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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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irgendwo eine Mätresse hatte, ein reizbares, teures Flittchen, das er für kraftvolle, aber kurzlebige Schäferstündchen besuchte, während seine liebende Mutter glaubte, er sei zum Handballspielen ins Gymnasium gegangen. Danach würde er dem Flittchen Silberarmbänder und der Mutter Blumen kaufen.
    »Warum haben Sie Silius verlassen?«, fragte ich.
    »Wir haben uns über Ethik gestritten.«
    »Nach vier Jahren Praxis mit ihm – ist das nicht ein bisschen spät?«
    Honorius lernte schnell. Er ahmte mich nach und hielt den Mund.
    Negrinus mischte sich ein, begierig darauf, mich ins Bild zu setzen. »Honorius hat beobachtet, wie sich Silius und Paccius gegen unsere Familie verbündeten – vor allem gegen mich. Er weiß, dass es eine Ungerechtigkeit ist. Sein Gewissen wurde geweckt.«
    »Er weiß«, teilte mir Rubiria Carina ostentativ mit, »dass mein Bruder niemanden sonst finden wird, der qualifiziert oder willens ist, seinen Fall zu übernehmen.«
    » Sie werden das also tun?« Ich lächelte Honorius an. »Sehr lobenswert! Und Sie könnten sich dabei durchaus einen Namen machen …« Ich hielt inne. Dieser junge Mann war hinter dem Geld her, genau wie wir. Er musste schwer enttäuscht gewesen sein, als er erfuhr, dass Falco und Partner den Fall bereits übernommen hatten. »Tut mir Leid, so unverblümt zu sein, aber ich frage mich, ob Silius absichtlich Ihre Empörung hervorgerufen hat, weil er weiß, dass er Sie vor Gericht leicht in die Pfanne hauen kann?«
    Jetzt wurde Honorius bleich. Falls er noch nicht selbst darauf gekommen war, gelang es ihm, das zu verbergen. Er tat so, als wäre er reif genug, alles zu wissen, dessen Silius fähig war. »Dann werde ich ihm das Gegenteil beweisen, Falco.«
    »Wie?«
    »Ohne unbescheiden erscheinen zu wollen …«
    »Seien Sie einfach aufrichtig.«
    »Ich bin ein anständiger Advokat.« Irgendwie gelang es ihm, sehr bescheiden zu klingen.
    »Sind Sie das? Oh, wachen Sie auf, Mann! Sie haben Ihrem Prinzipal bei einigen hochkarätigen, hochpolitischen Plädoyers assistiert. Teilweise sind Sie an seiner Stelle in der Verhandlung aufgetreten. Ich habe Sie im Korruptionsprozess gegen Metellus gesehen.« Honorius hatte die weniger wichtigen Beweise vorgetragen, zwar durchaus kompetent, aber es war nur Routinezeug gewesen. »Außerdem weiß ich Folgendes: Sie leisten schlampige Arbeit im Büro, Sie wirken auf mich, als würden Sie gerne den schmucken Frauenheld spielen, und das Schlimmste ist – falls Sie wirklich aus Idealismus hierher gekommen sind, dann ist das nicht das, was wir brauchen. Ihr Motiv ist naiv. Sie sind gefährlich. Wir brauchen kein strahlend reines Gewissen, wir brauchen jemanden, der anderen in die Eier tritt!«
    »Also hören Sie, Falco …«
    »Nein, Sie hören zu. Sie schlagen vor, es mit ein paar ausgefuchsten alten Wölfen aufzunehmen – das sind durchtriebene, gerissene Opportunisten. Sie sind zu unerfahren und geradlinig!«
    »Es muss doch einen Platz für Menschen geben, die an Gerechtigkeit glauben«, sagte Negrinus flehend zu mir, als hätte er gestern Nacht Aulus und Quintus belauscht.
    »Allerdings! Ich glaube selber daran. Das ist der Grund, warum ich Sie, wenn Sie unschuldig sind, nicht durch eine unzulängliche Verteidigung zerstört sehen möchte.«
    »Das ist beleidigend«, sagte Honorius gepresst.
    »Sie haben mich beleidigt. Falco und Partner haben diesen Fall übernommen. Wir sind zumindest eine etablierte Mannschaft. Sie waren Lehrling. Sie kommen hier reingerauscht wie ein Halbgott, bieten Negrinus Erlösung an, ohne sich mit der Beweislage vertraut gemacht zu haben …«
    »Es gibt keine Beweise«, entgegnete Honorius engagierter. »Das ist genau der Punkt, der mich anwidert. Ich habe sowohl Silius als auch Paccius einräumen hören, sie könnten nicht beweisen, dass Metellus Negrinus direkt etwas gegen seinen Vater unternommen hat. Sie sagen, er habe ihm Schierling verabreicht, aber sie wissen nicht, wie oder wann. Sie haben vor, den Fall nicht mit Beweismitteln, sondern mit Argumenten zu gewinnen.«
    Das überraschte mich nicht. »Damit war zu rechnen. Seinen Charakter verunglimpfen, anzügliche Bemerkungen machen und sich dann auf die Tatsache verlassen, dass er, wenn er unschuldig ist, keine Ahnung hat, was wirklich passierte – und sich daher nicht verteidigen kann. Ihre Argumente können wir uns alle vorstellen.« Ich atmete tief durch. »Wenn Sie die Verteidigung übernehmen, müssen Sie bessere vorbringen.«
    »Nicht ich«,

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