Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
es nicht wieder nach Hause schleppen zu müssen. Was für ein Skandal – eine Senatorentochter, die auf den Tempelstufen saß, eine große Serviette über den Schoß gebreitet, und fröhlich mampfte.
    »Du wirst berühmt«, sagte sie, nachdem ich sie geküsst hatte. Während der Begrüßung gelang es ihr irgendwie, mir den Korb in die Hand zu drücken. »Sogar Anacrites ist aufgetaucht, um zu sehen, wie der Prozess läuft. Wir haben uns ausführlich unterhalten, bevor er hineinging.«
    »Du hasst Anacrites doch.«
    »Das lasse ich ihn aber nicht merken, sonst denkt er noch, ich würde mich vor ihm fürchten.«
    »Das solltest du auch«, meinte Aelianus warnend.
    Er und ich blieben stehen, um uns in unsere Togen zu hüllen, wobei wir uns Mühe gaben, die Wollfalten zu ordnen und den traditionellen Sinus hinzubekommen (zur Erklärung für Dorftrottel aus der Provinz – das ist der bauschige Faltenwurf, dessen oberer Rand unter die linke Achselhöhle muss, wo man seine Notizen oder, falls man verzweifelt ist, seinen Dolch zur Ermordung des Feindes verbergen kann). Helena folgte uns zur Basilica.
    »Liebstes Herz«, hielt ich ihr zärtlich vor, »mit deinem Picknick auf dem Forum Romanum hast du bereits sämtliche tatterigen Patrizier aus der Fassung gebracht. Verschlimmere dein abstoßendes Benehmen nicht noch damit, in das Gericht einzudringen. Einige dieser Traditionalisten würden eher einen Sklavenaufstand hinnehmen, als Frauen zur Basilica zuzulassen.«
    »Ich bin dir eine gute Frau, Marcus, mein Liebling. Einer guten Frau ist es erlaubt, der Rede ihres Mannes aus einer mit Vorhängen versehenen Nische zu lauschen.«
    »Du bist eine schlechte Frau, wenn mir deinetwegen das Herz stehen bleibt. Wer sagt denn, dass ich eine Rede halte?«
    »Honorius«, antwortete Helena lächelnd und schlüpfte zum hinteren Ende der Basilica, wo eine Treppe zur Galerie hinaufführte. »Er möchte, dass du den heiklen Teil übernimmst – die Schuldzuweisung an Paccius.«
    Ich war verblüfft. Zu spät erkannte ich, dass Helena mich veranlasst hatte, das Gericht mit einem großen Weidenkorb in der Hand zu betreten. Das würde nicht als passendes Accessoire für einen Orator betrachtet werden.
    Ich löste das Problem. Der Korb wurde rasch an Aelianus weitergereicht.
     
    Heute waren mehr Zuschauer als gewöhnlich gekommen. Zu viele für mich.
    Im Saal herrschte mehr Langeweile als Spannung. Der Erste, den ich sah, war Helenas Vater Camillus Verus, der sich mit Petronius eine Bank teilte. Petro bemerkte mich und warf mir einen finsteren Blick zu. Mein Schreckgespenst Anacrites rekelte sich auf einem Sitz, unangenehm nahe bei der Verteidigung. Typisch!
    Anacrites grüßte mich mit so was wie einem freundlichen Winken. Den meisten Menschen wäre seine Anwesenheit gar nicht aufgefallen, aber für mich war der Oberspion immer ein Magnet. Ich wollte wissen, wo er war und was er in seinem düsteren Hirn ausbrütete. Für gewöhnlich dezent gekleidet, fiel er in einer formellen Toga noch weniger auf, wobei ihn sein zurückgekämmtes ölig schwarzes Haar allerdings verriet. Ich schloss mich den Anklägern an und gab vor, mich ganz auf Honorius zu konzentrieren.
    Ich war im richtigen Moment gekommen. Als Aelianus und ich uns hinter ihn setzten, ging Honorius von seiner oratorischen Einleitung zur nächsten Phase seiner Rede über. Dafür setzte er eine angeekelte Miene auf. Er würde jetzt die Ereignisse beim Tod von Metellus darlegen und die Fakten für Calpurnia Cara ins schlechteste Licht rücken.
    Ich bemerkte, wie Aelianus neben mir eine Notiztafel herauszog, auf die er in regelmäßigen Abständen etwas mit seinem Stilus kritzelte. Ein Gerichtsschreiber schrieb alles in Kurzschrift mit, aber unser Junge wollte seine eigenen Aufzeichnungen machen. Sein System stand im Gegensatz zu dem von Honorius, der, wie mir klar wurde, nie viel sichtbare Aufmerksamkeit gezeigt hatte, wenn wir in seiner Gegenwart über unsere Ermittlungen sprachen, doch jetzt in der Lage war, sich an viele kleine Einzelheiten aus den Befragungen zu erinnern und sie zu zitieren. Anschauliche Einzelheiten, die ich längst vergessen hatte, tauchten genau zum richtigen Zeitpunkt wieder auf.
    Honorius wusste, was er tat. Sobald er aufhörte, wie ein Schuljunge auszusehen, würden die Geschworenen ihn sehr ernst nehmen. Hätte man ihn auf eine Plinthe gestellt, um größer zu wirken, wäre es noch besser gewesen.
    Ich steckte ihm eine Notiz zu, die ich vorbereitet hatte, mit

Weitere Kostenlose Bücher