Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
Vom Netzwerk:
seine Sache morgen Abend gut machen«, sagte Harry-der- Pub. »Er ist ein Profi und weiß, was er zu tun hat.«
    »Das stimmt, Mostyn«, fügte Evans-der-Fleischer hinzu. »Stars wie Ifor brauchen keine Proben. Er wird morgen wunderbar sein.«
    »Ich wünschte, ich könnte daran glauben«, sagte Mostyn. »Wenn er morgen nicht auftaucht, stehen wir ohne Solisten wie die Idioten da.«
    Er kletterte die Bühnenstufen hinunter und ging dem Chor voraus nach draußen, dabei ließ er seinen Blick schweifen, immer noch auf der Suche nach Ifor. Neben seinem Mini blieb er stehen. »Ich werde hinfahren und ihm die Meinung sagen«, verkündete er. »Er ist ein Profi, und sein Verhalten ist unentschuldbar.«
    »Mach ihn bloß nicht wütend, Mostyn«, warnte Harry-der-Pub. »Sonst will er womöglich überhaupt nicht mehr mit uns singen. Es stimmt schon, was er gesagt hat, er steht nicht unter Vertrag und tut uns lediglich einen Gefallen.«
    Mostyn seufzte. »Du hast ja Recht, Harry. Aber ich möchte doch mit ihm reden. Er soll wissen, wie wir uns fühlen, wenn er uns so hängen lässt. Das ist einfach nicht richtig. Das ist nicht fair.« Sein Blick schnellte zu Evan. »Sie kommen mit mir, Constable Evans. Sie wissen, wie man mit Leuten umgeht und die richtigen Dinge sagt. Sie können ein Auge auf mich haben und verhindern, dass ich irgendetwas sage, das mir hinterher Leid tut. Ich weiß, dass ich gern die Fassung verliere.«
    »Vielleicht ist das wirklich besser«, sagte Evan zögernd. Er hatte eigentlich keine Lust, mit Mostyn und Ifor in einem Zimmer zu sein, während sie sich gegenseitig anbrüllten. Aber wenn es dazu beitrug, dass Ifor morgen pünktlich zum Eisteddfod erschien, dann sollte er wohl mitfahren.
    »Ich nehme Sie in meinem Wagen mit«, sagte Mostyn. »Steigen Sie ein. Wir fahren sofort los.«
    Ein Licht brannte, und Ifors Mercedes parkte in der Einfahrt.
    »Da sehen Sie es. Er hatte einfach keine Lust zu kommen«, sagte Mostyn, wütend in Richtung Haus deutend. »Verhindern Sie bloß, dass ich ihm sage, was ich wirklich von ihm halte. Ich werde versuchen ruhig zu bleiben, aber das ist nicht einfach.« Er marschierte zur Haustür und hob den Klopfer.
    Die Tür öffnete sich unter seiner Berührung.
    »Das ist ja merkwürdig.« Mostyn blickte beunruhigt zu Evan.
    Evan klopfte an die halb geöffnete Tür. »Mr. Llewellyn? Sind Sie da?«
    Es kam keine Antwort. Evan stieß die Tür auf.
    »Glauben Sie, dass wir hineingehen sollten, Constable Evans? Ich meine, vielleicht ist er ja im Pub und trinkt, wie immer, und wir haben kein Recht ...« Aber Evan war schon in die dunkle Eingangshalle getreten.
    »Mr. Llewellyn?«, rief er erneut. Seine Stimme wurde vom schwarzweiß gefliesten Boden und der Decke hoch über der Treppe zurückgeworfen. »Ist jemand zu Hause?«
    Das einzige Geräusch war das tiefe, rhythmische Ticken einer alten Standuhr in der Halle. Dann bemerkte Evan einen Schuh. Es war eine modische, hochhackige Damensandalette aus schwarzem Lackleder. Sie lag direkt vor der Tür zum Wohnzimmer.
    »Wir sollten lieber gehen, Mr. Evans«, Mostyn griff nach Evans Arm. »Vielleicht hat er Damenbesuch. Deshalb zeigt er sich nicht. Wir können nicht einfach in weiß der Himmel was hineinplatzen.«
    Evan klopfte an die Wohnzimmertür. »Sind Sie da drin, Mr. Llewellyn?«
    Vorsichtig öffnete er die Tür. Sofort bemerkte er zwei verschiedene Gerüche. Der erste - in dem warmen, geschlossenen Raum geradezu überwältigend - war der von Alkohol. Den zweiten konnte er zunächst nicht einordnen. Er lockerte seinen Kragen. »Heiß hier drin.«
    »Er ist an italienische Temperaturen gewöhnt«, sagte Mostyn. »Ich könnte mir denken, dass er dieses Haus viel zu kalt findet. Wahrscheinlich hat er mitten im Sommer die Zentralheizung eingeschaltet!«
    »Es scheint niemand da zu sein ...«, stellte Evan fest. Die schweren Samtvorhänge waren zugezogen, und der Raum hatte etwas von einem Aquarium. Er tastete nach dem Lichtschalter. Dann bemerkte er den umgestoßenen Tisch. Ein kleiner, runder Beistelltisch, der nun mitten auf dem Fußboden lag. Evan ging darauf zu.
    Mostyn drückte sich vorsichtig an den Zimmerwänden entlang, als habe er Angst, mitten durch den Raum zu gehen. Schließlich erreichte er das Bogenfenster und zog die Vorhänge etwas zurück. »Dieser Heizkörper hier ist an«, sagte er.
    Evan stand mitten im Raum, als er den Fuß bemerkte, der hinter dem Chintzsofa hervorragte. Nun erkannte er auch den anderen Geruch. Es

Weitere Kostenlose Bücher