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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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die ihre Stefanel-Jeans trug, dazu braune Slipper und ein olivfarbenes T-Shirt, sah um Welten besser aus als früher. Sie hätte mir eigentlich dankbar sein sollen, anstatt mich so böse anzuschauen.
    »Wieso?«
    »Ich habe ein Geschenk für sie. Etwas, was ihr gefallen wird. Weil wir sie doch so verwirrt haben, mit unserer dummen Fragerei!«
    »Hm, ich weiß nicht …« Ich ließ sie nicht mehr zu Wort kommen.
    »Ach, dahinten ist sie ja. In eurem prachtvollen Garten. Wie alles hier oben wächst und noch so grün ist! Da sieht man, was die paar Meter Höhenunterschied schon ausmachen! Aber du hast natürlich auch besonderes Geschick. Den grünen Daumen, hm?«
    »Swentja! Ich möchte nicht, dass du mir das Kind wieder aufschreckst!«
    »Keineswegs. Ich bin gleich wieder weg. Nur eine Minute. Das arme, liebe Ding.«
    Bevor Marlies mich zurückhalten konnte, war ich durchs Wohnzimmer direkt in den Garten marschiert. Eine im Grunde peinliche Szene. Ein Leben lang hatte ich darauf geachtet, dass ein Besuch von mir für den jeweiligen Gastgeber eine rare Kostbarkeit war. Eine Swentja Tobler drängte sich nicht auf, kam selten, kam zu spät, blieb nicht sehr lange und sprach nicht mit jedem.
    Friederikes Tod kostete mich allmählich zu viel. Sogar meinen wertvollen Ruf als begehrter Trumpf bei jeder Party.
    »Ja, ich nehme einen Espresso! Danke«, rief ich Marlies noch zu. Die Zubereitung würde lange genug dauern, damit ich der Kleinen die entscheidende Frage stellen konnte.
    Marlies folgte mir ein Stück, zischte so laut es ging: »Swentja, fang aber nicht wieder mit diesem M… mit dieser Sache an. Ich bin froh, dass sie sich etwas beruhigt hat. Du hättest sehen sollen, wie sie gezittert hat!«
    »Aber Marlies! Ich bin doch selbst Mutter.«
    Ich ging über den warmen, weichen Sommerrasen auf Janine zu, die in einem Liegestuhl lag und in den Himmel starrte. Neben ihr lag ein aufgeschlagenes Bravo-Heft. Sie hatte einen Artikel über Shakira gelesen.
    »Janine, es bleibt uns nicht viel Zeit, bis deine Mutter kommt …«
    Sie setzte sich auf. Sah mich an. Flüsterte böse: »Du sollst nicht mehr mit mir darüber sprechen.«
    »Ich  muss  mit dir darüber sprechen, denn du hast dich in Gefahr begeben. Für das Spiel, das du spielen willst, kennst du die Regeln noch nicht. Also sag – hast du etwas oder jemanden gesehen, von dem du uns nichts gesagt hast? Oder hat einer der Männer etwas eingesteckt? Hast du ihn dabei beobachtet? Es ist wichtig. Dieser Mann ist gefährlich, Janine. Sehr gefährlich.«
    »Lass mich in Ruhe!«
    »Zucker?«, schrie Marlies von drinnen. »Swentja, Zucker? Und Milch?«
    »Ja, bitte!«, schrie ich zurück. Das sollte sie noch ein paar Sekunden beschäftigen.
    »Hast du versucht, jemanden zu erpressen, Janine? Und hat derjenige versucht, dich mit dem Auto anzufahren?«
    »Ich rede kein Wort mehr mit dir. Niemals!«, wisperte das Kind verstockt.
    »Hast du den Mann gesehen, der aus Friederikes Zimmer kam? Und wenn nicht – schwöre es. Beim Leben deiner Mama! Oder dem von Komtess.«
    Das war harter Tobak, aber was sollte ich machen? Kleine Mädchen lieben ihre Hunde über alles.
    Sie brauchte nicht lange zu überlegen. Dann kam: »Ich schwöre: Nein!«
    Doch ich sah in ihren Augen etwas Seltsames, das mir Angst machte.
    * * *
    Nach dem Besuch bei Marlies hielt ich irgendwo im ehemaligen Industriegebiet von Ettlingen links von der Straße an und blieb im Auto sitzen. Legte Musik von Händel auf, den ich liebte. Es ist Musik für Königinnen. Königinnen wie mich.
    Die Sonne begann sich langsam unter die Dachkanten der herrlich renovierten alten Fabrikgebäude – frühere Spinnereien, in denen heute Medienfirmen untergebracht waren – zurückzuziehen. Ich fühlte mich unsicher.
    War ich wirklich so gut, oder stolperte ich vollkommen unbeabsichtigt über Leute, die ein Motiv hatten, Friederike die Luft abzuschnüren? Wenn es so weiterging, müsste ich für meine Überlegungen ein zweites Blatt anfangen.
    Diese Gramlich war eine ausgesprochen durchgeknallte Person gewesen, und in ihren Augen hatte ich den blanken Hass gelesen, aber sie war natürlich nicht auf der Party der Schmieds gewesen, und sie hätte auch kein Interesse daran gehabt, das Kästchen zu stehlen. Dieses verdammte Kästchen. Das und der Anschlag auf Janine, von dem ich nun überzeugt war, machten mir den gesamten Fall kaputt.
    Nichts passte zusammen. Der Liebhaber mit der Hundepension war mir verdächtig erschienen, doch

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