaeus!«
    Ihr Bruder traf seine Entscheidung, wie sie gefordert hatte. Mit einer raschen Bewegung bückte er sich und nahm den Säugling hoch.
    »Es könnte sein, dass es nicht von dir ist«, jammerte Juliana. »Jetzt ist es meins!« Negrinus drückte das Kind an seine Tunika und schaute fast trotzig in die Runde. »Meine Kinder sind an keinem meiner Probleme schuld.«
    »Gut gemacht«, murmelte Carina mit einem leichten Zittern in der Stimme. Ihr Mann, der strenge, anständige Laco, griff nach ihrer Hand. Selbst Juliana nickte resigniert, obwohl ihr Mann wütend schaute.
    Negrinus wandte sich an die Hebamme. »Liegt Saffia Donata im Sterben?« Sein Ton war barsch. »Warum hast du sie dann allein gelassen?«
    »Ihre Mutter hat mich eingestellt. Ich sollte nur als Beobachterin fungieren – Saffia hatte Hilfe von ihren eigenen Frauen. Es dauerte so lange … Ich befürchte, dass sie inzwischen gestorben ist.« Erleichterung brachte mehr Farbe in die Wangen der Hebamme. »Es tut mir Leid, hier so hereinzuplatzen. Es tut mir Leid, Ihnen solche Nachrichten überbringen zu müssen.« Sie war offensichtlich eine gestandene Frau, von Sklaven geboren, aber vermutlich inzwischen freigelassen und in der Lage, unabhängig zu arbeiten. Ich konnte erkennen, warum Calpurnia Cara sie gewählt hatte, um die Familieninteressen zu überwachen. »Saffia Donata hat uns angefleht, die Kinder zu Ihnen zu bringen. Sie war sehr besorgt darum, dass sie in die richtige Obhut kamen …«
    »Du brauchst dir wegen der Kinder keine Sorgen zu machen«, unterbrach Negrinus sie. Er hielt den Säugling wie ein Mann, der wusste, wo bei Neugeborenen oben war. Als der Kleine einen Protestschrei ausstieß, wiegte er ihn sanft. Er sah immer noch unglaublich gelehrtenhaft aus, hatte aber die Miene eines historischen Pioniers aufgesetzt, der sich stoisch der Härte des Bodens stellt, den er beackern muss. »Saffia wusste also, dass sie sterben würde?« Die Hebamme nickte. »Hat sie sonst noch etwas gesagt?« Diesmal schüttelte die Hebamme den Kopf. »Wie schade!«, rief er. Ein rätselhafter Ausruf.
    »Sie brauchen eine Amme für den Kleinen. Ich kann eine saubere und verlässliche empfehlen …«
    »Überlass das uns«, erwiderte Juliana rasch.
    »Saffia hat immer Euboules Tochter genommen, wurde mir gesagt«, fuhr die Hebamme trotzdem fort.
    »Zeuko. O ja, Zeuko! Wohl kaum.« Carinas Ansichten über Euboules Tochter Zeuko schienen wenig schmeichelhaft zu sein.
    Schweigen legte sich über den Raum.
    »Was ist mit Saffias anderem Sohn, dem kleinen Lucius, passiert?«, fragte Helena leise. »Ich hoffe, er ist nicht allein in der Wohnung?«
    Die Hebamme schaute bedrückt. »Sein Vater ist da. Er ist bei seinem Vater …« Sie zögerte, sprach aber nicht weiter.
    Zwei Haussklaven schauten fragend herein und wurden angewiesen, den Besuch hinauszuführen. Andere kamen und brachten die Kinder weg. Wir hörten den Säugling greinen, als sich die Tür schloss, aber eine ältere Frau sprach freundlich und beruhigend auf ihn ein. Kurz darauf warf Carina ihrer Schwester einen Blick zu und begab sich hinaus, vermutlich um Anordnungen zu treffen.
    Helena und ich verabschiedeten uns und gingen.
    Vögelchen war auf eine Liege gesunken, die Augen glasig und das Gesicht starr. Laco, der Gastgeber, saß nur nachdenklich da. Weder Juliana noch ihr Mann machten Anstalten, zu diesem Zeitpunkt nach Hause zu gehen. Sie warteten alle darauf, eine heftige Diskussion irgendeiner Art zu führen, nachdem wir weg waren. Es war nur höflich, sie dem zu überlassen. Außerdem wollte ich so rasch wie möglich in Saffias Wohnung, um zu sehen, was Lutea machte.
     
    »Du brauchst nicht mitzukommen«, murmelte ich Helena zu, als sie sich ihren Umhang von Carinas Sklaven geben ließ und ihn sich umwarf.
    »O doch!«
    Ich hatte bereits nach ihrer Hand gegriffen, bevor wir loseilten. Trotz der Tragödie waren wir beide wie elektrisiert. Das hier war einer der Momente, den wir gemeinsam genossen – durch die abendlichen Straßen

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