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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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herauskristallisiert. Sein Verhalten in Baden-Baden war merkwürdig gewesen, und er schien die Klammer zwischen allen Personen zu sein. Er war derjenige, der sowohl Mutter als auch Tochter Grüber, letztere dann Schmied, seit langer Zeit betreute. Betreut hatte, wohlgemerkt. Denn Marianne Grüber war tot und Friederike auch. Ein höchst ungesunder Frauenarzt.
    Es sah nunmehr ganz danach aus, als hätte sich Marianne Grüber ihm anvertraut. Vielleicht hatte sie das Kind nicht bei ihm entbunden, aber in der Zeit davor und danach mit ihm gesprochen. Vielleicht hatte sie ihm auch den Namen des wahren Vaters anvertraut?
    War er selbst es? Hatte er sich von Mariannes mädchenhaftem Charme angezogen gefühlt? Solche Dinge geschahen, ich hatte davon gehört. Möglicherweise deckte er den Mann auch nur.
    Möglicherweise stammte der Vater aus seinen Kreisen, aus   unseren   Kreisen, und war der Gatte einer reichen Patientin. In seinem Wunsch, in der deutschen Upperclass akzeptiert zu werden, hatte er vielleicht sogar die Schatulle im ersten Stock in dessen Auftrag gestohlen. Dann war Friederikes Vater vielleicht gar nicht auf der Party eingeladen gewesen. In diesem Fall hatte ich kaum Chancen, seine Identität jemals herauszufinden.
    Irgendwann schlief ich dann doch ein. Und wachte am Morgen mit Herzrasen und Kopfweh auf.
    So konnte es nicht weitergehen. Ich musste diese Sache zum Abschluss bringen oder aufgeben. Vor allem aber musste ich mit jemandem reden.
    Mein Mann schied aus. Erstens war er nicht da. Zweitens würde er sich nicht dafür interessieren. Friederike war für ihn schon mehr oder weniger abgehakt. Er hatte sie schon früher nie beachtet. Nicht schön genug. Nicht bedeutend genug. Und nicht reich genug, um nach einer dieser noblen späten Scheidungen, wie es sie in unseren Kreisen häufig gab, Klientin von ihm zu werden.
    Und drittens war er mit den Herren, um die es ging, beruflich zu nah verknüpft. Er würde mir nicht den Hauch einer Information zukommen lassen.
    Mit schwerem Herzen rief ich Hagen Hayden an.
    Diesmal war er freundlich. Fast ein wenig   zu   freundlich. Ich hatte den Eindruck, er spreche mit mir wie mit einer Kranken.
    »Was gibt’s denn Neues, meine liebe Frau Tobler? Neue Täter? Geheimnisvolle Verdächtige, die Toiletten benutzen und Kästen und Kästchen verschwinden lassen? Oder sind frische Väter aufgetaucht?«
    »Herr Hayden, ich werde Ihre Vorgesetzten über Ihr Verhalten informieren.«
    Er lachte. »Machen Sie das! In Karlsruhe haben wir bekanntlich eine Beamtin, die auf solche Fälle wie den Ihren spezialisiert ist. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Personen, die sich bei   jedem   Verbrechen melden und angebliche Spuren und Verdächtige melden. Sie ist sehr freundlich, diese Beamtin.«
    Ich ging darauf nicht ein. Kühl sagte ich nur: »Gut. Sie müssen das mit sich ausmachen. Ich teile Ihnen hiermit mit, dass ich mich heute Abend um sieben in Frauenalb mit Lieselotte Stolze treffe – das ist die Friseurin, in deren Salon Friederikes Mutter gearbeitet hat. Ich werde danach endgültige Gewissheit haben, wer als Mörder in Frage kommt. Hellali, Professor Hellali, sollte auf Ihrer Verdächtigenliste ganz oben stehen.«
    »Ja. Und Angela Merkel auch.«
    Ich versuchte ein mitleidiges Lächeln. »Vielleicht hat die bewusste Beamtin auch für Sie Zeit, Herr Hayden. Sie werden ebenfalls eine Psychologin brauchen, wenn ich mit dem Fall fertig bin.«
    »Ich brauche jetzt schon eine!«, erwiderte er.
    »Kommen Sie also um sieben Uhr? Hören Sie sich an, was sie mir sagen will. Es muss etwas mit dem Terminbuch zu tun haben, in dem die Haushalte, in denen Frau Grüber gearbeitet hat, verzeichnet sind.«
    »Tut mir leid. Wir haben wirkliche Gesetzesbrecher zu jagen und keine Phantome. Übrigens, wenn Ihnen das so wichtig ist: Ich gehe, auch ohne dass Sie den Fall lösen, mal anständig mit Ihnen essen. Ich kann mich durchaus mal einen Abend mit Ihnen zusammen sehen lassen. Und wer weiß, wie der Abend endet …«
    »Wird Ihre Verlobte Sie nicht erwarten? Wir hatten einen Deal, Herr Hayden. Und ohne den geht nichts.«
    »In diesem Fall muss ich Sie natürlich unterstützen bis zum bitteren Ende.«
    * * *
    »Die Frage ist mir etwas peinlich«, sagte ich zu Robert Bleibtrau.
    Wir saßen auf einer wackeligen, grob gezimmerten Holzbank vor einem Imbisswagen, aus dem heraus Essen auf Papptellern an in einer Schlange anstehende Menschen serviert wurde. Nicht in hundert Wintern hätte ich

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