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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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war der Geruch des Todes.

8. KAPITEL
    Ifor Llewellyn lag flach auf dem Wohnzimmerteppich, ein leeres Glas neben der ausgestreckten Hand. Ein umgedrehtes Tablett und eine fast leere Flasche Jameson lagen auf dem Kaminvorleger. Als er sich zu dem Körper hinunter beugte, hörte Evan, wie Mostyn erschreckt die Luft einzog.

    »Ist ... ist er es?«, presste Mostyn mühsam heraus.
    Evan nickte. Ohne den Körper zu bewegen, konnte er an der rechten Kopfseite die dunkle, klebrige Stelle sehen, an der der Schädel eingeschlagen worden war. Um den Kopf herum hatte sich eine Blutlache gebildet, die das rote Teppichmuster braun färbte. Ohne große Hoffnung tastete er im Nacken vorsichtig nach dem Puls.
    »Ich fürchte, er ist tot«, sagte Evan. Instinktiv sah er sich nach einer Waffe um. Sein Blick blieb an dem verschnörkelten altmodischen Kamingitter aus Messing hängen. An einem der Zierknöpfe, ganz in der Nähe von Ifors Kopf, schienen Blutspuren zu kleben. »Er muss gefallen sein und sich den Kopf hier angeschlagen haben ...«, sagte Evan zögernd.
    Mostyn kam etwas näher, blieb hinter dem Sofa stehen und betrachtete aus sicherem Abstand die Leiche. »Ich habe ihm immer wieder prophezeit, dass ihn die Trinkerei einmal umbringt«, sagte er mit erstickter Stimme. »Aber dass es so kommen würde ... Und ich habe wegen seiner Unpünktlichkeit mit ihm geschimpft. Ich fühle mich schrecklich, Mr. Evans.«
    Evan erhob sich. »So etwas konnte niemand ahnen«, erwiderte er.
    »Wenn Sie erlauben, würde ich lieber draußen auf Sie warten.« Mostyns Gesicht hatte eine entschieden grünliche Färbung. »Ich fühle mich nicht besonders.«
    »Ich komme mit«, sagte Evan. »Wir sollten nichts anfassen, bis die Spurensicherung kommt.«
    »Polizei?«, fragte Mostyn. »Aber es war doch ein Unfall. Sie vermuten doch nicht...«
    »Sicher, es scheint ein Unfall gewesen zu sein, aber ich muss sie trotzdem benachrichtigen. Ich bin nur der Dorfpolizist, und wir haben Experten, die wissen, was in solchen Fällen zu tun ist.« Er führte den erschütterten Mostyn aus dem Zimmer.
    »Sind Sie der Ansicht, ich sollte warten?«, fragte Mostyn, als sie in die wohltuend kühle Nachtluft traten.
    »Besser wäre es. Man wird eine Aussage von Ihnen wollen, die Bestätigung, dass wir die Leiche gemeinsam gefunden haben.«
    »In Ordnung«, sagte Mostyn. »Ich setze mich ins Auto, wenn Sie nichts dagegen haben. Ich fühle mich ziemlich schwach.«
    Rund eine halbe Stunde später fuhr ein weißer Polizeiwagen vor dem Powell-Jones'schen Haus vor.
    »Schönen Zeitpunkt haben Sie sich da ausgesucht«, beklagte sich Sergeant Watkins beim Aussteigen. In seinem beigefarbenen Trenchcoat sah er aus wie ein typischer Detektiv, aber Evan bemerkte, dass er darunter Jeans und T-Shirt trug. »Ich habe gerade Heartbeat angeschaut.«
    »Erzählen Sie mir nicht, dass Sie in Ihrer Freizeit Krimiserien gucken«, erwiderte Evan und streckte seinem alten Freund die Hand entgegen. »Sie Masochist!«
    »Meine Frau würde keine einzige Folge von Heartbeat verpassen«, antwortete Watkins. »Und unsere Tiffany ist auch ganz scharf darauf. Also, was war das für ein Unfall, dessentwegen man mich vom Fernseher weggezerrt hat?«
    »Ein scheußlicher. Es sieht so aus, als ob ...«, begann Evan, brach aber ab, als er einen weiteren Mann aus dem Wagen steigen sah. Dieser Mann war schlank und elegant gekleidet, in Anzug und Krawatte.
    »Guten Abend, Constable. Der Kommissar fand, dass ich mitkommen und mir ein eigenes Bild machen sollte, vor allem, wenn man an die Auswirkungen denkt. Bei solch einer Berühmtheit muss man mit der Presse umgehen können. Man wird Erklärungen abgeben müssen.«
    Evan war klar, dass Inspektor Hughes geradezu darauf brannte, Erklärungen im Fernsehen abzugeben.
    »Hier entlang.« Er führte die beiden Beamten die Zufahrt zum Powell-Jones'schen Haus hinauf.
    »Wer hat die Leiche gefunden?« Inspektor Hughes überholte Watkins und schloss zu Evan auf.
    »Der Chorleiter, Mostyn Phillips, und ich, Sir.«
    »Sie scheinen es sich zur Gewohnheit zu machen, Leichen zu finden«, stellte Inspektor Hughes trocken fest. Er hatte Evan nicht verziehen, dass der einige Mordfälle gelöst hatte, die seiner Abteilung einiges Kopfzerbrechen bereitet hatten. »Erzählen Sie mir, wie Sie jetzt auch noch diese gefunden haben.«
    »Ifor Llewellyn sollte zu einer Probe unseres Chors für den Eisteddfod in Harlech kommen, tauchte aber nicht auf. Deshalb bat mich Mr. Phillips, ihn zu

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