Tod Eines Senators
sämtliche Einzelheiten aus dem Testament Ihres Vaters.«
Ich forderte Honorius mit einem Kopfrucken auf, mir zu folgen, was er lammfromm tat.
»Hören Sie zu, Honorius …«
»Ich dachte, wir wollten pinkeln gehen?«
»In einem Haus wie diesem eignet sich das Örtchen nicht für eine Fallbesprechung. Die haben garantiert eine von diesen verdammten einsitzigen Latrinen.« Ich grinste. »Außerdem hätte Ihre vorherige Begegnung mit Falco und Partner Sie lehren sollen, die Beine immer hübsch überkreuzt zu halten.«
Bei der Erinnerung, wie die beiden Camilli ihn in seinem Büro in die Zange genommen und so lange gepiesackt hatten, bis er uns das Honorar von Silius auszahlte, wurde Honorius rot. Allein der Gedanke daran ließ seinen Harndrang ins Unendliche steigen. Ich setzte mich lässig auf eine Bank im Flur, als wäre ich zu einer ausgedehnten Plauderei aufgelegt.
»Ich muss …«
»Kollege, Sie müssen vor allem wissen, was ich denke. Nach meinen heute zusammengetragenen Informationen verstanden sich Vögelchen und sein Vater bestens, aber sie brauchten Geld. Warum? Des Weiteren ist es meinen beiden Jungs bisher noch nicht gelungen herauszufinden, wo der Schierling – wenn es ihn gab – gekauft wurde. Der Herbalist, den die Familie für gewöhnlich benutzt, streitet ab, ihn verkauft zu haben …«
»Das ist Euphanes, oder?«
»Bravo, Sie haben die Liste der Mitspieler im Kopf. Also müssen meine armen Burschen durch die Straßen trotten und jeden verdammten Verkäufer stinkenden Grünzeugs fragen, ob er damals im letzten Sommer ein Büschel Schierling verkauft hat.«
»Sie machen sich keine großen Hoffnungen.«
»Stimmt.«
»Spielt es eine Rolle, wer ihn gekauft hat, Falco?«
»Eine sehr große. Wenn wir Vögelchen da raushauen wollen, bringt es nichts, nur zu jammern, dass er ein guter Junge ist und seinem Papa nie etwas angetan hätte. Wir müssen nachweisen, wer es wirklich war. Und das dringend.«
Honorius war gefesselt von dem, was ich sagte. »Aber wen sollen wir anklagen, Falco?«
»Ich schlage die Mutter vor.«
»Nicht Carina?«
»Nein. Der wollte ich nur Angst einjagen. Calpurnia Cara hat sich den ursprünglichen Schierlingsplan ausgedacht, wenn Vögelchen uns die Wahrheit gesagt hat. Also ist Calpurnia meine Hauptverdächtige – unter möglicher Mittäterschaft von Paccius.«
»Paccius!« Honorius schaute verängstigt. »Paccius hat dabei mitgemacht, seinen Klienten zu ermorden? Sie leben in einer rauen Welt, Falco.«
»Seien Sie herzlich willkommen«, erwiderte ich freundlich.
Danach, weil es bei mir auch dringend wurde, stand ich auf und ließ ihn hinter mir herlatschen, während ich besagtes Örtchen suchte.
Statt eines normalen Brettes über einem Loch in einem Kabuff mit einem Boden aus festgestampfter Erde besaßen Carina und Laco einen hübsch gefliesten Raum mit einem Steinthron. Er stand zwar über einem Loch, aber das war sehr sauber, und es gab einen gewaltigen Berg frischer Schwämme neben einer Waschschüssel aus weißem Marmor. Ich wies Honorius darauf hin. »Das ist der Grund, warum ich Carina nicht verdächtige. Ich meine, nicht weil ihr Haus ungewöhnlich hygienisch ist, sondern weil die Frau stinkreich ist.«
»Sie braucht das Geld ihres Vaters nicht?«
»Nein. Vorausgesetzt, davon ist noch was übrig …« Was ich immer mehr bezweifelte.
Als wir zurückkamen, wirkten Negrinus und Carina gedämpft, waren aber bereit zu reden. Ich bat Honorius, mit Vögelchen irgendwo anders hinzugehen, während ich Carina ausquetschte. Wir hatten das erste Mal Zugang zu ihr, und ich gedachte, sehr gründlich zu sein.
»Machen Sie sich bitte keine Sorgen.« Allerdings wirkte sie unbesorgt. Carina sah mich mit diesem direkten, nachdenklichen Blick an. Sie saß aufrecht, die Hände lagen immer noch im Schoß. Ein Dienstmädchen war als Anstandswauwau dabei, aber die ältere Frau saß in einiger Entfernung, den Blick gesenkt. »Es tut mir Leid, dass wir das machen müssen, Rubiria Carina. Ich möchte mit Ihnen nur über Ihre Familie sprechen. Fangen wir bei Ihrer Kindheit an, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Waren Sie eine glückliche Familie?«
»Ja.« Wenn sie so einsilbig blieb, würde es sinnlos sein. Ihr Mann war irgendwo gesellschaftlich unterwegs. Ich hoffte fertig zu werden, bevor er sich einmischte.
»Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Mutter etwas streng war. Wie war Ihr Vater denn so, wenn er daheim war?«
Carina entschied sich jetzt, mitzumachen. »Er war ein
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