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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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könnte, dass Vögelchen mit seinem schmalen Gesicht und Carina mit den viel breiteren Wangenknochen sich so wenig ähnelten.
    »Unsere Mutter war immer keusch und unserem Vater treu«, verbesserte mich Carina kalt.
    Ich wechselte das Thema und erzählte ihnen, dass der Ermittler Bratta den Schierling gekauft habe. »Ich glaube, er besorgte ihn auf Anweisung von Paccius, damit Ihre Mutter ihn benutzen konnte.«
    »Nein«, sagte Vögelchen erneut.
    »Kommen Sie schon, Negrinus. Sie wollen nicht glauben, dass Ihre Mutter eine Mörderin ist, aber hier geht es um Ihre Mutter oder Sie. Begreifen Sie doch, wie sich der Fall aufbauen lässt. Die Schmiergelder der Familie waren aufgedeckt worden, das Familienvermögen war in Gefahr. Paccius riet Ihrem Vater, sich umzubringen, wobei er von Ihrer Mutter stark unterstützt wurde. Sie dachte sich einen Plan aus; Paccius benutzte seinen Mann zum Besorgen des Mittels. Dann nahm Ihr Vater unter Druck eine der Pillen, änderte seine Meinung, dachte, er sei außer Gefahr – nur um wenig später mit einem anderen tödlichen Trank wie ein altes Pferd abserviert zu werden.«
    »Nein«, knurrte Negrinus. Er war ein Mann, der seine Mutter verteidigte – wenn auch eine Mutter, deren Aussage ihn wegen Vatermordes zum Tode verurteilen würde. »Ich wünschte, ich hätte den Schierling nie erwähnt, Falco. Das war eine wilde Idee, über die wir mal gesprochen haben, während wir über verrückte Möglichkeiten spekulierten, unsere finanziellen Verluste zu umgehen. Sie wurde nie ernsthaft in Betracht gezogen. Und nie ausgeführt.«
    »Warum Perseus?«
    »Was?«
    Ich erklärte es geduldig: »Sie haben mir erzählt, dass Ihre Mutter einen Sklaven zur Täuschung töten und seine Leiche benutzen wollte, damit Ihr Vater sich absetzen konnte. Der Pförtner sollte geopfert werden. Das ist eine sehr genaue Angabe – Perseus war der Unglücksrabe. Was hatte er angestellt?«
    »Noch mal, das war nur ein Vorschlag …« Negrinus blieb unbestimmt, obwohl es Verlegenheit sein konnte, weil er es wirklich nicht wusste.
    Aufs Äußerste frustriert, war ich jetzt bereit, mich aus dem Fall zurückzuziehen. Ich hatte schon viele Klienten gehabt, denen ich nicht trauen konnte, aber das hier schlug alles. Noch nie hatte ich mich so ausgeschlossen gefühlt, und das bei einem Fall, in dem sich mein Ausschluss derart gegen das eigene Interesse des Klienten richtete.
    »Wenn Sie mir nicht die Wahrheit sagen wollen …«
    »Alles, was ich Ihnen erzählt habe, entspricht der Wahrheit.«
    Ich stieß ein verbittertes Lachen aus. »Aber was haben Sie mir nicht erzählt?«
     
    Wütend verließ ich das Haus. Noch hatte ich keine Verbindungen abgebrochen. Darüber sollte ich zuerst mit meinen Partnern sprechen. Außerdem, wenn ich die Sache fallen ließ, würde ich nie erfahren, was hier vorging. Meine Neugier war stärker. Ich wollte wissen, was diese Leute zu verbergen hatten.
    Es ging allmählich auf Mittag zu, also bestellte ich mir eine Kleinigkeit zu essen in einer Imbissbude gegenüber. So was kann nach einem hitzigen Treffen eine gute Idee sein. Oft hatte sich etwas Hilfreiches ergeben, wenn ich in der Nähe blieb, nachdem die Leute dachten, ich sei gegangen.
    Schließlich kam Negrinus heraus und trat auf der Türschwelle erregt von einem Fuß auf den anderen, bis sein Transportmittel gebracht wurde. Ich folgte ihm und war nicht überrascht, wohin der schicke Tragestuhl unterwegs war. Negrinus begab sich direkt zu seiner Mutter, wie ein devoter kleiner Junge.
    Falsch. Er ließ sich zu ihrem Haus bringen, aber der verstoßene Sohn wollte seine grausame Mama gar nicht besuchen. Auf der Straße vor der Metellus-Villa mit ihren gelben numidischen Obelisken schickte er den Tragestuhl weg und sicherte sich einen Beobachtungsposten. Er bekam den Cauponatresen – woraufhin für mich, als ich eintraf, nur ein Versteck hinter einer Reihe stinkender Fischsoßeamphoren blieb. Er bestellte sich einen Becher heißen Würzwein, ich hatte mein Getränk an der vorherigen Imbissbude stehen lassen. Typisch. Er war der Verdächtige, ich ein aufrechter Ermittler. Die Parzen würden ihn mit Labsal überschütten, während ich verdurstete und mir der Arsch abfror.
    Was machte er da? Als es mir aufging, überkam mich ein leises Kumpelgefühl. Der edle Metellus Negrinus wartete darauf, dass seine Mutter ausging.
     
    Calpurnia verließ das Haus in ihrem Tragestuhl, einer schäbigen Chaise, geschleppt von zwei ältlichen Trägern, von

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