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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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denen einer Gicht zu haben schien, beide ohne Uniform. Ich konnte Calpurnia sehen, weil die Vorhänge fehlten. Eine jämmerliche Sklavin, fröstelnd in einem dünnen Kleid, lief zu Fuß hinterher.
    Calpurnia Cara war nach wie vor im Besitz des Familienheims, aber es sah so aus, als ginge es ihr ansonsten finanziell schon reichlich mies. Hatte Paccius Africanus bereits zugeschlagen und Anspruch auf häusliche Güter und Sklaven erhoben?
    War sich Paccius demnach vollkommen sicher, dass die drei Kinder das Testament ihres Vaters nicht anfechten würden oder konnten?
    Negrinus musste gewusst haben, dass seine Mama eine Verabredung hatte. Sobald der stolpernde Trupp um die nächste Ecke verschwunden war, zahlte Negrinus rasch seinen Wein (versorgte ihn die hilfreiche Carina mit Taschengeld?) und marschierte über die Straße. Er wollte seinen Riegelheber benutzen, doch die Tür wurde im selben Augenblick geöffnet. Nach einem kurzen Gespräch wurde er eingelassen. Ich ließ ihm Zeit, mit dem zu beginnen, was er geplant hatte, und ging dann selbst zur Haustür.
    Ich klopfte lässig. Erst nach einer ganzen Weile öffnete ein Sklave, den ich nicht erkannte. »Wurde auch Zeit.« Ich funkelte ihn mit meinem gesunden Auge an.
    »Du meine Güte! Was ist denn mit Ihnen passiert?«
    »Hab hochgeschaut, und ein vorbeifliegender Adler hat mir mit aller Kraft in meinen Gucker geschissen … Wo ist denn Perseus?«
    »Isst zu Mittag.«
    »Hat der ein Leben.«
    »Darauf können Sie wetten!« Das kam mit Gefühl heraus.
    »Ich nehme an, der kriegt mehrere Gänge vorgesetzt, macht dabei dem Küchenmädchen schöne Augen und legt sich hinterher für eine gepflegte Siesta aufs Ohr?«
    »Fragen Sie mich nicht.« Der Bursche wurde zugeknöpft. Er hütete sich, weiter zu tratschen, aber er hatte mich erkennen lassen, dass er unglücklich war. Also war Perseus ein typischer Fall – der hochnäsige Sklave, der seine Stellung ausnützt und irgendwie damit durchkommt.
    Ich gab dem Ersatzmann ein Trinkgeld. Er ließ mich ein. »Toller Typ!«, gluckste ich. »Ist wohl jemandes Liebling, euer Perseus, was?« Nicht nach dem, wie ich Calpurnia zuvor über den lustlosen Faulpelz hatte reden hören. Seine Pflichtvergessenheit hatte sie richtig wütend gemacht. Aber wenn da was zwischen Metellus senior und Saffia gelaufen war und Perseus davon wusste, würde seine Arroganz einen Sinn ergeben.
    So was geschah öfter – doch selten bei Pförtnern. Meist hat der hochnäsige Sklave intime Kontakte mit dem Herrn oder der Herrin des Hauses. Bei einem Zimmermädchen oder einem Korrespondenzschreiber kommt es leichter zur Ausnützung der Stellung.
    »Perseus hat Einfluss«, war alles, was ich herauskriegen konnte. Vielleicht war mein Trinkgeld nicht hoch genug. Oder die Sklaven hatten gelernt, dass es besser war, die Schnauze zu halten.
     
    Den nächsten Kontakt hatte ich mit dem hochnäsigen Verwalter, den ich bei meinem ersten Besuch hier kennen gelernt hatte. Ein Instinkt verriet ihm, dass es Ärger geben könnte, und er kam mit der Serviette unter dem Kinn ins Atrium geeilt. Er warf einen Blick auf meinen Verband, war aber zu gut geschult, darüber eine Bemerkung zu machen. Mit einer flüssigen Bewegung entledigte er sich seines Lätzchens sowie der Ölflecken seines unterbrochenen Mittagessens auf dem Kinn und begleitete mich auf der Suche nach Vögelchen. Wir fanden ihn in seinem ehemaligen Schlafzimmer. Er sagte, sei gekommen, um Kleidung zu holen – gut, das konnte man ihm abnehmen, und er wählte auch planlos ein paar Tuniken aus, während er herumwühlte. Aber er suchte nach etwas anderem.
    »Meine Frau liegt in den Wehen. Ich bekam die Nachricht, dass sich das Kind viel Zeit lässt. Sie ist unruhig, und ihre Frauen meinen, sie hätte es mit ihrem eigenen Bettzeug bequemer …«
    »Mir wurde gesagt, Saffias Sachen seien ›gestohlen‹ worden, als sie auszog«, erwiderte ich.
    »Wenn von ihrer Habe etwas abhanden gekommen ist«, warf der Verwalter ungehalten ein, »weiß ich nichts davon.«
    »Das solltest du aber«, knurrte Vögelchen. »Saffia hat sich schrecklich aufgeregt.«
    Der Verwalter meinte, die fehlenden Dinge könnten gefunden werden. Er machte sich auf die Suche. Negrinus fuhr fort, seine eigenen Besitztümer für den Abtransport ins Haus seiner Schwester auf einen Haufen zu werfen. Um ihn aufzustacheln, bemerkte ich: »Mir wurde gesagt, Ihre Kommunikation mit Saffia sei abgebrochen.«
    »Ah, aber jetzt will Saffia etwas haben!«

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