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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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an der Grenze zur Unfreundlichkeit. Damit sich nicht wieder halb Ettlingen über uns Gedanken machen musste, hatte ich ihn im Hauptquartier der Ettlinger Kripo aufgesucht, in der Herrenalber Straße gegenüber der Kirche.
    Auf seinem Schreibtisch standen das Foto einer jungen Frau und daneben das seines Hundes. Sein Blick begegnete kühl meiner unausgesprochenen Frage.
    Ich war sehr schlicht gekleidet. Eine Bleistifthose von Basler und ein kurzärmeliges Top aus herrlich weichem Leder von Maje, das ich günstig über das Internetportal Net-a-porter erstanden hatte. Ich hätte es regulär kaufen können, aber es gab auch in unseren Kreisen so etwas wie einen Schnäppchen-Jagdinstinkt. Insgesamt eine edle, seriöse Ton-in-Ton-Kombination, die ich durch eine hellcognacfarbene Klapptasche von  H & M  sowie meine Lieblingssonnenbrille in Graubraun der Edelmarke Hogan kombiniert hatte. Angeblich schützte auch Angelina Jolie ihre Augen mit Hogan vor der Sonne. Die Brille hatte ich über meine Stirn nach oben geschoben.
    Ich trug keinen Schmuck und war zurückhaltend im Nude-Look geschminkt. Nichts sollte von meiner Aussage ablenken.
    Hagen musterte mich irritiert. »Frau Tobler, Sie sind zweifellos eine sehr angenehme Erscheinung. Unter anderen Umständen würde ich Sie vielleicht fragen, ob Sie mit mir …« Er machte eine Pause. Ich sah ihn an und hoffte, er konnte in meinen Augen keine Erwartung lesen. »… etwas trinken gehen würden. Abends. Dort, wo Erwachsene hingehen.« Ich wollte protestieren, aber er schnitt mir das Wort mit einer sanften, aber bestimmten Geste ab.
    »Doch die Umstände sind, wie sie sind, und auch die angenehmste Erscheinung wird lästig, wenn sie immer die gleichen vollkommen abstrusen Ansichten vorträgt. Warum können Sie nicht zugeben, dass Sie keine Ahnung haben, wer Ihre Freundin getötet hat, und die Mördersuche denen überlassen, die Sie von Ihren zweifellos üppigen Steuern dafür bezahlen? Ich hoffe jedenfalls, dass Sie welche bezahlen. Beim Beruf Ihres Gatten habe ich daran allerdings meine Zweifel.«
    »Herr Hayden, schauen Sie kein Fernsehen, oder lesen Sie keine einschlägigen Krimis? Zum Schluss ist es immer der Polizist, der zugeben muss, dass er fälschlicherweise nicht auf die Stimme der Hobbyermittler mit gesundem Verstand und Menschenkenntnis gehört hat.«
    »Ich bezweifle, dass Sie zu diesem Personenkreis gehören. Sie irren in diesem Fall herum, als wäre alles ein Spiel. Ein neues Hobby. Ein Zeitvertreib. Und dabei immer passend gekleidet!«
    »Und Sie haben nach wie vor keine Ahnung von Friederike. Wie sie wirklich war. Übrigens – wer ist die Frau auf dem Foto da?«
    Hagen stand auf und trat ans Fenster. Sah hinaus.
    »Fünf Minuten gebe ich Ihnen. Und wenn das Wort Kästchen in Ihrer Rede vorkommt, stehe ich auf und gehe.«
    »Bitte sehr. Es ist  Ihr  Büro. Aber das … nennen wir es Objekt, ist das Motiv für diesen Mord. Friederike war auf der Suche nach ihrem biologischen Vater. Im Laufe der Jahre hatte sich der Eindruck bei ihr verdichtet, Rainer Grüber sei es nicht, zumal sich bei mir die Verdachtsmomente häufen, dass er seine Stieftochter sexuell belästigt haben könnte.«
    Hagen drehte sich um. Der Ausdruck in seinem schmalen Gesicht wurde aufmerksam. »Wie das?«
    »Mehrere Zeugen haben …«
    »Sprechen Sie mir bitte nicht von  Zeugen !«
    »Also gut. Mehrere  Leute  haben bestätigt, dass er auffallend liebevoll mit seinem Kind umging, sie Prinzessin nannte und die Kleine offenbar vergötterte.«
    »Ist das nicht normal bei Eltern?«
    »Bei den Vätern, die ich kenne, nicht. In unseren Kreisen haben die Männer oft nicht genug Zeit, ihre Kinder besser kennenzulernen als ihr Auto, ihren Hund und ihren Tennispartner.«
    »Traurig genug. Gut, dass ich nicht in Ihren Kreisen lebe. Die Frau ist übrigens meine Verlobte.«
    Ich schluckte. Haltung, Swentja! Nicht enttäuscht aussehen. Vielleicht macht es die Sache sogar leichter. Er hat jemanden, du hast jemanden. Eine Affäre, mehr nicht. Vielleicht.
    Möglichst sachlich fuhr ich fort: »Nach dem Tod der Mutter erbte sie das Objekt mit Informationen über die Familie. Behielt mehrere Wochen für sich, was sie darin vorfand. In dieser Zeit kontaktierte sie wahrscheinlich den Betreffenden. Dafür spricht auch die Andeutung, die sie einer Bekannten gegenüber machte und die eindeutig ist, nämlich: ›Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet er mein Vater ist!‹ Dieser Hinweis auf seinen Namen

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