Tod eines Tenors
Ordnung«, sagte sie.
Evan begleitete sie zur Vordertür. Watkins folgte ihnen. Als sie die Eingangshalle durchquerten, bemerkte Evan, dass ihr Blick über den Fußboden glitt.
»Was ist denn mit meinem Schuh geschehen?«, fragte sie und versuchte, möglichst beiläufig zu klingen.
»Der Schuh? Ach, ich glaube, die Laborleute haben ihn eingepackt, um ihn auf Fingerabdrücke zu untersuchen.«
»Einen Schuh?« Sie versuchte ein Lachen. »Es kann doch wohl niemand annehmen, dass Ifor mit einem Stöckelschuh erschlagen wurde?«
»Reine Routine, Ma'am«, erwiderte Evan. »Jeder verdächtige Gegenstand muss untersucht werden.
Sie bekommen ihn zurück. Erinnern Sie sich, wo Sie den anderen gelassen haben?«
»Ich ...« Sie sah sich um. »Ich vermute, Gladys hat ihn mittlerweile aufgeräumt. Diesen hier muss sie übersehen haben.«
Genau, dachte Evan. Sie hat allerdings kaum einen Schuh übersehen, der vor der Wohnzimmertür lag.
Er öffnete ihr die Haustür. »Wir bleiben in Verbindung«, sagte er.
»Und Sie werden wirklich ... taktvoll sein?«
»Ja, Madam. Wir werden taktvoll sein.«
Er sah sie ihrem Sohn entgegeneilen, der neben dem Auto stand.
»Glauben Sie, dass es mit dem Schuh etwas auf sich hat?«, fragte Watkins, als er die Tür wieder schloss.
»Ich bin nicht sicher. Das können wir Gladys fragen, wenn sie zurückkommt - ob sie den Schuh gestern bemerkt hat.«
Watkins schaute auf die Armbanduhr. »Sie müsste jetzt eigentlich gleich kommen. Ich rufe noch einmal an, wann sie ungefähr hier sein werden.«
Er verschwand im Arbeitszimmer. Evan hörte ihn sagen: »Nicht zu Hause? Sind Sie sicher, dass Sie zur richtigen Adresse gefahren sind?«
Nachdenklich kehrte er zurück. »Dieses dumme Frauenzimmer war nicht da. Der Constable hat mehrmals geklopft.«
»Vielleicht hat sie länger zum Einkaufen gebraucht als geplant«, meinte Evan.
»Oder sie hat beschlossen, dass sie nicht in die Sache verwickelt werden will«, ergänzte Watkins.
Evan teilte diese Vermutung nicht. Er glaubte, dass Gladys ihre Rolle als Starzeugin genoss.
»Man sollte die Nachbarn fragen«, sagte er. »Vielleicht ist sie nur auf einen Sprung nach nebenan gegangen, um alle Einzelheiten brühwarm zu erzählen.«
Watkins nickte. »Da könnten Sie Recht haben. Gut. Lassen Sie uns die Llandudno-Angelegenheit weiterverfolgen. Das war ja mal ganz was Neues. Ein Liebhaber?« Er zwinkerte Evan zu. »Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig.«
»Und es gibt ihr ein Motiv, ihren Mann umzubringen«, erklärte Evan. »Wenn er etwas über diese Beziehung herausgefunden hätte, und sich nun weigerte, in die Scheidung einzuwilligen ...«
»... hätte sie verzweifelt genug sein können, ihn aus dem Weg zu schaffen«, vollendete Watkins.
»Ich wünschte, wir könnten die Mordwaffe auftreiben, andernfalls sehe ich nicht, wie wir ihr die Tat je nachweisen sollen.«
Evan nickte. »Niemand, den ich gefragt habe, sah sie früher ins Haus schleichen. Natürlich war ich noch nicht überall.«
»Und wie wir jetzt wissen, ist es ziemlich einfach, oben am Everest Inn zu parken und dann ungesehen den Pfad herunterzukommen.« Er betrat das Wohnzimmer. »Sind Sie immer noch da?«, fragte er. »Zahlt man euch am Wochenende das Doppelte? Oder versucht ihr nur, um die Einkäufe mit euren Frauen herumzukommen?«
»Wir gehen gerade, Sarge«, sagte einer der Techniker grinsend. »Ich denke, wir haben alles gründlich untersucht.« Er trug eine Schachtel, angefüllt mit säuberlich beschrifteten Plastiktüten.
»Irgendwas Neues und Interessantes gefunden?«
»Nur das.« Er hielt einen kleinen Reißverschlussbeutel hoch. Er enthielt ein einzelnes schwarzes, etwa fünfzehn Zentimeter langes Haar. »Das haben wir neben ihm auf dem Teppich gefunden. Es könnte natürlich von ihm stammen. Er hatte langes Haar für einen Mann. Aber sein Haar ist lockig, und dieses ist absolut glatt. Außerdem scheint es feiner zu sein als seines.«
In Evans Hirn begann es zu rattern. Eine Folge von Bildern tauchte vor ihm auf ... das schwarze Haar eines Mädchens, das in ihrem Gesicht klebte, als er es ans Ufer zog. Das gleiche Mädchen, als es leidenschaftlich ausstieß: »Das ist nicht mein Freund!«
Er nahm das Foto aus seiner Tasche und starrte angestrengt auf die beiden Kinder ... eine dünnere Ausgabe von Justin lächelte in die Kamera, neben ihm ein scheues, mürrisches Gesicht, das halb hinter schwarzen Haaren versteckt war.
Evan ergriff den Sergeant am Arm und
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