Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
erneut zu befragen. Was das Testament ihres Vaters betraf, bekam ich nicht mehr heraus als Honorius. Sie nahmen beide ihre Enterbung demütig hin und teilten mir mit, dass für ihre ältere Schwester Juliana dasselbe gelte.
    »Vögelchen, Vögelchen, damit helfen Sie sich aber nicht. Empörung wird vor Gericht viel besser wirken. Viel natürlicher. Wir versuchen, Sie zu beraten. Fechten Sie das Testament an.«
    »Das kann ich nicht«, jammerte er. Wie gewöhnlich nannte er keinen Grund. Als ich ihn anfunkelte, versteifte er sich. »Ich will es nicht. Und ich werde nicht darüber diskutieren.« Der Druck, dem er anscheinend ausgesetzt war, um diese Haltung einzunehmen, musste ein sehr ernsthafter sein.
    »Wenn Ihr Vater Sie zu Gunsten Ihrer Frau enterbt hat, hätte das noch einigermaßen akzeptabel sein können – aber jetzt hat Saffia Sie verlassen. Vielleicht hätte Ihr seltsamer, betrügerischer Papa sein Testament geändert, wenn er weitergelebt hätte – aber diese Möglichkeit hat er verspielt. Seine Zeugen wurden gerufen, um seinen Selbstmord zu bestätigen. Er hätte ohne weiteres ein auf den neuesten Stand gebrachtes Testament vorbereiten und von ihnen unterzeichnen lassen können. Soweit ich weiß, hat er keine Schritte unternommen, die Bestimmungen zu ändern oder ein Kodizill hinzuzufügen. Also, Negrinus, was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Nichts.«
    »Wussten Sie über das Testament Bescheid?«
    »Ja.«
    »Von Anfang an? Als es vor mehr als zwei Jahren aufgesetzt wurde?«
    »Ja.«
    »Haben Sie etwas dagegen unternommen?«
    »Nein. Vater konnte machen, was er wollte. Mir blieb keine andere Wahl.«
    »Haben Sie jemals mit ihm über seine Vorkehrungen gesprochen?«
    Ein verschwommener Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Ich glaube, er dachte daran, das Testament zu ändern.« Negrinus klang wenig überzeugend. Wir konnten ihn vor Gericht nicht mit etwas verteidigen, das so unaufrichtig klang.
    »Unser Vater war nicht verschlagen«, stellte Carina frostig klar. Sie war wohl über meine Bemerkung verstimmt.
    »Es ist bewiesen, dass Ihr Vater korrupt war«, erinnerte ich sie. »Jetzt sieht es so aus, als wären seine persönlichen Beziehungen ebenso wacklig gewesen wie sein geschäftliches Gewissen.«
    »Kinder haben kein Mitspracherecht beim Familienerbe«, bemerkte sie. Ich sah, wie Vögelchen einen tiefen Seufzer ausstieß. Seine Schwester nahm nur einen noch entschlosseneren Ausdruck an.
    »Warum hat Ihr Vater Saffia Donata bevorzugt?«
    »Niemand mag sie«, meinte Carina. »Vielleicht hat sie Papa Leid getan.«
    Ich brachte es nicht über mich, Vögelchen darauf hinzuweisen, dass sein Vater eine Affäre mit seiner Schwiegertochter gehabt haben könnte.
    Ich fragte diese Geschwister, die ihre Erbschaft ausschlugen, wie denn die Beziehung zwischen ihren Eltern gewesen sei. Warum sei ihr Vater nach einer Ehe von vierzig Jahren und mehr so knausrig zu Calpurnia Cara gewesen?
    »Wir haben keine Ahnung«, antwortete Carina bestimmt. Ich hatte immer das Gefühl gehabt, sie sei die Hartleibige, doch selbst Vögelchen biss die Zähne zusammen.
    »Tja, und was sagen Sie dazu, dass ich glaube, Ihre Mutter hat Ihren Vater umgebracht?«
    »Nein.« Unisono, von beiden, augenblicklich. Dann, als könnte sie sich nicht zurückhalten, murmelte Carina Vögelchen zu, ohne mich einzubeziehen: »Na ja, auf gewisse Weise hat sie das. Sie machte die Situation unerträglich, weißt du.« Ich schaute ihn fragend an. Er erklärte es als den Druck, den seine Mutter ausgeübt habe, um seinen Vater zum Selbstmord zu bewegen. Ich glaubte nicht, dass Carina das gemeint hatte. Sie sagte natürlich nichts mehr dazu.
    Jetzt griff ich Vögelchen doch wegen der offensichtlichen Lösung an. »Ich fürchte, Ihr Vater hat sich Ihre Frau zur Geliebten genommen, und Ihre Mutter konnte es nicht mehr ertragen.« Negrinus zeigte keine Reaktion. Carina wurde rot, schwieg aber ebenfalls. »Standen Ihre Eltern Paccius Africanus schon immer nahe?«
    »Sie hatten eine geschäftliche Beziehung zu ihm«, antwortete Negrinus.
    »Ihre Mutter auch?«
    »Wieso?« Das kam sehr schnell heraus.
    »Ich glaube, ihre Anhänglichkeit an ihn könnte etwas zu stark gewesen sein. Und ist es immer noch. Vielleicht glich Calpurnia damit das abstoßende Verhalten ihres Mannes mit Saffia aus.«
    »Nein.«
    »Hören Sie, ich weiß, es ist unerfreulich, daran zu denken, dass die eigene Mutter etwas mit anderen Männern hat …« Ich fragte mich, ob es von Bedeutung sein

Weitere Kostenlose Bücher