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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Bemerkungen dazu, wo wir Olympia gefunden hatten, wie lange Calpurnias Verbindung zu ihr schon bestand, welche Ausreden sie für ihre Beratungen gebraucht hatte und wie die Sache mit dem Schmuck gelaufen war. Er las sie, während er sprach.
    Ich lehnte mich zurück, um die Szene zu genießen. Honorius schwärzte jetzt die Charaktere unserer Angeklagten und ihrer Verbündeten an. Für einen angeblich kultivierten Mann trug er dick auf.
     
    Die Anklage gegen Calpurnia Cara: Honorius zur Angeklagten
     
    »Ich werde Ihr Abstimmungsverhalten nicht damit zu beeinflussen versuchen, dass ich in Ermangelung von Beweisen die Angeklagte mit endlosen Geschichten eines zweifelhaften Lebens beschuldige …«
     
    Das Gericht wachte auf. Alle erkannten das Signal. Sein Abstreiten versprach sensationelle schmuddelige Einzelheiten. Das ist der Spaß an der Rhetorik. Honorius war zu den saftigen Brocken gekommen.
    Marponius beugte sich vor. Er klang freundlich, aber Honorius war eine Zielscheibe. »Junger Mann, wenn Sie vorhaben, uns mit Skandalen zu ergötzen, darf ich dann vorschlagen, dass Sie sich kurz fassen? Einige von uns sind in gesetzterem Alter, und unsere Blasen ertragen nicht zu viel Aufregung.« Die alten Hasen unter den Geschworenen regten sich nervös. Der Rest lachte, als wäre Marponius ein äußerst geistreicher Mensch.
    Honorius verhaspelte sich, obwohl es ihn nicht hätte überraschen sollen. Für uns war alles schon viel zu lange gut gelaufen. Der Richter war bereit, Ärger zu machen.
     
    »Meine Herren, die Angeklagte verbrachte ihr Eheleben in scheinbarer Anständigkeit …«
     
    »Erläuterung, bitte!« Marponius schien in reizbarer Stimmung zu sein. Diese unnötige Unterbrechung diente dazu, Honorius wie einen Amateur aussehen zu lassen. Sie ließ auch Marponius töricht aussehen, aber das sind Geschworene von Richtern gewöhnt.
     
    »Wir könnten erwarten, dass eine Matrone von Calpurnias Status sich Tempelgemeinden anschließt. Die Götter zu ehren würde eine Pflicht sein. Wenn sie Geld hatte, könnte sie sogar Altäre oder Heiligtümer gestiftet haben. Eine ihrer Töchter ist eine solche Wohltäterin der Götter und ihrer Gemeinde in Laurentum. Sie wird so bewundert, dass die dortigen Bewohner eine Statue zu ihren Ehren errichtet haben.«
     
    »Steht die Tochter hier vor Gericht?«
    »Nein, Euer Ehren.«
    »Eine ehrbare Frau, Ehefrau eines Senators – wieso zerren Sie die in diese Sache hinein? Streichen Sie die Tochter!«
    Ich schätzte, dass Marponius sein Mittagsmahl zu schnell verschlungen hatte. Jetzt hatte der Vielfraß Magendrücken. Vermutlich war er bei Xeros Pastetenladen gewesen, seiner Lieblingsimbissbude, wenn er wie ein Mann aus dem Volk wirken wollte (und inkognito die öffentliche Meinung dazu belauschen wollte, wie er seinen Prozess führte). Petronius drohte schon lange damit, etwas in Xeros Kaninchenpastete zu tun und Marponius aus dem Weg zu räumen. Er rechnete damit, dass Xero diese Werbung gefallen würde.
     
    »Calpurnia Caras religiöse Ausdrucksform nahm einen anderen Weg. Jahrzehntelang ließ sie sich von einer berüchtigten Frau beraten, die Magie praktiziert, einer gewissen Olympia. Diese Zauberin lebt außerhalb der Stadtgrenzen, wo sie in der Lage ist, ein nicht lizensiertes Etablissement zu führen und der Aufmerksamkeit der Vigiles zu entgehen. Laut Olympias Angaben lasten seit vielen Jahren Sorgen auf der Seele unserer dem Anschein nach glücklichen Matrone. Sie suchte Trost in der Magie, wie es gequälte Frauen manchmal tun, und doch – vielleicht weil sie sich durch ihre Stellung eingeschränkt fühlte oder weil ihre Schwierigkeiten einfach zu schrecklich waren, um sie anderen mitzuteilen – hat sie nie enthüllt, was sie so bedrückte. Ohne Mutter oder Schwiegermutter, ohne Schwestern oder enge Freundinnen, die ihr besseren Rat geben konnten, hat sie sich bemüht, eine Vertraute zu finden, da es ihr offensichtlich nicht möglich war, ihre Gedanken mit ihrem Ehemann zu teilen, und sie nicht fähig war, die Bürde allein zu tragen. Als ihre Töchter alt genug waren, um sie trösten zu können, hatte sich das Muster bereits verfestigt. Ihr Schmuck war längst verkauft – nicht um die Zauberin zu bezahlen, wie man uns sagte, aber wie können wir das glauben?«
     
    »Rufen Sie die Zauberin als Zeugin auf?« Marponius war aus einem Nickerchen erwacht.
    »Das werde ich, Euer Ehren.«
    »Dann ist es das Ende der Angeklagten!« Der Richter sackte wieder in sich

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