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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Sie hatte sich auf ihrem Lieblingsplatz neben mir auf der Liege zusammengerollt. Ihr Körper war warm unter dem struppigen, lockigen Fell, und sie roch wie gewöhnlich mehr nach Hund, als mir lieb war. Ich nahm meine Hand weg. Mit geschlossenen Augen stupste der glückliche Köter beharrlich dagegen und wollte mehr Aufmerksamkeit.
    »Ich bin immer noch verwirrt wegen des Geldes«, grübelte Helena fast schläfrig. »Ihr Vater soll angeblich ein Vermögen mit den manipulierten Verträgen gemacht haben. Wie konnte er dann so viele Schulden haben?« Vögelchen schaute unbestimmt. Gut möglich, dass er es nicht wusste. Sein Vater konnte alle Einzelheiten der Familienfinanzen für sich behalten haben, vor allem, wenn er in dubiose Praktiken verwickelt war. »Und wie hat Silius Italicus den Betrug in Ihrem Büro aufgedeckt?«, versuchte Helena es als Nächstes.
    »Er sagte, wir hätten einen extravaganten Lebensstil. Darauf ist er vor Gericht ständig herumgeritten.«
    »Ach, diese alte Anschuldigung!« Sie lächelte mit scheinbarem Mitgefühl, fügte aber sogleich forsch hinzu: »Stimmt das?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Was ist dann mit dem Geld passiert?«
    Einen Moment lang dachte ich, Negrinus würde zugeben, dass die Metelli es immer noch hatten. Dann schaute er zu Helena, und mir fiel auf, dass er viel größere Intelligenz zeigte als normalerweise. Sein Gehabe unschuldiger Schwäche könnte nur vorgetäuscht sein. Ich sah einen störrischen Willen aufblitzen. Als er danach behauptete, er wisse nichts über die Erträge aus der Korruption, war ich nicht überrascht und ignorierte es. Er wusste es genau. Höchstwahrscheinlich hatte sein Vater die Schulden einfach gemacht, weil er ein gemeiner Dreckskerl war. Das Geld war irgendwo verborgen. Aber ich hatte das Gefühl, wir würden es vielleicht nie finden.
    Ich gähnte. »Sie müssen müde sein.« Ich war es jedenfalls. Außerdem hingen mir die Metelli zum Hals raus. »Sie haben einiges durchgemacht und sich auf den Straßen herumgetrieben …«
    »Wir haben ein Gästezimmer, in dem Sie heute Nacht bleiben können.« Als Helena ihn zu seinem Schlafzimmer führte, drängte sie: »Negrinus, Sie müssen vor dem Prätor erscheinen. Das ist unvermeidlich, wenn Sie nicht für immer auf der Flucht bleiben wollen.«
    Ich mischte mich ein. »Paccius wird den Prätor morgen aufsuchen. Ich schlage vor, Sie tauchen unerwartet auf und nehmen ihm den Wind aus den Segeln. Ich kann mitkommen, wenn Sie möchten.« Negrinus wollte mich unterbrechen. »Sie müssen erfahren, was er vorhat. Wenn Sie vor den Prätor treten, um ›den Fakten zuzustimmen‹, zwingen Sie Paccius, seine Hauptbeweise auf den Tisch zu legen.«
    »O Marcus, du bist ja so niederträchtig!« Ich konnte mich immer darauf verlassen, dass Helena begriff, worauf ich hinauswollte. Das machte manche Bereiche des häuslichen Lebens verzwickter, war aber bei Gelegenheiten wie dieser nützlich. »Paccius wird das überhaupt nicht gefallen.«
    Negrinus dagegen schien die Vorstellung zu gefallen, Paccius eins auszuwischen. Er stimmte meinem Plan zu.
    Ich fragte mich, ob ich den Nerv hatte, von Paccius ein Honorar dafür zu fordern, Negrinus gefunden und zum Erscheinen überredet zu haben. Ich dachte zwei Sekunden lang darüber nach, dann entschied ich, dass ich sehr wohl den Nerv hatte.

XVII
     
     
    Wir hatten einen schlechten Anfang. Der Prätor hatte bereits eine Proklamation diktiert, die Metellus Negrinus zum Justizflüchtling erklärte. Als ich Negrinus vorführte, verdarb es dem Prätor den Tag. Sein Sekretär hatte die Proklamation sauber abgeschrieben und war überhaupt nicht davon angetan, gute Arbeit zu zerreißen.
    Keine Ahnung mehr, wer der Prätor war. Der übliche. Jeder, der nachschauen will, wer vier Jahre später der verdammte Konsul war, kann es selbst herausfinden. Ich hab’s vergessen. Ich weiß nur, dass er eine miese Ratte war und in einem Büro arbeitete, wo selbst die Schreiber schauten, als wären wir stinkender Dreck, den jemand an der Stiefelsohle hereingetragen hatte. Sie hatten alle was Besseres zu tun, als den Metelli Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
    Paccius Africanus übertraf sich selbst.
    Die Geschichte lautete jetzt so: Metellus Negrinus, zuerst der Handlanger seines Vaters, wurde danach zum willensschwachen Werkzeug seiner Mutter. Nach dem Korruptionsprozess weigerte sich Metellus senior, dem Anstand zu folgen und sich selbst das Leben zu nehmen. Calpurnia war wütend. Eine edle

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