Tod Eines Senators
– eine Vorkehrung, die Sie wichtig finden könnten. Mehr dazu später.
Saffia und Metellus hatten eindeutig eine krankhaft enge Beziehung. Wenn dafür Beweise benötigt werden, brauchen wir uns nur sein Testament anzuschauen. Kein Vater macht öffentlich einen solchen Unterschied, wie Metellus es getan hat, außer ihm ist sein Anstandsgefühl total abhanden gekommen. Es ist ihm egal, ob die schockierte Welt seine schamlosen Gefühle für diese Frau sieht, die er zur Empfängerin seiner Großzügigkeit macht. Es ist ihm egal, wie sehr er die Mitglieder seiner legitimen Familie verletzt. Was auch immer sich mit Saffia abspielte, bevor Metellus starb, es ist gewiss, dass sowohl Calpurnia als auch ihr Sohn sich dessen bewusst waren. Welche ungeheuren verbalen Stürme müssen da im hinteren Garten stattgefunden haben! Man stelle sich die Beschuldigungen vor, die da durch die Luft flogen. In wessen Bett fanden die ehebrecherischen Vereinigungen statt? Waren sie auf heimliche Gelegenheiten beschränkt, wenn die betrogene Frau und der gehörnte Sohn außer Haus waren? War der abscheuliche Betrug noch dreister als das? Forderte Metellus tatsächlich die Entdeckung durch seine Frau und seinen Sohn heraus? Stellte er sein Benehmen bösartig und obszön vor den Haushaltssklaven zur Schau?
Negrinus sah um seiner Kinder willen über das alles hinweg. Er schweigt nach wie vor dazu. Er wird nicht protestieren. Seine Würde ist erstaunlich. Die Reaktion seiner Mutter war vollkommen anders. Calpurnia nahm die Sache selbst in die Hand.
Ihre Qual ist nur zu verständlich. Sie hatte alles verloren. Ihr Haushalt war einst so wohlhabend, dass Informanten keine Skrupel haben, den Lebensstil ihrer Familie als extravagant zu bezeichnen – obwohl ihr Sohn behauptet, es sei wirklich nichts so Tadelnswertes und Unrömisches geschehen. Aber es ist sicher, dass sie ein gutes Leben hatten, wie es jene, die dem Staat dienen, erwarten. Sie führten ein wohl geordnetes, edles Haus, in das man Gäste und Klienten einladen konnte, ein Haus, das den Status von Rubirius Metellus und seinem Sohn widerspiegelte. Heute ist Calpurnia jeder selbstverständlichen Annehmlichkeit entblößt; Zimmer in ihrem Haus stehen bereits leer, da ihre Habseligkeiten und Sklaven in den Besitz eines Erbschleichers übergehen werden. Über die Jahre wurde ihr alles, was sie vom Leben als Ehefrau in einer vornehmen Familie erwarten konnte, allmählich genommen – wobei als schwerster Schlag ihr einziger Sohn der Korruption verdächtigt wurde und seine Karriere für immer zum Stillstand kam, als man seinen Vater anklagte und verurteilte. Wenn es die Pflicht einer Mutter ist, ihre Kinder gut zu erziehen, wenn wir jene edlen Frauen preisen, die das mit Intelligenz tun, dann hat die Entehrung, die dem jungen Metellus Negrinus angetan wurde, auch den Namen seiner Mutter beschmutzt. Daher überfiel sie ein weiteres Entsetzen. Eine letzte Hoffnung auf einen guten Ruf war ihr unerbittlich entzogen worden. Verzweifelt versuchte sie, ihren Mann zu einem rechtlich vertretbaren Selbstmord zu überreden und die Reste der Familienehre zu retten. Er lehnte es ab.
Daran ist erkenntlich, welche Art Mann Metellus war. Es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber wir müssen es begreifen.
Das war der Mann, der die Gemütsruhe und das Glück seiner Frau über dreißig Jahre lang zerstört hatte.
An wen sollte sie sich in einem solchen Moment um Rat und Anleitung wenden? Mein Kollege Didius Falco wird als Nächster sprechen. Er wird erklären, wie Calpurnia Cara sich in ihrer Bedrängnis an den schlimmstmöglichen Ratgeber wandte.«
Marponius warf mir einen fiesen Blick zu. Er hatte sich daran erinnert, dass wir eine gemeinsame Geschichte hatten.
»Wir genießen das alles zu sehr, Falco! Wir sollten lieber Pause machen und uns beruhigen.«
Unser Fall hatte einen Höhepunkt erreicht. Stimmengewirr erfüllte das Gericht. Passanten waren neugierig hereingeströmt, selbst die Penner, die den ganzen Tag auf den Basilicastufen würfelten, hatten ihre Spiele im Stich gelassen.
Jemand anders machte eine gute Figur und bekam die Aufmerksamkeit in seinem Gericht. Daher beendete Marponius die heutige Verhandlung und vertagte sie auf den nächsten Morgen.
XXII
Marponius mochte zwar die Stimmung zerstört haben, aber die Unterbrechung hatte Vorteile. Auf diese Weise konnte ich meine Rede wenigstens vorher niederschreiben. Ich würde sie vor Gericht nicht ablesen – das würden der
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