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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zerzaust – sehr sorgfältig gemacht, muss ich sagen. Sie hat uns allen so viel Mitgefühl wie möglich entlockt, dabei aber ordentlich genug ausgesehen, um ehrbar zu wirken.«
    »Für eine Frau ist das schwierig«, warf Julia Justa ein. »Wenn sie sich zu sehr zurechtmacht, würdet ihr sie für ein herzloses Wesen halten. Wenn sie unordentlich wirkt, bekäme sie eure Stimme trotzdem nicht.«
    Der Senator zwinkerte mir zu, ohne es zu verbergen. »Für den Ankläger gab es ebenfalls Fallgruben. Greift er sie zu grob an, würde Silius wie ein Tyrann wirken. Wenn er sie zu leicht davonkommen lässt, könnte das den Anschein erwecken, dass er den Fall nur aus persönlichen Rachegefühlen vorgebracht hat.«
    »Woran du natürlich nicht glaubst?«, fragte ich trocken.
    »Ich glaube, er ist ein verdammt gerissener Drecksack.« So starke Worte waren selten für Decimus. »Ich erinnere mich an ihn von früher. Zu Neros Zeiten war er ein Denunziant – das ist ein schmutziges Erbe. Man konnte seine Vergangenheit hochkommen sehen, als er heute Morgen ins Kreuzverhör ging. Er benutzt immer noch diese schneidenden politischen Anspielungen: ›Wenn Sie nicht aus einer solchen Familie stammen würden, hätten Sie vermutlich nicht gewusst, was erforderlich war …‹ Als ob die Verwandtschaft mit einer Bande von Vertragsschiebern die arme Frau zu einer geborenen Todesfee machen würde.«
    »Ich bezweifle, dass sie eine Ahnung hat, was im Büro des Ädilen vorging … Hat Silius ein weiteres Motiv angeführt, warum sich Juliana den Tod ihres Vaters wünschte?«
    »Um das Familienvermögen zu retten. Das wäre verloren gegangen, wenn er weitergelebt hätte und sie gezwungen gewesen wären, dem Gerichtsurteil nachzukommen. Was es Silius natürlich ermöglichte, ständig auf der Korruption herumzureiten.«
    »Aber wofür sollte Juliana das Vermögen retten? Sie kriegt doch kaum etwas davon ab, hast du gesagt. Sie hatte ihre Mitgift bekommen, und das war ihr Anteil.«
    »Das ist der schwache Punkt in diesem Prozess.«
    »Wie überspielt er ihn?«, wollte Helena wissen.
    »Durch Ablenkung und unwichtigen Schmutz. Die üblichen alten Prozesstaktiken.«
    »Muss viel Spaß machen, dabei zuzuhören.«
    Ihr Vater nahm sich eine eingelegte Olive, kaute darauf herum und gab keinen Kommentar ab. Er hatte Sinn für Humor, konnte aber bei unangemessenen Witzen prüde werden. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass Helena ihre Bemerkung kritisch gemeint hatte. Sie hörte sich Skandale an, missbilligte aber jene, die damit hausieren gingen, nur um anderen Schaden zuzufügen.
    »Wie hielt sich Juliana als Zeugin?«, wollte ich wissen.
    »Ziemlich gut. Sie blieb bei ihrer Geschichte und ließ sich von Silius nicht einschüchtern.«
    Helena fragte plötzlich: »War ihre Schwester da?«
    »Ja. Gestern habe ich sie nicht gesehen. Heute waren sie alle anwesend – Schwester, Bruder, Mutter und die Ehemänner der beiden Mädchen. Vermutlich, um der Angeklagten Rückenstärkung zu geben. Die Verteidigung hat ebenfalls ordentliche Arbeit geleistet. Sie hat nachgewiesen, dass Juliana immer eine gute Tochter war, Mutter ist, nur einen Ehemann gehabt hat – der im Gericht anwesend war, um sie zu unterstützen –, für ihre Handlungsweise nicht von ihrer Mutter kritisiert wurde – die dito im Gericht war –, sich nicht mit ihrem Bruder über den Tod des Vaters gestritten hat – dito, dito – und von ihrem Vater wärmstens für ihre Liebe und Fürsorge gelobt worden war, kurz bevor er starb.«
    »Es war also ein nutzloser Tag?«, grummelte Helena.
    »Ganz im Gegenteil.« Ihr Vater richtete sich etwas auf. »Es gab eine Sensation. Die hätte ich nicht missen mögen. Nach Julianas Verhör folgte ja die Nachmittagssitzung. Sie hatten noch Zeit, mit dem Apotheker anzufangen.«
    »Der Mann, der die Schuld auf sich nehmen muss«, murmelte ich, der zynische Plebejer.
    »Oder Schlimmeres, der arme Kerl«, sagte Decimus.
    Genussvoll berichtete er, was passiert war, als man Rhoemetalces dem Senat vorgeführt hatte. Silius Italicus befragte ihn eindringlich nach den Pillen, die der Apotheker Juliana verkauft hatte. Sie gingen die Geschichte durch, die ich in meinen Bericht aufgenommen hatte – die Pillen sollten Kornradesamen enthalten, ein schnell wirkendes Gift. Rhoemetalces sagte erneut, dass sie für sich genommen innerhalb einer Stunde töten würden. Und er behauptete wieder daran zu glauben, dass die Goldhülle die Verdauung überstehe und den Menschen, der die

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