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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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auch er war am Vorabend von Friederikes Tod nicht im Hause Schmied gewesen. Seine Schwester, eifersüchtig und verbiestert, hätte ebenfalls Hassgefühle gegen die verheiratete Freundin ihres Bruders haben können, doch auch da galt: Kein Gast auf Friederikes Party.
    Und wenn ich mich auf einem Irrweg befand? Möglicherweise hatte Horst Schmied das Kästchen selbst verschwinden lassen, weil ihm die Herkunft seiner Ehefrau peinlich war? Möglicherweise verfolgte ich das falsche Motiv. Vielleicht hatte Janine deshalb so merkwürdig unsicher gewirkt. Weil der Hausherr selbst die Gelegenheit genutzt hatte! Er konnte später behaupten, einer der Gäste müsse das Kästchen gestohlen haben. Horst? Sein Alibi sah zwar beinahe lückenlos aus, doch vielleicht war er am Samstagmorgen trotzdem länger draußen gewesen, als er angab. Getränke holen. Zur Toilette gehen. Draußen mal am Handy telefonieren. Seine Parteifreunde waren Männer. Die besaßen bekanntlich ein schwach ausgeprägtes Zeitgefühl. Sie könnten sich verschätzt haben, und von dem Haus der Schmieds bis zur Boutique in der Innenstadt waren es schließlich nur wenige hundert Meter.
    Noch einmal ganz logisch, Swentja.
    Welches waren denn die Hauptmotive, aus denen heraus Leute im Fernsehen und in Krimis andere Leute umbrachten?
    Geld war und blieb der stärkste Beweggrund. Das traf auf Robert Bleibtrau zu, der um seine Hundepension fürchtete. Erst hatte er die arme, törichte Friederike auf seine Seite gezogen, und sie hatte sich mit ihrem Einfluss gegen den Bau des »Highway to Heaven« starkgemacht. Plötzlich zeigte sie sich vom Gegenteil überzeugt. Dafür musste es stärkere Gründe gegeben haben als die Beziehung zu Robert. Und diese neue Einstellung hatte sie auch öffentlich gemacht, was seine Position in dem Kampf um den Erhalt des Grundstücks schwächte. Die »Töchter des Albtals« waren eine Vereinigung von Frauen, die mit Entscheidungsträgern oder Geldleuten verheiratet waren, und sie konnten die öffentliche Meinung durch Anhörungen, Vorträge und Zeitungsartikel durchaus prägen.
    Auf den Macho Tibor Lodemann traf das Motiv der Bereicherung eigentlich ebenfalls zu. Sein Hotel sah nicht gerade aus, als bräuchte man Monate vorher zu reservieren, es wirkte eher wie ein heruntergekommener alter Schuppen, in den man eine Menge Geld hineinstecken müsste. Sein Beweggrund, eine prominente und einflussreiche Gegnerin der ersehnten Aufwertung des Örtchens Herrenalb aus dem Weg zu räumen, war allerdings hinfällig geworden, nachdem Friederike ihr Fähnchen in einen anderen Wind gehängt hatte. Möglicherweise hatte er von ihrer Affäre gewusst, sie damit erpresst, und sie war deshalb widerwillig auf seine Linie umgeschwenkt?
    Selbst Horst Schmied, der mäßig betrübte Witwer, hatte ein hübsches, kleines Geldmotiv. Er erbte die Eigentumswohnungen seiner Frau, deren Mitbesitzer er allerdings auch vorher schon gewesen war. Doch nun brauchte er mit niemandem mehr zu teilen.
    Ich machte mir eine Notiz. Nochmals mit Tibor Lodemann sprechen!
    Rache war ebenfalls ein Mordgrund. Frau Gramlich könnte dafür wiederum die geeignete Person sein.
    Für Eifersucht als Motiv hatte ich ebenfalls vertraute Kandidaten: Roberts Schwester, die den Bruder für sich haben wollte und es dieser fremden Frau nicht verzeihen konnte, dass sie ihnen noch dazu ihr Zuhause und das ihrer Tiere nehmen wollte.
    Ich seufzte.
    Das alles galt aber nun nicht mehr, wenn Janine tatsächlich eine kleine Erpressung versucht hatte. Sie hatte ja folgerichtig nur jenen Mann erpressen können, den sie an jenem Abend in Friederikes Zimmer gesehen hatte, und keinen dieser anderen Verdächtigen, die sie vermutlich noch nie getroffen hatte.
    Und Friederike hatte ihren Mörder widerspruchslos in ihre Umkleidekabine treten lassen. Es musste sich um jemanden gehandelt haben, den sie gut kannte.
    Halt.
    Sie hatte ja angenommen, ihr eigener Vater nähere sich ihr. Vielleicht hoffte sie, er wäre zur Einsicht gekommen und wollte sich nun doch endlich zu ihr bekennen. Vielleicht hatte sie ihm sogar von dem Einkaufsbummel mit mir erzählt. Hatte ihn auf dem Handy angerufen. »Komm doch auch vorbei. Schau mal, wie gut ich aussehen kann. Gefalle ich dir?« Natürlich! Deshalb war auch das wertlose Handy gestohlen worden. Weil seine Nummer darauf war. Ich stellte mir die Szene vor. Er schlich sich herein. Lachend. Was für eine Überraschung. Schau mal, wir überraschen die Swentja. Komm, ich such dir was

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