Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Claudias finanzieller Erwartungen für ihn so unbequem geworden war.
    »Ich hätte es dir gesagt, wenn ich es gewusst hätte«, erwiderte er mit leisem, bissigem Unterton. Aber im nächsten Moment lächelte er stolz, genau wie es jeder Vater zu tun hat, dessen erstes Kind fällig ist – fällig, während wir unseren Nachtisch aßen, nach Claudias Umfang zu urteilen.
    Sie trug eine Halskette aus extrem großen Smaragden, mit der Haltung eines Mädchens, das findet, sie könne genauso gut den einen Aspekt ihrer Persönlichkeit zur Schau stellen, den ihr Mann echt bewundert. Wenn sie sich jetzt trennten, würde Claudia – eine kluge, gutherzige junge Frau, die ihren eigenen Fehler nur zu gut begriff –, sobald das Neugeborene alt genug zum Reisen war, in ihre Heimatprovinz Hispania Baetica zurückkehren. Justinus wusste, welche Konsequenzen das hatte. Er würde ihre Mitgift zurückzahlen müssen. Er würde einräumen, dass ein so kleines Kind bei seiner Mutter leben sollte, also würde er das Kind nie wiedersehen. Er würde nicht eine Sesterze von Claudias vielgerühmter Erbschaft erhalten. Seine Mutter würde ihm nie verzeihen, sein Vater würde ziemlich wütend werden, seine Schwester würde verzweifeln, und sein Bruder würde sich diebisch freuen.
    Der in der Falle sitzende junge Ehemann schaute mich wieder an. Ich behielt einen neutralen Gesichtsausdruck bei und gratulierte Claudia.
    Claudia Rufina dankte mir mit der Würde, an die wir inzwischen gewöhnt waren. Zu meiner Erleichterung hörte ich Helena ihren Vater nach dem Prozess fragen.
     
    Der Senator stützte sich auf seinem Ellbogen hoch, begierig, die Bühne zu übernehmen. Er war ein grauhaariger, scheuer Mann von tiefer Menschlichkeit. Das Leben hatte ihn wohlhabend genug gemacht, um zu Ansehen zu kommen, doch gleichzeitig zu arm, um viel damit anfangen zu können. Genau in dem Moment, als Vespasian – mit dem er seit langem auf freundschaftlichem Fuß stand – Kaiser wurde, hatte eine Familienpeinlichkeit Camillus gebremst. Ein Verwandter hatte sich an einer dämlichen Verschwörung beteiligt, und alle waren in Ungnade gefallen. Andere aus Vespasians Kreis hatten zu dieser Zeit mit Posten und Ehren rechnen können, aber Camillus Veras wusste, dass er mal wieder gegen die Parzen verloren hatte.
    »Ich habe gehört, dass die Vorverhandlung vor dem Magistrat stark umstritten war«, sagte er. »Der Prätor versuchte, den Fall abzuweisen, aber Silius blieb beharrlich. Die erste Anhörung war ziemlich milde. Silius fasste sich bei den Beschuldigungen kurz. Wir nehmen an, dass er seine Überraschungen für die Kurie aufhebt.«
    »Wie weit sind sie gekommen?«, wollte Helena wissen.
    »Sie sind durch ihre Eröffnungsplädoyers gerast …«
    »Silius als Ankläger und Paccius Africanus als Verteidiger?«, stellte ich klar.
    »Ja. Beide haben junge Burschen zur Unterstützung, aber die hohen Herrschaften wollen selbst sprechen.«
    »Und die Penunzen allein einstreichen!«, bemerkte ich. Eine Anklage kann zwischen mehreren Anklägern aufgeteilt werden, aber dann muss jede Entschädigung nach dem Schuldspruch ebenfalls zwischen mehreren geteilt werden.
    Der Senator lächelte. »Es gibt eine Menge Spekulationen darüber, was übrig bleiben wird. Wenn Metellus ermordet wurde, muss die Familie die ursprüngliche Prozessrechnung an Silius bezahlen. Das ist sein Motiv, den neuen Fall vor Gericht zu bringen. Aber der Schwiegervater des Sohnes …«
    »Servilius Donatus?«
    »Genau. Der verbreitet sich über einen vorherigen Anspruch auf Entschädigung wegen Missbrauchs der Mitgift seiner Tochter. Es geht um Land. Metellus senior hat es verwaltet – sein Sohn war noch nicht emanzipiert –, und er hat das ganze Land verkauft.«
    Ich stieß einen Pfiff aus. »Das durfte er nicht. Die Mitgift ist zum Wohle des Paares und seiner Kinder bestimmt …«
    »Saffia hätte ihre Einwilligung geben müssen«, bestätigte Decimus. »Ihr Vater sagt, sie hätte nie zugestimmt. Metellus hat behauptet, dass sie das getan hat.«
    »Aber wenn es zur Scheidung kommt«, Claudia Rufina schien enervierend genau über das Gesetz Bescheid zu wissen, » muss die Mitgift zurückgezahlt werden, damit die Frau sie zur Wiederverheiratung benutzen kann.«
    »Wenn sie wieder heiraten will«, sagte Justinus. Er hätte die Klappe halten sollen.
    »Das ist obligatorisch«, fuhr seine Mutter dazwischen. »Das augustäische Recht besagt, dass sie innerhalb von sechs Monaten einen neuen Ehemann nehmen

Weitere Kostenlose Bücher