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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zu Helena und senkte ihre Waffe. Die beiden klammerten sich aneinander, zweifellos vor Erleichterung. Während ich über seine Schulter schaute, erkannte ich, dass sie nicht allzu verängstigt waren, eher zufrieden mit sich. Ich wusste, wer der Mann war. Er bedeutete Ärger, aber nicht in einer Weise, mit der ich nicht fertig werden konnte. Helena und Albia waren sogar ohne mich erfolgreich mit ihm fertig geworden.
    Ich steckte meinen Dolch weg. Er fasste Mut und sprach. »Sie müssen mir helfen, Falco!«
    Ich grinste ihn an. »Guter Junge. Sie wissen, wie das läuft. Jetzt müssen Sie sagen: O Falco, ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll.«
    Gehorsam öffnete er den Mund – tja, ich wusste bereits, dass er leicht zu beeinflussen war –, schwieg dann aber und kam sich dämlich vor. Ich packte ihn an den Schultern, drehte ihn um und schob ihn rasch wieder nach drinnen.
    »Metellus Negrinus, Männer, die sich vor der Untersuchung eines Prätors verbergen, sollten nicht zu lange auf der Straße herumstehen. Uns Privatermittlern wird Kopfgeld für die Ablieferung eines Flüchtigen gezahlt.«

XVI
     
     
    Wir gaben ihm zu essen, mit Wasser verdünnten Wein, Wärme, ein Handbecken zum Händewaschen. Wir versprachen ihm ein Bett, Sicherheit, eine ruhige Nacht. Doch zuerst musste er mit uns reden.
    »Eines müssen Sie wissen«, sagte ich kurz angebunden. Albia hatte uns Suppe gebracht. Sie knallte die Schale vor ihn auf den niedrigen Tisch, sodass sie überschwappte. Ich löffelte meine geziert. Unser Hab und Gut nahm nur langsam an Stil und Menge zu, aber wir besaßen recht geschmackvolle Bronzelöffel, die ich Helena vor Jahren geschenkt hatte. Ich hoffte, Metellus würde sie nicht klauen. Bei korrupten Ädilen weiß man ja nie. Zum Glück hatte niemand daran gedacht, ihm eine unserer fein gewobenen spanischen Servietten zu geben, für die ich selbst bezahlt hatte. »Sie sind des Mordes angeklagt. Sie haben sich geweigert, darauf zu reagieren. Morgen wird Ihr Ankläger sich mit dem Magistrat treffen und Sie formell zum Flüchtigen erklären lassen. Ich habe schon genug Ärger mit der Amtsgewalt. Wenn das passiert ist, werde ich Ihnen in meinem Haus keine Zuflucht mehr geben.«
    »Sie sollten sich dem Prätor stellen«, riet ihm Helena.
    »Das kann ich nicht tun.«
    Unsere nächste Frage hätte sein sollen: Warum nicht? Aber hier ging irgendwas vor. Ich gedachte, vorsichtig nachzufragen.
    Helena hatte mir bereits erzählt, dass Negrinus früher am Abend ins Haus gestürmt war und verlangt hatte, mich zu sprechen. Er war zerzaust und dreckig und außerdem sehr aufgeregt. Sie hatte dafür gesorgt, dass Albia bei ihr blieb. Als er meinte, sie würden ihn über meinen Aufenthaltsort belügen, wurde Helena nervös, und Albia, im Herzen noch immer ein Straßenkind, hatte das Küchenmesser geholt.
    »Sie brauchen einen Leibwächter, um mit diesen Damen fertig zu werden. Sie hätten Ihre Liktoren mitbringen sollen, Ädil.« Seit Neujahr war seine Amtsperiode als Ädil beendet, aber ich bemerkte, dass er sich von mir nach wie vor gern mit diesem Titel anreden ließ. In Ungnade gefallen zu sein hatte bei ihm kein Schamgefühl hervorgerufen. »Es ist nie hoffnungslos«, drängte ich. »Ihre Schwester ist von den gegen sie erhobenen Beschuldigungen freigesprochen worden. Der Prätor könnte beschließen, dass eine weitere Anklage rachsüchtig ist. Er könnte die Anklage gegen Sie abweisen.«
    Negrinus schaute mit glühendem Gesicht auf. »Würde er das tun?«
    Zweifel machte sich breit. »Ich sagte, es wäre möglich. Hören Sie, was hat Paccius gegen Sie in der Hand?«
    Der Mann mit dem rötlichen Haar schob die Schale von sich weg. Er hatte kaum von der Suppe gegessen. Normalerweise musste er ein entschlossener Esser sein, was seine Pausbacken und das rundliche Bäuchlein verrieten. Er sah nicht aus, als würde er oft ins Gymnasium gehen. Jetzt wirkte er niedergeschlagen, geistig völlig erschöpft. Es war leicht zu erkennen, warum er sich herumschubsen ließ.
    Wir befanden uns in unserem Winteresszimmer. Nach seinen Maßstäben musste es ihm schlicht vorkommen, aber uns gefielen die dunklen Wände mit ihrem feinen Filigranmuster goldener Kandelaber zur Teilung formeller Paneele. Helena bedeutete Albia mit einem Nicken, sie könne sich zurückziehen, wenn sie wolle. Sie ging, nachdem sie Negrinus einen finsteren Blick zugeworfen hatte. Da sie bisher nie ein Heim gehabt hatte, verteidigte sie unser Haus umso heftiger.

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