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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Richter und die Geschworenen als Beleidigung auffassen –, aber ich hatte Vorbereitungszeit gewonnen.
    Anacrites kam zu mir geschlendert. »Morgen könnte es lebhaft werden. Du riskierst viel, Falco!«
    »Komm und schau zu.« Ich zwang mich zu einem Grinsen. »Du könntest noch was lernen.« Meine Augen mussten schmal geworden sein. »Und was ist dein Interesse an dem Fall?«
    Anacrites blickte über die Schulter. Er gab sich liebenswürdig und senkte die Stimme. »Die Korruptionssache als Beobachter zu vertreten.«
    »Die ist längst gegessen. Der Täter ist tot, nur zu deiner Information.«
    Honorius tat so, als würde er eine Schriftrolle sorgfältig aufrollen, aber ich merkte, dass er uns belauschte. Aelianus saß schweigend da und beobachtete uns offen.
    Anacrites verhielt sich weiter so, als wären er und ich alte Palastkollegen, die vertrauliche Hinterstubenneuigkeiten austauschten. »Die Sache mag zwar in der Ablage gelandet sein, aber sie bleibt heikel. Der Alte hat den Ruf, habgierige Beamte in Schlüsselpositionen zu setzen, damit sie ihren Posten bis zum Letzten ausquetschen.«
    Das war mir bekannt. »Vespasian und seine berühmten Geldschwämme! Saugen sämtliche Beute für das Schatzamt auf. Was hat das mit meinem Fall zu tun?«
    Anacrites zuckte mit den Schultern. »Es gibt Gerüchte – alles unbegründet, behauptet der Palast –, dass Vespasian nur noch glücklicher ist, wenn ein Beamter dann wegen Erpressung vor Gericht gestellt wird. Wird der Beamte verurteilt, bekommt der Staat einen großen Batzen aus der Entschädigung.«
    Ich sog die Luft ein, als wäre ich schockiert. »Wie abstoßend! Aber lass es sein, du übertreibst die Sache. Rubirius Metellus war kein Beamter. Negrinus wurde nie angeklagt, also kann er auch nicht als kaiserlicher ›Schwamm‹ bezeichnet werden. Silius Italicus möchte von euch gern als Mann mit Gemeinsinn betrachtet werden, weil er den Vater angeklagt hat, aber das hat er nur aus Eigeninteresse getan. Wenn das Schatzamt irgendeinen Gewinn gemacht hat, war das ein unverhoffter Bonus für die. Ich würde sagen, der Kaiser ist der Einzige, der davon freigesprochen werden kann, ein nachteiliges Interesse zu haben.«
    »Nur mal sehen, wohin der Wind bläst«, murmelte Anacrites. »War das deine Idee?«
    »Die deines Freundes Titus Cäsar.«
    Titus Cäsar war kein Freund von mir, aber Anacrites war ständig eifersüchtig darauf, dass ich Einfluss besitzen könnte, den er nicht hatte.
    Wir wurden von Paccius Africanus unterbrochen. »Ich freue mich schon darauf, von Ihnen in die Mangel genommen zu werden«, sagte mein potenzielles Opfer lächelnd, aber mit einem drohenden Unterton, der mich entnerven sollte.
    Als Paccius ging, sorgte Anacrites dafür, dass ich sein unheilvolles Kopfschütteln mitbekam. Sogar der schweigend neben mir stehende Aelianus ballte verärgert die Fäuste. Honorius, der mich ohne Vorwarnung in diese Situation gebracht hatte, tat so, als würde er nichts davon bemerken.
    Ich hatte schon bei anderen Gelegenheiten die Anklage vertreten; der Vorgang selbst schreckte mich nicht. Aber ich hatte noch nie einen Mann von so hohem Rang wie Paccius Africanus angegriffen. Wenn ich ihn der Verschwörung mit Calpurnia beschuldigte, würde das seinen Ruf schädigen – und er war viel zu mächtig, um das hinzunehmen. Jeder, der heute im Gericht gewesen war – einschließlich Paccius und Silius –, wusste, dass der morgige Tag jemanden in Bedrängnis bringen würde. Manche rechneten damit, dass Paccius etwas Hinterhältiges unternehmen würde. Daher konnte alles, was eventuell passierte, nur mir schaden.
     
    Als wir unsere Unterlagen eingesammelt hatten und nach draußen gingen, wartete Helena oben an den Stufen auf mich. Sie unterhielt sich mit ihrem Vater. Er trug immer noch seine Toga, wirkte aber auf liebenswerte Weise zerknittert. Sein Haar stand noch mehr ab als sonst, als wäre er sich ständig mit den Händen hindurchgefahren. Beide hatten sie die Ankündigung meines kommenden Plädoyers gehört und schauten mich besorgt an, als ich die Basilica verließ.
    Ich wollte direkt nach Hause gehen, um mich vorzubereiten, doch Camillus Verus griff nach meinem Arm. »Ich nehme diesen Burschen mit ins Gymnasium«, sagte er lässig zu Helena.
    »O Vater, doch nicht ›ins Gymnasium‹? Das sagt Marcus immer, wenn er Frauen anmachen und zum Würfelspiel gehen will.« Helena schien erstaunt über ihren Vater zu sein. Genau wie ich.
    Er zwinkerte ihr verschmitzt zu.

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