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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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es sei unmenschlich, zu lange über Formsachen zu diskutieren. Er gab dem Apotheker eine einfache Wahl: Würde er es tun, hier und jetzt, oder nicht? Rhoemetalces bat darum, ihm die Dose zu bringen, nahm eine Pille heraus und schluckte sie runter.«
    »Ich schäme mich!«, jammerte Helena.
    »Es war seine Entscheidung, Liebes …«
    »Keine Entscheidung! Er hatte keine andere Wahl, das hast du selbst gesagt, Marcus.«
    »Tja, er hat’s getan.« Ich bemerkte, dass ihr Vater genauso brüsk war wie ich. Wir hatten beide zu viele Stunden verschwendet, in denen über verschwommene Argumente geschwafelt und Entscheidungen vermieden wurden; das hier war erfreulich eindeutig. »Der Konsul ordnete an, eine neue Wasseruhr aufzustellen …«
    »Und ihr habt alle gewartet? Ihr habt in der Kurie gewartet, bis die nächste Stunde vorbei war?« Helena war immer noch wütend. Ich tätschelte ihren Arm und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich wünschte, ich wäre selbst auf diesen Test gekommen.
    »Rhoemetalces durfte sich setzen – er hatte natürlich gestanden, während er seine Aussage machte«, fuhr ihr Vater fort. »Also blieb er auf der Bank, den Rücken sehr gerade, die Arme verschränkt. Niemand wagte, sich ihm zu nähern. Außer Paccius hin und wieder.«
    »Um seinen Klienten zu beruhigen?«, höhnte Helena. »Der Klient, der möglicherweise vor seinen Augen sterben würde? Auf seinen Vorschlag hin?« Decimus neigte den Kopf und räumte damit diese schmutzige Moral ein. »Hier geht es überhaupt nicht um die Angeklagten, nicht wahr? Das ist nur eine Schlacht zwischen Silius und Paccius«, schimpfte Helena. »Sie geben keinen Pfifferling darum, was mit anderen passiert.«
    Der Senator antwortete mit gleichmäßiger Stimme. »Zwischen ihnen besteht eine lang andauernde Fehde, ja. Keine persönliche Feindschaft, aber eine persönliche Balgerei um Überlegenheit. Während der Mann dort wartend saß, haben sie sogar zusammen Witze gemacht. Man könnte sagen, sie respektieren die gegenseitigen professionellen Qualitäten – oder man könnte sagen, dass es stinkt.« Welcher Version Helena zuneigte, konnte er sich denken. Ich glaube, das konnten wir alle. »Wir anderen liefen durcheinander, Leute rannten aufs Forum hinaus und wieder zurück, die Neuigkeit verbreitete sich, die Menge draußen wurde größer, alle standen murmelnd in kleinen Gruppen beisammen und starrten hinüber zu dem Apotheker.«
    »Und was ist mit ihm passiert?« Ich barst schier vor Begierde, es zu hören.
    »Nichts.«
    »Er hatte Recht wegen der Pillen? Er hat überlebt?«
    »Bisher ja.«
    »Vielleicht hat er eine langsame Verdauung«, warf Julia Justa ein, als würde es sich um ein Kind aus ihrem Haushalt handeln, das einen Denarius verschluckt hatte.
    »Ja. Der Konsul ließ Rhoemetalces unter Bewachung in sein eigenes Hause führen, wo der Apotheker, weiterhin bewacht, die Nacht verbringen wird. Er bekommt weder etwas zu essen noch zu trinken, damit er kein Gegenmittel nimmt. Wenn er morgen Früh noch lebt …« Der Senator hielt inne. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Die Geschichte war sensationell.
    »Was, glauben wir, wird passieren?«, fragte ich.
    »Wir glauben – da er eine Stunde im Gericht überstanden und immer noch nervös, aber zuversichtlich wirkte –, wir glauben, das Rhoemetalces die Nacht überleben wird.«
    »Mehr braucht er nicht zu tun.«
    »Ganz genau, Marcus. Dann ist der Prozess beendet.«
     
    Und so geschah es. Es war wohl die einfachste Verteidigung, die Paccius Africanus je übernommen hatte. Na ja, einfach für ihn. Für Rhoemetalces und sogar für Juliana musste es nervenaufreibend gewesen sein.
    Die Angeklagten wurden am nächsten Morgen vom Konsul freigelassen. Juliana wurde in einer Prozession von ihrem Mann und der Familie heimgebracht, bei denen viele unangemessene Zeichen des Triumphs beobachteten. Der Apotheker, der unverheiratet war, kehrte allein in seine Arzneibude zurück, wo er für sehr kurze Zeit große Mengen von Kunden anzog. Sensationsgier führte zu der üblichen zweifelhaften Faszination. An diesem Nachmittag verdiente er ein Vermögen. Bald erinnerten sich die Leute jedoch daran, dass er gestanden hatte, teure Pillen verkauft zu haben, die keine Wirkung hatten. Was nicht zynischer war als das, was die meisten verlogenen Hustensaftpanscher einem aufdrängen, aber als er das Gefühl hatte, dass es wirklich darauf ankam, war Rhoemetalces ehrlich gewesen. So was geht bei uns überhaupt nicht. Rom

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