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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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endgültig weg. Petro und die Vigiles wurden aufmerksamer. Sie ahmten ihren Knocheneinrichter nach und verschränkten mit schräg gelegtem Kopf die Arme. »Alle Teile der Schierlingspflanze sind giftig, Falco, vor allem die Samen. Die Wurzel ist angeblich harmlos, wenn sie jung und frisch ist, aber ich habe das nie ausprobiert. Die Blätter …«, er hielt inne, schaute auf den Salat in seiner Schale, »… sind oft als grüne Garnierung von Speisen benutzt worden, um Unvorsichtige zu töten.«
    Ich hatte keine Ahnung, wie Metellus das Gift verabreicht worden war. »Nachdem man es zu sich genommen hat, wie lange dauert es dann, bis es wirkt?«
    »Das weiß ich nicht.« Jetzt war der Arzt dran, grimmigen Humor zu zeigen. »Wir bekommen keine Vergiftungsopfer, die sich am Empfangstresen beschweren.«
    »Könntest du Schierling für mich in einem Kompendium nachschlagen? Ich konsultiere dich wegen eines Verbrechens, vergiss das nicht.«
    Dafür bekam ich einen anrüchigen Blick, doch Scythax fand widerstrebend eine der Schriftrollen, die er in seinem Behandlungszimmer aufbewahrte, und vertiefte sich darin. Ich wartete. Nachdem er sich lange mit zusammengekniffenen Augen über winzige griechische Buchstaben in endlosen Spalten gebeugt hatte, teilweise begleitet von verschmierten Pflanzenzeichnungen, sagte er: »Es wirkt schnell. Eine erste Reaktion in wenig mehr als einer halben Stunde. Der Eintritt des Todes dauert ein paar Stunden länger. Er erfolgt durch Lähmung. Die Muskeln versagen. Das Gehirn bleibt aktiv, aber das Opfer schwindet langsam dahin.«
    »Irgendwelche quälenden Nebenwirkungen?«
    Scythax meinte sarkastisch: »Außer dem Tod?«
    »Ja.«
    »Erbrechen. Entleeren der Gedärme – mit Durchfall.«
    Ich schniefte. »Davon erzählen sie einem nie was in den hochtrabenden Geschichten über Sokrates.«
    »In der griechischen Antike wurde den Unschuldigen erlaubt, sich ihre Würde zu bewahren.« Scythax, ein Mann von überwältigender Schwermut, fügte hinzu: »Im Gegensatz zu hier!« Er stammte von Sklaven ab, konnte durchaus griechischen Ursprungs sein. »Ich versichere dir, Sokrates’ tragischer Tod wird von grausigen Auswirkungen begleitet gewesen sein.«
    Ich war zufrieden. »Grausame Auswirkungen« waren Saffia Donatas bestickter Bettdecke sicherlich zugefügt worden. »Würdest du für mich als Sachverständiger vor Gericht aussagen?«
    »Verpiss dich, Falco.«
    »Dann werde ich dir eben eine Vorladung unter Strafandrohung zustellen lassen.«
    »Dazu musst du ihn erst mal finden«, bemerkte Petro. »Ich lasse nicht zu, dass er in der blöden Basilica rumhängt. Wir brauchen ihn hier.«
    »Und was ist mit meinem Fall? Ich versuche, einen Mörder festzunageln.«
    »Und meine Jungs müssen sich ihre Schrammen abtupfen lassen.«
    »Oh, entschuldige.« Ich sah ihn hochnäsig an. »Dann muss ich eben einen verdammten Privatermittler anheuern, der die Vorladung zustellt, nehme ich an.«
    Sie lachten alle.

XXX
     
     
    An manchen Tagen müssen Ermittler endlos durch die Gegend laufen. Um es einigermaßen bequem zu haben, trug ich immer genagelte, gut ausgelatschte Stiefel.
    Mein Plan, das Thema Giftkräuter zu verfolgen, musste verschoben werden. Es blieb keine Zeit, herauszufinden, wie Metellus überredet worden war, den Schierling zu sich zu nehmen und zu verdauen, oder wie er ihm heimlich verabreicht worden war. Ich hatte Honorius versprochen, dass er am Nachmittag mit mir kommen konnte, um den Spaßmacher zu verhören, den man beim Begräbnis von Metellus senior wieder ausgeladen hatte.
    Leider hatte Honorius das Pech, dass die Logistik gegen ihn sprach. Ich war jetzt im Wachlokal der Vigiles auf dem Kamm des Aventin, er war unten am Fluss in meinem Haus. Die Vigiles hatten mir ein Brötchen und etwas zu trinken gegeben, daher brauchte ich zum Mittagessen nicht heimzugehen. Außerdem wusste ich, wo Biltis zu finden war; ihre Behausung war in Aelianus’ ursprünglichen Notizen aufgeführt. Das Beerdigungsunternehmen befand sich im Fünften Bezirk, und so war es am einfachsten, nachdem ich Petros Mannschaft verlassen hatte, den Aventin an der Ostseite hinunterzutraben, den Circus Maximus am abgerundeten Ende zu umgehen und an der Porta Capena vorbei den Fünften Bezirk zu erreichen.
    Honorius würde sich damit abfinden müssen, den Spaß zu verpassen.
    Ich hatte diese ermüdende Wanderung bereits zweimal hinter mir, auf dem Hinweg zum und dem Rückweg vom Haus der Metelli. Als ich beim Klageweib angelangt

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