Tod Eines Senators
meine unversöhnliche Schwiegermutter wissen. Nach einem stillen Blick auf die Hühnereier mit ihrer seltsamen Umhüllung aus karamellisierten Tiegelsplittern ignorierte sie die Glasschale, in der die Eier lagen.
»Weiterverkauft. Mit Gewinn, wie ich stolz behaupten kann.«
»Oh, es ist dir gelungen, einen Idioten in der Käuferschlange zu finden?«
»Ich habe ihn an meinen Vater verkauft.« Ich gluckste lahm. »Ein doppelter Handstreich – nur bedeutet es, dass wir bei ihm nicht mehr speisen können.« Das war kein Verlust, wie Julia Justa wusste.
»So wie ich deinen Vater kenne, wird Geminus ihn schon wieder losgeworden sein – mit einem gesunden Preisaufschlag.« Der Senator hatte Papa nicht nur kennen gelernt, er hatte dummerweise auch Dinge bei ihm gekauft.
»Ich habe diese Vision«, sagte ich träumerisch. »Der Koch, dessen Name Genius ist, damit ihr ihn gleich ablehnt, wenn er euch angeboten wird …«
»Nur du konntest auf so einen Namen hereinfallen, Marcus.«
»Stimmt! In meiner Vision wird Genius in Rom herumgereicht, nimmt ständig an Wert zu, da nachfolgende Besitzer ihn mit falschen Geschichten über seine Gerichte zu überhöhten Preisen weiterverkaufen. Alle wollen die Umsatzsteuer zurückbekommen, wenn sie ihn abschieben … Die ganze Zeit sammelt er gefälschte Empfehlungen ein, bis er zum Starkoch der Gourmets wird, von allen begehrt, als könnte er Soßen wie Ambrosia aufschäumen …«
»Er wird zu einem neuen Investitionswert«, machte der Senator das Spiel mit. »Genius muss nie wieder eine richtige Küche betreten – was auch nur gut so ist, wenn ich taktvoll an die Nachwirkung der Schweinefleischmarinade erinnern darf, die er letzte Woche für uns zubereitet hat.«
»Diese Dattelsoße ist sehr gut«, bemerkte Julia Justa äußerst höflich. Damit hatte sie uns ihre Ansicht zu Genius mitgeteilt, doch wenn seine Kochkünste sie krank gemacht hatten, würde sie nie so weit gehen, das zu äußern. »Und der heutige Würzwein ist ausgezeichnet.«
»Den hat Albia gemacht«, erwiderte Helena, ohne ihre Eltern damit zu verstören, dass ich die Dattelsoße zubereitet hatte; sie hörten nicht gerne, wie plebejisch ich war. Albia wurde rot. Wenn die Kinder im Bett waren, ließen wir Albia mit uns essen, was sie nicht ausstehen konnte. Doch wir waren Freidenker. Alle mussten sich mit unseren hohen Prinzipien abfinden. Ich kaufte Sklaven, die offensichtlich nutzlos waren, weil mir die Vorstellung, sie zu besitzen, unangenehm war, und ich konnte mich nicht dazu durchringen, so hart zu schachern, wie man musste, wenn man jemanden mit echten Fähigkeiten haben wollte.
Was Albia betraf, die hatten wir von Londinium nach Rom verpflanzt, um ihr das Leben zu ermöglichen, das ihr durch den Verlust ihrer Familie während der Boudicca-Rebellion verwehrt worden war – und sie würde verdammt noch mal ein Familienleben bekommen, selbst wenn sie Zurückgezogenheit vorzog. Albia entwickelte sich zu einer ruhigen, schweigsamen, toleranten Jugendlichen. Sie betrachtete diese dekadente Welt, in die wir sie verschleppt hatten, mit ihren blauen britannischen Augen voller Vorbehalte. Sie schienen unsere spezielle römische Verrücktheit anzuerkennen, während sie gleichzeitig ihre eigene, sehr viel zivilisiertere Zurückhaltung beibehielten. Ich hatte sie schon manchmal ganz leicht den Kopf über uns schütteln sehen.
Trotzdem hatte Helena ihr beigebracht, wie man ausgezeichneten Würzwein zubereitete.
»Heute war Rubiria Julianas Tag vor Gericht«, sagte der Senator. Ich bemerkte, wie Helena ihr rotes Kleid an der Schulter hochschob, wo eine Nadel sie drückte. Beim Anblick des glatten Fleisches zwischen den Befestigungsnadeln bekam ich Gänsehaut. Helena lag flach auf dem Bauch – keine manierliche Essenshaltung, wie ihre Mutter auch kundtat und was wiederum mir angelastet werden würde, dem schlechten Einfluss des Unterschichtsehemanns. Helena stützte ihr Kinn in die Hände, eine Pose, die unbewusst von Albia nachgeahmt wurde, obwohl die Vierzehnjährige bald nicht mehr darauf achtete, was Decimus erzählte, und sich wieder dem Essen zuwandte. Helena hatte das Interesse daran verloren. Sie konnte kaum erwarten, was ihr Vater zu berichten hatte.
»Ich nehme an, dass es keine dokumentierten Beweise gab, Papa?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Und auch keine Zeugenaussagen, nur das, was die Angeklagten selbst vorzubringen haben. Da haben wir also Juliana, in angemessener Trauerkleidung und leicht
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