Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
ist eine komplexe, weltgewandte Gesellschaft. Der Wahrheit wird ebenso misstraut wie griechischen Philosophen. Also blieben die Kunden weg.
    Sein Verkauf verringerte sich, bis Rhoemetalces seinen Lebensunterhalt nicht mehr verdienen konnte. Der Senat billigte ihm wegen seines niederen Rangs nur die dürftigste Entschädigung für den Prozess zu. Der Überlebenskampf wurde zu schwierig. Schließlich nahm er Opiumsaft und brachte sich um. Wenige Menschen hörten davon. Warum sollten sie auch? Er war nur ein kleines Licht, das von den Großen in Schwierigkeiten gebracht worden war. Ich schien der Einzige zu sein, der Bemerkungen über die Ironie seines Selbstmordes machte.
    Die Metellus-Schwierigkeiten, die für so viel aufregender erachtet wurden, blubberten immer noch wie ein unbewachter Kochtopf, in dem sich der Inhalt eindickt und herumspritzt und immer weiter hochsteigt, bis er überkocht. Da musste noch mehr kommen. Der Prätor hatte entschieden, dass er nach der Beweislage nicht sagen konnte, der Tod von Metellus sei Mord gewesen, aber er konnte ihn auch nicht als Unfall einstufen. Silius Italicus, ein unversöhnlicher Denunziant, wollte immer noch für den Korruptionsfall bezahlt werden, den er gewonnen hatte. Jetzt hatte es wieder seinen Geldbeutel getroffen, da er Entschädigung auf senatorischer Ebene an Rubiria Juliana wegen der fehlgeschlagenen Anklage zahlen musste. Paccius Africanus würde davon profitieren, wollte aber sogar noch mehr Berühmtheit und Geld aus den Ereignissen herausschlagen.
    Irgendwann würde jemand darauf kommen, dass ein anderer es getan haben musste, wenn die Kornradepille Metellus nicht umgebracht hatte.

XIV
     
     
    Januar und Februar waren noch nie meine Lieblingsmonate. Da konnte man genauso gut in Nordeuropa sein. Zumindest haben die Leute dort Feuer in ihren Hütten, um warm zu bleiben, und sie versuchen nicht mal, auf die Straße zu gehen und vorzugeben, sie genössen das Leben.
    In Rom ist das eine Zeit düsterer Feste. Ihr Ursprung ist im Laufe der Geschichte verloren gegangen, ihr Zweck ist zutiefst ländlich oder hat mit dem Tod zu tun. Ich pflege Rituale zu vermeiden, die mit Samen zu tun haben, und hasse es geradezu, mit dem Blut von Opfertieren beschmiert zu werden. Dieses freudlose Zeug geht weiter bis zu den Caristia, auch abscheulicherweise das Fest des lieben Verwandten genannt. Dabei sollen die Menschen Familienbande erneuern und Streitigkeiten beilegen. Welche Gottheit auch immer sich das ausgedacht hat, sollte mit einem grausigen Bruder, den sie hasst, in eine Zelle gesperrt werden, während nahe Verwandte, die sich gegen die am meisten in Ehren gehaltenen Glaubensüberzeugungen der Gottheit vergangen und deren Hühner geklaut haben, sich um sie versammeln und die Gottheit liebevoll anlächeln, bis sie komplett verrückt wird.
    Zum Glück kann meine Familie die verschiedenen Festtage nie auseinander halten, weswegen wir unsere Meinungsverschiedenheiten auch nie beilegen. Viel gesünder. Unser Groll hat die historische Grandiosität, an der es den meisten Familien traurigerweise mangelt. Rom ist eine traditionsbewusste Stadt; welche bessere Möglichkeit, unseren nationalen Charakter unter Beweis zu stellen, als uralte Bitterkeit aufrechtzuerhalten und wie Könige beleidigt hinauszustürmen, wenn sich zu viele von uns in einem Raum versammelt haben?
    Unter den Nachkommen des verstorbenen Rubirius Metellus hat es wohl wenig Zeit für das Einhalten von Festtagen gegeben. Sie hatten stets zu viel damit zu tun, sich zu fragen, wer in dieser Woche eines Kapitalverbrechens angeklagt werden würde. Falls sie Tempel aufsuchten, waren ihre Gebete sicherlich inbrünstig, aber ich wette, sie gingen tief verschleiert dorthin. Selbst diejenigen, die an dem Tag kein persönliches Opfer darbrachten, würden ihre Gesichter verdeckt halten wollen, um nicht erkannt zu werden. Vor allem würden sie Silius und Paccius aus dem Weg gehen, denen sie beiden inzwischen exorbitante Geldmengen schulden mussten.
    Paccius Africanus, hieß es gerüchteweise auf dem Forum, hatte einiges bei Wetten darüber eingestrichen, ob Rhoemetalces in der Kurie sterben würde. Ja, Wetten und Glücksspiel sind in Rom gesetzmäßig verboten. Für Juristen muss es eine spezielle Befreiung geben. (Man denke nur an all die Spielbretter, die offen auf die Stufen der Basilica Julia gekratzt wurden.) Nein, ich weiß nicht, wie Paccius damit durchkam. Schockierend. Ich werfe es der Amtsgewalt vor, ein Auge

Weitere Kostenlose Bücher