Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
»Wir wollen nur einen trinken. Erzähl das ja nicht deiner Mutter.«
    »Hm, ein Kater wird ihm nicht helfen, wenn er morgen vor Gericht auftreten muss.«
    »Das ist ein Trick«, wischte Decimus ihren Einwand weg. »Die Gegenseite denkt dann, man sei so zuversichtlich, dass man einen draufmachen kann, wo man doch eigentlich zu Hause sein müsste und sich in seine Notizen vertiefen sollte.«
    »Ich hab noch nie gehört, dass Demosthenes sich dem Wein hingab, wenn ihm eine große Rede bevorstand …« Helena kapitulierte. »Pass auf ihn auf.«
    »Natürlich. Aber es könnte spät werden, bis Marcus nach Hause kommt.«
    Jetzt machte ich mir ernsthaft Sorgen.
    Helena Justina hob ihre Brauen noch höher. Sie waren dicht, genau wie die ihres Vaters. »Ich werde mir einreden, dass er in Sicherheit ist, während er sich mit dir unterhält.«
    »Das Reden werde ich allein übernehmen«, verkündete ihr Vater. »Marcus wird sich Notizen machen.«
    Sein Ton hatte sich verändert. Ich hatte ihn schon früher ernst erlebt, aber noch nie mit so unbewegtem Gesicht. Ja, ich konnte mich auch nicht erinnern, dass wir je zusammen ins Gymnasium gegangen wären, wo wir uns normalerweise eher zufällig trafen. Wir sahen einander im häuslichen Zusammenhang, standen uns aber ansonsten gesellschaftlich nicht nahe. Er war Senator, und ich war Privatermittler. Nichts konnte das jemals ändern.
    Wir mussten nicht weit gehen. Wir waren beide Stammkunden einer Einrichtung hinter dem Castortempel. Ich hatte ihn dort eingeführt, denn selbst ein Senator konnte in diesem Gymnasium nicht ohne Empfehlung eine Mitgliedschaft erwerben. Das Gymnasium wurde von meinem Trainer Glaucus als eine Art Club geführt. Clubs waren verboten, aus Furcht, dort könnten sich politische Hitzköpfe treffen, um sich gegen die Regierung zu verschwören. Solchem Ärger ging ich gern aus dem Weg. Aber ein privates Gymnasium wie das von Glaucus galt gesellschaftlich als akzeptabel. Körperliche Ertüchtigung ist gesund. Dumpfbacken, die nicht mal das Wort »Republik« buchstabieren können, fuchteln mit den Armen herum und heben schwere Gewichte an ihre breiten haarigen Brustkörbe – oder?
    Glaucus ließ nur eine gewisse ruhige Klientel zu. Manche, wie ich, hatten berufliche Gründe zum Trainieren. Andere bevorzugten einfach die Kultiviertheit eines Ortes, an dem rüpelhafte oder abartige Unmenschen nicht zugelassen waren. Es gab keine lauten Stimmen, keine krakeelenden Besoffenen – und auch keine öligen Mistkerle, die nach hübschen Jungs Ausschau hielten. Zum Speerwerfen war zu wenig Platz, aber es reichte zum Ringen und Schwertfechten. Für ein erkleckliches Honorar erteilte einem Glaucus eine Lektion, die fast so unangenehm war, als würde eine Horde mörderischer Stammesangehöriger auf wilden Pferden über einen hinweggaloppieren – oder man konnte sich in einem kleinen Innenhof entspannen und Gedichte lesen. Sogar eine Bibliothek war vorhanden, die allerdings wenig benutzt wurde. Man konnte sich von einer entzückenden jungen Dame die Fingernägel schneiden lassen oder köstliche kleine, mit Pistazienkernen gespickte Kuchen kaufen. Vielleicht bot die Maniküre zusätzliche Dienste an, aber falls dem so war, drängte sie sich nicht auf. Ich begnügte mich immer mit einer Nussschnitte, das kann man mir glauben. Ob sich der Senator das jemals gönnte, bezweifle ich, denn seine Frau veranlasste ihn, auf sein Gewicht zu achten.
    Wir badeten. Decimus ließ sich für gewöhnlich von einem Sklaven abschaben, und heute tat ich das auch. Ich stand in Gedanken verloren da, während der Junge geschickt mit dem Strigilis werkelte. Danach schwamm Decimus in dem kleinen Becken. Das tat ich nie, dafür machte ich ein paar Übungen und fuhr damit fort, nachdem mein Gefährte aus dem eiskalten Wasser gestiegen war, sich in eine Robe gehüllt hatte und mit Glaucus plauderte.
    »Dein Name ist in aller Munde«, sagte Glaucus, als ich mich ihnen anschloss. Er missbilligte das. Ich auch. Berühmtheit mag für manche anziehend sein, aber in meinem Gewerbe ist sie eine Belastung. Privatschnüffler sollten anonym bleiben.
    »Das wird rasch vergessen sein.«
    »Hängt davon ab, wie sehr du dich zum Narren machst, Falco.« Mein Trainer hielt nichts davon, seine Klienten mit Schmeicheleien an sich zu binden.
    »Ach, nicht mehr als sonst«, beruhigte ich ihn.
    Er lachte krächzend. »Dann ist es ja gut.«
    Der Senator war fertig damit, sich abzutrocknen und Tuniken anzuziehen. Mit über

Weitere Kostenlose Bücher