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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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Sie wollen! Ich brenne auf einen guten Kampf. Zu gerne würde ich Sie vor Gericht sehen - die beste Werbung, die ich je hatte!«
    Bevor Evan die Kapelle erreichte, hörte er etwas, das in der klaren Nachtluft wie ein Schuss klang.
    Klopfenden Herzens stellte er fest, dass es nur eine schlagende Tür gewesen war. Ein Motor heulte auf, und ein langer, flacher Wagen raste davon. Evan konnte erkennen, dass er ein ausländisches Nummernschild hatte. Als er die Powell- Jones'sche Einfahrt erreichte, war Ifor Llewellyn ins Haus zurückgegangen, und alles war ruhig. Evan zögerte einen Moment und fragte sich, ob er an die Haustür klopfen sollte, entschied dann aber, dass ihn das, worum immer es hier gegangen war, nichts anging.
    Am nächsten Tag erschien Ifor nicht zur Probe.
    »Oh, das ist aber schade«, sagte Mostyn, als der Chor bereit stand. »Er weiß doch, wie wichtig es ist, dass die Probe pünktlich beginnen kann. Das macht er mit Absicht, um mich zu ärgern. Na gut, wir fangen ohne ihn an.«
    Er nickte Mrs. John am Klavier zu. Sie arbeiteten sich durch ihr Programm, aber Ifor tauchte immer noch nicht auf. Evan sang besorgt vor sich hin und war kurz davor, freiwillig nach ihm zu suchen, als Ifor zielstrebig hereinkam. »Was sollte denn das gewesen sein?«, polterte er los. Seine Sprache verriet, dass er dem Red Dragon einen Besuch abgestattet hatte. »Das klang wie eine Horde quiekender Mäuse in einer sehr großen Kirche. Gebt der Sache doch ein bisschen mehr Seele, Herrgottnochmal!
    Lasst es krachen!«
    »Du bist sehr spät, Ifor«, sagte Mostyn mit schneidender Stimme. »Ein erbärmliches Vorbild.«
    Ifor grinste. »Nun, ich hatte gerade sehr interessanten Besuch«, sagte er und sah sich erwartungsvoll um. »Ihr erratet nie, wer gerade da war - die Jungs vom Chor aus Blaenau Ffestiniog! Sie haben mich gefragt, ob ich bei ihnen mitmache. Ist ein sehr guter Chor, wie ich höre. Erstklassig. Sie hoffen, die Goldmedaille zu gewinnen, und mit mir würden sie das garantiert schaffen, oder?«
    Alle Farbe war aus Mostyns Gesicht gewichen. »Du denkst doch nicht im Ernst daran, gerade jetzt auszusteigen und zur Konkurrenz zu wechseln?«
    »Schrei nicht so, Mostyn. Das ist nicht damenhaft«, sagte Ifor, immer noch grinsend. »Ich habe keinen Vertrag bei dir unterschrieben. Ich mache das hier aus reiner Menschenfreundlichkeit, und offen gesagt, habe ich inzwischen Bedenken. Schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren. Ich will nicht, dass Ifor Llewellyn vor dem Publikum wie ein kompletter Idiot dasteht, verstehst du?«
    »Das ist genau das verräterische Verhalten, das ich von dir erwartet habe«, schrie Mostyn. »Ich weiß nicht, warum ich jemals geglaubt habe, du hättest dich geändert. Du warst schon immer eine falsche Schlange. Nein, du lässt uns jetzt nicht im Stich. Generalprobe im Zelt morgen, auf die Minute sieben Uhr, und ich erwarte, dass du pünktlich bist!«
    Er stieß Ifor beiseite, stürmte hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Ifor sah in die verblüfften Gesichter und zuckte die Achseln. »Ich sollte es wirklich nicht tun, aber es ist zu verlockend«, sagte er.
    »Er bittet mich schließlich darum.«
    »Wahnsinn!«, rief der junge Billy Hopkins, Charlies Enkel, als er aus dem Kleinbus kletterte und zum ersten Mal das Eisteddfod-Gelände sah. Evan teilte das Urteil. Auf dem Gelände, das normalerweise mehrere Sportplätze beherbergte, standen jetzt drei riesige Festzelte, das mittlere hatte die Ausmaße eines Zirkuszelts. Flankiert wurden sie von weiteren Zelten unterschiedlicher Größe, und an den Rändern waren Hunderte kleiner Buden aufgebaut, die alles Mögliche feilboten, von keltischem Schmuck bis zu kandierten Äpfeln. Überall herrschte geschäftiges Treiben. Zeltschnüre wurden gespannt und Holzgerüste zusammengebaut. Leute, beladen mit Spinnrädern, Blumengirlanden, Stoffballen, Bühnenrequisiten und Kisten voller Papierbecher, liefen umher. Ein junges Mädchen umklammerte wankend eine Harfe, die ebenso groß war wie sie selbst. Autos und Transporter rollten vorsichtig über das Gelände, Fußgänger aus dem Weg hupend. Es sah aus, als bereite sich eine Armee auf die Belagerung vor. Gekrönt war die Szenerie von der Fahne mit dem Roten Drachen von Wales, die auf dem höchsten Zeltpfosten wehte, und die Türme des Harlech Castle zeichneten sich scharf vor einem schwarzen Himmel ab.
    »Ich habe nicht gewusst, dass es ... so ist«, murmelte Billy Hopkins Evan zu, der sich gerade aus der

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