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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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fassen. Vögelchen hatte sich von dem lahmen Fettarsch von Assistenten einwickeln lassen, der für Silius gearbeitet hatte – Honorius.

XX
     
     
    Negrinus saß zusammen mit seiner Schwester in dem eleganten weißen Salon, ein Raum von bewusst zurückhaltend dargestelltem Luxus. Die Möbel wirkten schlicht, aber die Beschläge waren vergoldet. Goldene dorische Säulen stützten Lampen, in denen das feinste Öl brannte. Eine einzelne exquisite halb große Aphrodite schmückte eine abgerundete Nische. Der Ehemann Verginius Laco musste über ein beneidenswertes Vermögen verfügen.
    Carina sah ihrer Schwester Juliana sehr ähnlich. Vögelchen musste nach seinem Vater kommen, denn er glich den beiden gar nicht. Im Gegensatz zu Negrinus mit seiner hellen Haut, scharf geschnittenen Nase und dem scheuen, fast gelehrtenhaften Gesicht war diese junge Frau dunkelhaarig, hatte breite Wangenknochen und einen direkten Blick. Das Selbstvertrauen ihrer Mutter schimmerte bei ihr durch, doch ich konnte erkennen, warum die Leute sie als nett bezeichneten. Sie hatte ein ruhiges Verhalten. Genauso modebewusst wie Juliana, ahmte sie die Damen des kaiserlichen Hofes in Kleidung, Haarstil und Schmuck nach. Alles war teurer als das, was Helena für einen Abend zu Hause als notwendig erachtet hätte.
    Helena war nicht mitgekommen, weil die Kinder sich ungebärdig aufführten. Ich hätte ihren beruhigenden Einfluss brauchen können.
    »Das ist Honorius«, teilte mir mein Klient stolz mit. »Er möchte mich in meinem Prozess vertreten.«
    Es gelang mir, ein Schnauben zu unterdrücken. Warum im Namen von Olympus hatte sich Vögelchen mit einem Spion aus dem Schlangennest seiner Feinde eingelassen? Ich fing Rubiria Carinas Blick auf; sie verriet nichts. Trotzdem war ihr Blick vielsagend. Eine intelligente Frau. Hatte Vögelchen wahrscheinlich gern.
    Ich lehnte mich auf der Liege zurück, auf der man mich hatte Platz nehmen lassen, um irritiert und beleidigt zu schauen. Ich überließ es Honorius, für sich selbst zu sprechen.
    Er sah immer noch wie achtzehn aus, teilte mir aber mit, er sei fünfundzwanzig. Einziges Kind, Vater verstorben, versuchte, eine Karriere im Rechtswesen zu machen. Er hätte eine gute Runde Armeedisziplin vertragen können, um ihm Mumm in die Knochen zu bringen – aber nach einer Woche Rekrutenausbildung würden sie ihn weinend heim zu Mama schicken. Seine Mutter erwähnte er nicht, doch ich erkannte die mütterliche Hand an seinen polierten Schuhen und der wunderschön bestickten Tunika. Ich hätte gewettet, dass ihre armen alten Augen nach der Stichelei dieser purpurroten Streifen und der Halsborte versagt hatten. Ich hätte ebenfalls gewettet, dass der Siegelring seinem toten Vater gehört hatte, und vielleicht der alte Gürtel auch. Und Honorius musste in seiner Toga hergekommen sein, die jetzt zusammengefaltet über der Lehne lag, als hätten die Haussklaven sie nicht mitgenommen, weil sie hofften, den Mann rasch wieder loszuwerden. Wenn es ihm gelungen war, die Sklaven zu verärgern, konnte er auch jedes Gericht verärgern.
    »Ich habe Silius verlassen.«
    Er war leicht errötet. Er glaubte zu wissen, was ich dachte. Ich betrachtete ihn weiterhin schweigend und überließ ihn seiner Besorgnis.
    Tatsächlich meinte ich erkennen zu können, warum Silius Italicus ihn als Partner aufgenommen hatte. Er sah gut aus. Etwas hager, und das dicke krause Haar war zu kurz, aber Frauen würden auf den schlanken Körper und die Augen reinfallen. Eines Tages würde er rundlicher werden, würde aber immer noch einen halben Fuß zu klein sein. Ich schätzte, dass seine Beurteilungsgabe ebenfalls suspekt war, doch die meisten Menschen sehen nie über hübsche Knochen und Selbstvertrauen hinaus. Er würde zurechtkommen, und das mit Leichtigkeit. Konnte er auch die Arbeit leisten? Ich enthielt mich einer Beurteilung.
    Die purpurroten Tunikastreifen bestätigten, dass er Senatorenrang hatte. Vermutlich hatte der tote Vater der Familie zu wenig hinterlassen, um dem Sohn zu ermöglichen, den cursus honorum , die Ämterlaufbahn, einzuschlagen. Dafür hätte er ebenfalls Unterstützer gebraucht. Der offizielle Weg vom Quästor über den Ädilen zum Prätor und dann zum Konsul mochte ihm verschlossen sein, aber er besaß Status und Bildung und eine zu Grunde liegende Zielstrebigkeit. Sich von Silius zu lösen musste ihm Auftrieb gegeben haben. Obwohl ich Honorius einst für jungfräulich gehalten hatte, glaubte ich jetzt, dass er

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