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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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vermutet, dass ich zur Nahrungsaufnahme jemals einen solchen Ort aufsuchen würde. Bleibtrau hingegen schien es hier zu gefallen. Er hatte sofort zugestimmt, sich mit mir zu treffen, und diesen Ort unweit seines Hundeheims vorgeschlagen.
    Jetzt saß er da und starrte mich an. Vorsichtshalber hatte ich mich sehr korrekt gekleidet: blau-weiß gestreifte Hemdbluse von   H & M   zu meiner True-Religion-Jeans, darüber eine einfache dunkelblaue Strickjacke von Topshop, die ich mir an Ostern aus London mitgebracht hatte. Die Handtasche war von Fossil, mit dem berühmten riesigen Schlüssel als Markenzeichen und einer rustikalen Schließe. Außer meinem Ehering trug ich keinen Schmuck.
    An uns ratterte unweit die Straßenbahn Richtung Bad Herrenalb vorüber. »Nicht gerade ein lauschiges Plätzchen«, bemerkte ich.
    »Der Platz ist Kult. Die Currywurst ist einmalig«, sagte er und starrte weiter. Ich nickte ratlos und stocherte in den Pommes frites herum. Bleibtrau aß seine Currywurst auf und entfernte einen Spritzer Ketchup aus seinem Bart.
    »Fragen Sie. So schlimm wird es nicht sein.« Er zerknüllte seine Serviette.
    »Doch, irgendwie schon. Es ist eigentlich nichts, was man üblicherweise einen Mann fragt. Bitte verstehen Sie das nicht falsch. Ich glaube nur, dass es wichtig ist. Hat Friederike jemals mit Ihnen über gynäkologische Dinge gesprochen? Dinge, die sie normalerweise nur mit ihrem Frauenarzt besprechen würde? Intime Dinge?« Ich räusperte mich. Was für eine Situation!
    Ein Schwarm Biker surrte wie wütende Hornissen an uns vorüber in Richtung Moosbronn. Von dort würden sie ins parallel gelegene Murgtal sausen und vielleicht in Freudenstadt das erste Mal absteigen. Die von Autos ungebremste Fahrt durch die sieben Täler von Herrenalb, zwischen Fluss und Wald entlang, könnte wirklich ein Traum für sie sein. Und ein Alptraum für die Wanderer, die dieses Geräusch permanent hören müssten. Was ging es mich an? Ich war keine Wanderin. Nie gewesen.
    »Donnerwetter. Das ist wirklich eine peinliche Frage«, erwiderte Robert Bleibtrau. »Wenn sie nicht tot wäre, so würde ich Ihnen darauf gewiss keine Antwort geben. Ich bin kein Frauenheld, und Sie werden gewiss Männer mit mehr einschlägigen Erfahrungen als mich treffen, aber im Gegensatz zu meinen anderen Freundinnen«, hier wurde er ein wenig rot, »legte sie keinen besonderen Wert auf Verhütung. Unnötig, meinte sie. Leider. Erblich. Ihre Mutter habe sich sehnlichst noch weitere Kinder gewünscht, aber es habe nie geklappt. Im Grunde sei es ein Wunder, dass sie überhaupt existiere. Sie fürchtete ähnliche Probleme zu haben. So etwas könne erblich sein. Die Gefahr, dass sie schwanger werde, sei offenbar sehr gering, und sie sei gewillt, es dabei zu belassen.«
    »Hat sie jemals erwähnt, wer ihr Frauenarzt war?«
    »Ich glaube, es war eine ältere Ärztin. Irgendwo in Rheinstetten. Wir haben über so etwas nicht besonders intensiv gesprochen, wie Sie sich vielleicht denken können. Außerdem ging unsere … Beziehung nicht so lange, dass wir derartige Pläne für die Zukunft gemacht hätten.«
    »Also war ihr Frauenarzt nicht ein gewisser Professor Hellali? Kommt Ihnen der Name bekannt vor?«
    »Ja, den Namen kenne ich. Ist ja auch auffallend. Ich glaube, sie war zum Schluss unserer Beziehung einmal dort. Ich kann mich aber täuschen. Jedenfalls hat sie sich in diesem Punkt plötzlich verändert. Das war auch kurz vor Ende unserer … wie soll man es nennen … ›Affäre‹ klingt so billig.«
    Mir war es offen gestanden ziemlich egal, wie er zu seinem Techtelmechtel sagte. Ich fühlte eine Spannung in mir aufsteigen, die ich noch nicht gekannt hatte. »Also, zum Schluss hat sie plötzlich Wert auf Verhütung gelegt. Die Pille wollte sie nicht nehmen, da sie ja noch ein Kind von ihrem Mann haben könnte, aber sie drängte mich dazu, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen. Es hat mich gewundert, aber unsere Beziehung war ja dann sowieso vorbei. Sie hatte sich aber nicht nur in diesem Punkt verändert.«
    »Haben Sie eine Ahnung, warum?«
    Er zuckte die Achseln. Schob den Plastikteller zur Seite. Griff nach seinem Glas mit hellem Radler. An das untere Ende der Bank setzten sich zwei junge Männer und zündeten sich Zigaretten an. Sie trugen eng sitzende Fahrradkluft und tranken ihr Radler mit großen, gierigen Zügen.
    »Nein. Mit Frauen habe ich wohl sowieso keine gute Hand. Kaum ist man länger mit ihnen zusammen, entwickeln sie seltsame

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