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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Negrinus sprach mit neuer Bitterkeit. Er stand in der Mitte seines alten Schlafzimmers. Es war ein hübsch ausgestatteter Raum in Blaugrün mit verschnörkelten Bildern von Seeungeheuern. Seine Füße standen auf einem gut abgestimmten geometrischen Mosaik. Das ganze Dekor war mehrere Jahrzehnte alt und sah verbraucht aus. Genau wie Vögelchen. Er fuhr sich durch die Haare. Als ich ihn kennen lernte, hatte er ordentlich und gepflegt ausgesehen, aber jetzt brauchte er einen Haarschnitt. »Alles, was Saffia will, kriegt Saffia!« Er schien wütend zu sein, riss sich aber zusammen.
    »Das stinkt«, sagte ich leise. Mehr und mehr betrachtete ich ihn als den ins Unrecht gesetzten Sohn, dessen Vater eine ehebrecherische Beziehung mit seiner Schwiegertochter gehabt hatte. Das hinterließ ein sehr unerfreuliches Fragezeichen über der Vaterschaft von Saffias ungeborenem Kind.
    »Allerdings! Sie hat mich ausgeblutet. Jetzt macht sie ein dramatisches Theater wegen ein bisschen überflüssigen Bettzeugs, wobei Sie mir glauben können, dass Saffia jede Menge davon hat – wie sie heute von allem eine Menge hat.«
    Das Bett in seinem Zimmer war nach wie vor mit Bettzeug ausgerüstet. »Hatten Saffia und Sie ein gemeinsames Schlafzimmer?«
    »Nicht während ihrer Schwangerschaft. Sie hatte nebenan ein Boudoir …«
    Ich ging und schaute es mir an; der Raum war nur noch eine leere Hülle. »Sie hat alles Bewegliche rausgeschleppt, wie ich sehe.«
    »Sie hätte uns auch die Fresken abschlagen lassen«, sagte Vögelchen, »aber das hätte den Wert dieses Hauses vermindert, wenn sie es irgendwann verkaufen wird.«
    »Sie bewahren sich Ihr Gefühl für Anstand.« Ich begriff es nicht, bewunderte jedoch seinen Gleichmut.
    »Sie war meine Frau, Falco. Damit habe ich einen Fehler gemacht, aber ich muss mit den Konsequenzen leben. Sie ist die Mutter meiner Kinder.« Er äußerte keine Zweifel an der Vaterschaft, bemerkte ich. »Oh, sie hat dafür gesorgt, dass ich Kinder bekam«, rief er grimmig. »Wir sind für immer aneinander gebunden. Und ich rede mir ein«, fuhr er mit mehr Gefühl, als ich je bei ihm erlebt hatte, fort, »dass es meine einzige Chance ist, immer höflich auf jede Demütigung zu reagieren, die mir diese Frau an den Kopf wirft.«
    Einzige Chance für was? Für mehr als nur ein ruhiges Leben, so wie es klang. Ich senkte die Stimme. »Sie sind ein Mann, der wegen Vatermordes angeklagt ist – und Sie jagen nach Kissen?«
    »Kissen«, fauchte er, »Polster, Bettlaken, Matratze – und ihre verdammte mit Pfauenfedern bestickte Daunendecke.«
    Er brauchte nicht lange zu jagen. Der Verwalter kam mit der Nachricht zurück, dass die vermissten Sachen gefunden worden seien. Perseus, der Pförtner, hatte sie sich angeeignet. Metellus Negrinus stieß einen wütenden Ruf aus und marschierte dann in die Sklavenunterkünfte, um sich die Sachen zurückzuholen.
     
    Der Pförtner hatte sich in sein Kabuff zurückgezogen und lag auf einer anständigen Matratze, die er statt der dünnen, Sklaven zugestandenen Auflage auf den Sims gelegt hatte. Er hatte sich mit allerlei Schnickschnack umgeben, alles gestohlen, wie ich argwöhnte. Nun, Saffia Donata würde ihre Sachen zurückbekommen, obwohl ich selbst nicht allzu scharf auf Bettzeug gewesen wäre, das von einem boshaften und anrüchigen Haussklaven benutzt worden war.
    Vielleicht verdiente sie es. Jedenfalls warf Negrinus den Pförtner runter und zerrte die Matratze durch den Flur der Sklaven zum Atrium. Ich trug ihm die Kissen und Bettlaken nach. Der Verwalter, der im Atrium wartete, begann den Pförtner zurechtzuweisen.
    »Überlass ihn mir!«, knurrte Vögelchen. Das war eine Offenbarung. Er ließ mir die Matratze auf die Füße fallen. Ich machte einen Satz zurück. Negrinus packte Perseus an der Tunika, betrachtete sie kurz und fluchte, als würde er das Kleidungsstücke als eines seiner eigenen erkennen. Es war aus dicht gewebter grüner Wolle mit einer gerippten Borte am Kragen, ein teures Stück. Dieser Pförtner klaute offensichtlich alles, was ihm gefiel. Der Verwalter, der eigentlich ganz tüchtig wirkte, schien gegenüber dem Pförtner machtlos zu sein.
    Negrinus hatte Perseus gegen eine bemalte Wand gedrückt. »Wo ist die Bettdecke?«
    Der Pförtner tat, als wüsste er von nichts. Negrinus zog ihn an sich und schlug ihn dann mit dem Kopf an die Wand. Perseus wollte fliehen, stolperte und fiel zu Boden. Danach benutzte der Überraschungsheld seine Füße. Negrinus war

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