Tod Eines Senators
muss, außer sie ist nicht mehr im gebärfähigen Alter.«
»Nur wenn sie in der Lage sein will, Erbschaften anzutreten«, beharrte der junge Quintus. Er wusste wirklich, wie man dafür sorgte, dass es am morgigen Frühstückstisch zu einem hitzigen Streit kommen würde. Ich hatte das starke Gefühl, dass Scheidung und ihre Konsequenzen hier in letzter Zeit intensiv besprochen worden waren. Helena schaute mit leichter Anspannung zu mir. Sie mochte sowohl ihren Bruder als auch dessen Frau und konnte es nicht leiden, wenn es Ärger zwischen den beiden gab.
»Tja, Saffia Donata will ihr Erbe«, sagte der Senator friedfertig. »Das ist eine weitere Eigentümlichkeit. Wenn Metellus’ Tod als Selbstmord erachtet wird, hat sein Testament Bestand – und Saffia Donata erzählt überall, sie würde eine beträchtliche Hinterlassenschaft erhalten.«
»Aber sie ist geschieden.«
»Merkwürdig, was?«
Jetzt war ich vollkommen wach. »Einstürzende Triglyphen! Wer kommt sonst noch in diesem schockierenden Dokument vor? Und wenn ich es recht bedenke, Decimus – woher weißt du das?«
Der Senator zwinkerte mir zu. »Eine Menge Leute wissen davon – obwohl das den Metelli gar nicht recht ist.«
»Wenn Saffia so nett erwähnt wird«, bettelte ich, »dann sag uns doch bitte , wer für sie zur Seite geschoben wurde.«
Decimus tat so, als wäre es unter seiner Würde, sich mit Klatsch hervorzutun. Seine Frau schaute mit festem Blick auf einen Pfirsich, den sie schälte. »Der Sohn, sagt man.«
Ich war erstaunt. Metellus und sein Sohn schienen so eng miteinander verbunden, als es um den Korruptionsskandal gegangen war. Und kein Römer enterbt leichtfertig eines seiner Kinder, ganz zu schweigen seinen einzigen Sohn. »Und was ist mit der Schwester, die angeklagt ist – Juliana? Wisst ihr das?«
»Tja, soviel ich gehört habe«, Julia Justa wischte sich die Finger an einer Serviette ab, »erhält Rubiria Juliana eine Hinterlassenschaft, die aber nach dem üblichen Verfahren gegen das verrechnet wird, was sie bereits als Mitgift bekommen hat.«
»Sie hat ihren Anteil also bereits. Die große Überraschung für das Gericht ist demnach, dass Juliana nicht hinter Geld her war.«
Ich war enttäuscht. Geld ist das Hauptmotiv, Menschen umzubringen. Wenn sie viel zu gewinnen gehabt hätte – und wenn sie davon gewusst hätte –, dann hätte Rubiria Juliana wahrscheinlich etwas getan, um das Ableben ihres Vater zu beschleunigen, und wir könnten Silius alle genussvoll dabei zuschauen, wie er sie öffentlich anprangerte. Ohne dieses Motiv war Juliana vermutlich unschuldig. Was ihren Prozess zu einer viel traurigeren und schmutzigeren Angelegenheit machte. Es gab keinen vernünftigen Grund für Silius, die Frau anzugreifen.
XII
»Juliana sah krank aus«, sagte der Senator, als wir uns am nächsten Tag trafen.
»Du meinst, sie haben dafür gesorgt, dass sie krank aussah«, höhnte seine Frau. Ich hatte Julia Justa einst für eine harte Frau gehalten, aber genau wie ihre Tochter Helena hatte sie einfach keine Geduld für Heuchelei. »Mit Bleiweiß kann man so viel machen.«
»Das ist zur Gewohnheit geworden«, beschwerte sich Helena und schob ihre Füße unruhig auf der Speiseliege hin und her. Sie hatte ihre Sandalen ausgezogen, sonst hätte ich mir Sorgen wegen der neuen Möbel gemacht (wir befanden uns diesmal in unserem Haus, nur zusammen mit Helenas Eltern). »Ich weiß nicht, warum sich jemand mit dieser Gesichtsbemalung abgibt, nur um Mitgefühl zu erwecken …«
Sie war begierig darauf, die Neuigkeiten des Tages zu erfahren. Und außerdem, je rascher sie ihre Eltern dazu bringen konnte, sich mit den Einzelheiten des Prozesses zu befassen, desto eher konnte Helena aufhören, sich darüber Sorgen zu machen, dass die beiden Albia (die sie für eine unpassende Wahl als Kindermädchen unserer Töchter erachteten) und das Mahl finster anstarrten. Bis vor kurzem hatten wir keinen Koch besessen. Derjenige, den ich letzte Woche vom Sklavenhändler erworben hatte, war zwei Tage später wieder verkauft worden, und der neue hatte keine Ahnung, was Bratensoße war. Trotzdem war es eine Verbesserung. Der Erste hatte versucht, Salat zu braten.
»Probier mal diese faszinierenden Hühnereier«, bot Decimus seiner Frau an. »Marcus hat mir erzählt, dass sie eine klassische Delikatesse aus Moesia sind; es dauert Tage, die kleinen schwarzen Flecken hinzukriegen.«
»Was ist mit dem anderen Koch passiert, den ihr hattet?«, wollte
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