Tod Eines Senators
mir ins Auge trat.
XXVI
Wir machten Bestandsaufnahme.
»Ihr habt«, listete Helena auf, die sowohl ihren Bruder als auch Honorius durch die Leichtigkeit, mit der sie die Sache an sich riss, verstimmte, »eine Meinung eingeholt, nach der Calpurnia Cara ihren Mann verärgert haben muss.«
»Das kann man vor Gericht gut ausbauen«, warf Honorius ein.
»Zweifellos. Andererseits hätte Rubirius Metellus auch nur ein gemeiner alter Tyrann sein können, der sich seiner seit vierzig Jahren mit ihm verheirateten Frau, die etwas Besseres verdient hatte, gegenüber einfach gehässig benahm.«
»Aber wir bringen erst die andere Sache vor.« Honorius lächelte.
Helena zuckte mit den Schultern. »Verstehe. Sie werden sagen: Welcher Ehemann würde davon träumen, seiner ihm treu ergebenen Frau all die Bequemlichkeit zu entziehen, die sie während ihrer langen Ehe genossen hat – außer er glaubt, ihre Zuneigung sei nur vorgespielt, und hat vielleicht sogar den Verdacht, sie sei des Mordes fähig, wenn er nicht so handelt, wie sie will …«
»Warum haben sie sich nicht scheiden lassen?«, fragte ich.
»Das ist leicht zu beantworten«, meinte Helena kurz angebunden. »Metellus hatte sie enterbt, aber Calpurnia wusste nichts davon.« Sie warf mir einen langen Blick zu, und ich nahm mir zwei Dinge vor. Erstens, es war Zeit, mein Testament zu machen. Zweitens, Helena Justina sollte darin bedacht werden.
»Aber wenn er sie hasste, warum hat er es ihr nicht gesagt?«
»Weil er Angst hatte, Marcus.«
»Ein Mann, der Angst vor seiner Frau hat?«
»Ja, wie ungewöhnlich. Aber wir wissen, dass sie ihn für einen Feigling hielt, Schatz … Dann«, sagte Helena ruhig zu Honorius, »haben Sie eine Verbindung zwischen Paccius, der Metellus zum Selbstmord drängte, Calpurnia, die den Tod durch Schierling vorschlug, und Bratta, bekannt als Laufbursche von Paccius und Käufer des Schierlings. Ja, die Verteidigung kann anführen, dass das Kraut für einen anderen Zweck bestimmt war – aber Sie werden die Verteidiger fragen, für welchen. Dafür gibt es nicht viele Möglichkeiten. Sie könnten alle Angaben als merkwürdigen Zufall abweisen.«
»Die werden behaupten, Bratta habe den Schierling nur gekauft, damit Negrinus ihn verwenden konnte«, hielt Honorius dagegen. »Sie werden sagen, Negrinus habe ihn angefordert.«
»Er wird es abstreiten.«
»Sie werden sagen, er sei ein schamloser Lügner. Wir können es ihnen nur heimzahlen, indem wir sie zu diskreditieren versuchen.«
»Dafür sorge ich«, sagte ich. »Ihre Aufgabe ist es, anzudeuten, dass Paccius Africanus – der Negrinus jetzt offen angreift – einen üblen Einfluss auf die Metelli hatte. Heben Sie eine dunkle Verbindung zwischen Paccius und der Mutter hervor …«
»Ein Komplott mit Calpurnia? Unbewiesen«, meinte Honorius, »aber die Geschworenen werden annehmen, dass dahinter sexuelle Gründe steckten. Das müssen wir nicht mal laut aussprechen. Sie werden begierig darauf sein, die schlimmsten Schlüsse zu ziehen. Des Weiteren …«
»Des Weiteren ist es Paccius ebenfalls auf niederträchtige Weise gelungen, Metellus dazu zu bringen, seinen Sohn und seine beiden Töchter zu Gunsten Saffias zu enterben«, hakte ich ab.
»Also … werden wir auf die unziemliche Verbindung zwischen Metellus und seiner Schwiegertochter plus weiterer Unmoral zwischen Paccius und Saffia hindeuten.« Honorius, angeblich ein junger Idealist, spuckte diese schamlosen Rufschädigungen automatisch aus. Ich war beeindruckt.
»Die Arbeit mit Silius hat ihre Wirkung gehabt«, bemerkte ich.
»Gegen Silius und Paccius zu arbeiten wird nicht leicht sein.«
»Das stimmt.« Ich grinste. »Seien Sie sich bewusst, was auf dem Spiel steht. Dann können Sie nicht verlieren.«
Honorius schwieg. Der gut aussehende Patrizier merkte immer, wenn wir ihn verspotteten, wusste aber nie, wie er darauf reagieren sollte. Da sie Mitleid mit ihm hatte, fragte Helena ihn, ob er etwas damit anfangen könne, dass ich Bratta unter meinen Angreifern vom gestrigen Abend erkannt hatte. Honorius drehte sich zu ihr und antwortete höflich: »Wir haben dem Gericht nicht sehr viel mehr zu bieten – daher, ja. Es ist immer gut, anzudeuten, dass die Gegenseite Schläger einsetzt.«
»Drohungen kommen bei Geschworenen schlecht an, und sie hassen Ruhestörungen auf den Straßen«, stimmte ich zu.
Honorius hatte nachgedacht. »Ich werde Negrinus als ein weltfremdes, unschuldiges Opfer hinstellen, dem eine Bande
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