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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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sicher verstehen, dass er es nur tat, um Betsys Ehre zu retten. Bronwen war eine sensible, nette, einfühlsame Person. Sie würde nicht wollen, dass Betsy mit Ifor nach Cardiff fuhr, deshalb würde sie auch verstehen, dass er nur seine Pflicht tat.
    »Also, Evan Evans«, sagte Betsy. »Lädst du mich nun ein oder nicht? Führst du mich Samstagabend aus, oder soll ich Mr. Llewellyn fragen, ob er mit mir nach Cardiff fährt?«
    Evan atmete tief durch. »Okay, Betsy«, sagte er. »Wir gehen am Samstagabend aus.«

7. KAPITEL
    »Versteh doch, ich hatte keine andere Wahl, Bron«, sagte Evan.
    Sie stand da, eine Hand am Schultor, und sah ihn eindringlich an. Er stellte sich vor, dass sie diesen Blick geübt hatte - für ihre Schüler, wenn sie wieder einmal mit fadenscheinigen Begründungen gestanden, ihre Hausaufgaben nicht gemacht zu haben. »Ich verstehe«, sagte sie. Wahrscheinlich sagte sie das Gleiche zu ihren Schülern.
    »Was hättest du denn gemacht?«, fragte er.
    »Oh, ich bin sicher, dass du ein sehr großes Opfer bringst«, erwiderte sie. »Nicht jeder Mann würde einen aufregenden Abend im Pub gegen einen langweiligen Nachtclub-Besuch mit einer halb nackten Betsy eintauschen. Vielleicht verleiht man dir eine Medaille.«
    »Immerhin erzähle ich dir davon«, sagte Evan. »Immerhin bitte ich dich um deine Meinung.«
    »Auf die kommt es doch nicht an, oder?« Bronwens Stimme war noch immer aufreizend ruhig. »Wir beide sind einfach nur Freunde, nicht wahr? Das erzählst du doch jedem.«
    Evan rang um Selbstbeherrschung. Er hatte erwartet, dass Bronwen vernünftig sein würde. Er jedenfalls hatte es versucht. Aber Vernunft funktionierte nicht. »Bronwen, du musst wissen, dass ich überhaupt keine Lust habe, mit Betsy tanzen zu gehen. Aber ich konnte sie doch nicht mit diesem walisischen Don Juan nach Cardiff fahren lassen, oder? Es schien die einfachste Lösung für alles zu sein, und ich sagte mir, dass eine sensible, einfühlsame Person wie du das verstehen würde.«
    Bronwen schwang das Tor hin und her und sah ihn schließlich mit einem schwachen Lächeln an.
    »Ich verstehe schon. Und ich glaube nicht wirklich, dass dich ein einziger Abend mit Betsy verführen wird, aber du kennst das Gerede hier. Nun gut, jetzt ist es ohnehin zu spät.«
    »Jedenfalls habe ich es geschafft, das Treffen auf nach dem Eisteddfod zu verschieben«, sagte Evan. »Wir proben bis zu unserem Auftritt jetzt täglich.«
    »Wie kommt ihr voran? Klingt ganz gut, was ich so höre.«
    »Was du hörst, ist Ifor. Er singt, und wir anderen bewegen die Lippen«, erklärte Evan grinsend.
    »Wann tretet ihr auf?«
    »Samstagabend. Wir fahren Freitagabend nach Harlech, um im Zelt zu proben und ein Gefühl für die Größe des Raums zu bekommen.«
    »Ich komme am Samstag vorbei«, sagte Bronwen. »Ich habe ein paar Schülern versprochen, sie mitzunehmen und die Volkstänze anzusehen. Vielleicht hören wir uns noch euren Chor an, wenn es nicht zu spät ist.«

    »Das würde ich mir an deiner Stelle sparen«, sagte Evan. Er merkte, dass das Letzte, was er wollte, war, dass Bronwen ihn singen hörte.
    »Warum denn?«, fragte Bronwen enttäuscht. »Möchtest du nicht, dass ich dich singen höre?«
    »Wir sind nicht besonders gut, Bron. Ehrlich gesagt bin ich froh, wenn alles vorbei ist«, bekannte Evan. »Die Stimmung bei den Proben wird immer ungemütlicher.«
    »Inwiefern?«
    Evan seufzte. »Mostyn Phillips nimmt die Sache ziemlich ernst. Ifor dagegen hält das Ganze für einen großartigen Witz. Ich fürchte, wir steuern auf einen Riesenkrach zu.«
    Kurz nachdem Evan an diesem Abend aus dem Pub nach Hause gekommen war und lesend in seinem Zimmer saß, klingelte das Telefon. Es war Mair Hopkins, Charlies Frau. »Es ist wieder mal soweit, Mr. Evans«, sagte sie schwer atmend. »Diesmal schreien sie auch draußen herum. Ich will mich ja nicht beschweren, aber es ist nach neun.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Hopkins, ich sehe nach, was los ist«, sagte Evan. »Danke für den Anruf.«
    Er schlüpfte in seine Uniformjacke und lief die Straße hoch. Er konnte ihr Geschrei hören, aber die Kapelle versperrte ihm die Sicht auf die Streitenden. Evan bemerkte sofort, dass es diesmal nicht einfach ein Ehekrach war. Beide Stimmen waren Männerstimmen.
    »Ich warne Sie!« Die Stimme klang eindeutig weder Englisch noch Walisisch.
    »Glauben Sie, ich hätte Angst vor Ihren Drohungen?« Das war Ifors laute Stimme. »Gehen Sie nach Haus und machen Sie, was

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