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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Verbindung, ja? Sie kennen das Hauptquartier. Ich arbeite im Dreizehnten …« Die Vierte Kohorte war für zwei Bezirke zuständig, ging hier im Zwölften auf Patrouille, aber Petronius hatte seinen Standort im Außenwachlokal. Ich will nicht behaupten, dass er auf diese Weise dem Tribun aus dem Weg gehen wollte – aber Rubella hatte sein Büro im Hauptquartier, und Petronius konnte ihn nicht ausstehen. »Jede Nachricht wird an mich weitergeleitet.«
    Ich streckte mich und ließ ein paar Münzen in die Trinkgeldschale fallen. »Und wir möchten zu gerne wissen, wer dieser Kumpel war. Die Leute könnten tratschen.«
    »Oder auch nicht!«, bemerkte der Schankwirt.
     
    Der heutige Tag hatte sich unangenehm entwickelt. Was natürlich nichts Neues war. Als ich in der Abenddämmerung nach Hause ging, überlegte ich, ob Überflieger wie Silius und Paccius auch solche Tage erlebten. Ich bezweifelte es. Der Gestank menschlicher Verwesung oder die Freudlosigkeit der trübseligen Existenz eines einsamen Mannes, ausgelebt in dreckigen Zimmern unter dem Schatten tropfender Aquädukte, war weit entfernt von der »zivilisierten« Basilica. Silius und Paccius waren Männer, die nie die grimmige Seite des Lebens wirklich kennen lernten – oder den Anblick eines schäbigen Todes.
    Ich ging in die Bäder, aber duftendes Öl und heißes Wasser vermochten nicht die Gerüche zu vertreiben. Ihre Abscheulichkeit hatte sich in meiner Kleidung und meiner Haut festgesetzt und blieb so hartnäckig wie der saure Geschmack von Erbrochenem auf meiner Zunge. Erst als ich meine Nase an dem weichen, süß duftenden Hals unseres Säuglings rieb, nachdem ich daheim war, ließ das Entsetzen allmählich nach.
    Ja, ich war ein zäher Bursche, aber heute hatte ich zu viel gesehen. An diesem Abend dachte ich lange darüber nach, ob ich noch weiter mit dem Fall zu tun haben wollte. Ich lag wach, ergriffen von Abscheu vor der ganzen Affäre. Erst Helena Justina, warm, ruhig, mit Zimt parfümiert, ein Mädchen voller Ehrgefühl und resolut gegenüber jeder Ungerechtigkeit, konnte mich davon überzeugen, dass ich weitermachen musste, um die Unschuld unseres Klienten zu beweisen.
    Ich wusste nur zu genau, dass er gut schlafen würde, bequem und entspannt.

XXXII
     
     
    Die ganze Nacht über hatte es genieselt. Die Straßen glänzten und würden rutschig sein. Ehe ich über mein weiteres Vorgehen entschied, ging ich hinauf auf meine Dachterrasse. Der Himmel war jetzt klar. Vom Fluss kamen die fernen Rufe der Schauerleute, dazu unbestimmbares Krachen und Brüllen von den Kais. Wir waren außer Sichtweite des Emporiums, aber man spürte seine Präsenz trotzdem. Ich war mir all des geschäftigen Treibens in unserer Nähe bewusst. Gelegentlich ertönte Muhen aus der anderen Richtung vom Forum Boarium.
    Die Luft war mild. Nicht warm genug, um auf den Steinbänken zu sitzen, aber angenehm genug für einen raschen Gang zwischen den braun verfärbten Rosen und den anderen ruhenden Büschen. Um diese Zeit des Jahres gab es wenig zu tun für einen Gärtner, doch ich knipste ein paar tote Zweige ab und ließ sie auf einem durchweichten Haufen liegen.
    Irgendwas ließ mich aufschrecken. Ich dachte, es sei ein großer Vogel, der auf den ausladenden Feigenbaum zuschoss, den Papa hier gepflanzt und halbwegs beschnitten hatte. Doch die Bewegung, die mir ins Auge gefallen war, stammte von einem Blatt, vertrocknet und lose, das plötzlich aus einem Spalt fiel, wo es sich zwischen den hohen Zweigen verfangen hatte. Farblos und vollgesogen mit Regenwasser, sank es in einem plötzlichen Fall zu Boden.
    Die meisten Blätter waren schon früher abgefallen. Als die großen Dinger zuerst die Terrasse bedeckten und den Boden rutschig machten, hatten wir sie ständig zusammengefegt. Jetzt konnte ich seit einiger Zeit die kahlen Äste sehen. Ich hatte vor, die größeren zu beschneiden. Sie trugen den Winter über kleine Früchte, doch einige sollte ich loswerden. Außerdem saßen sie viel zu hoch oben. Selbst wenn die Feigen wuchsen und im nächsten Jahr reifen sollten, würden die Amseln sie sofort verschlingen, sobald die Früchte lila wurden. Ich würde sie nie ernten können, wenn ich nicht jeden Tag auf eine Leiter stieg.
    Die Seitenäste mussten auch zurückgeschnitten werden. Papa hatte das vernachlässigt. Die Wurzeln steckten in einer alten Amphore mit rundem Boden, doch der Baum war trotzdem fruchtbar. Er musste jedes Frühjahr stark beschnitten werden, und es war ratsam,

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