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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zeugin«, säuselte die schöne Optima vor ihm. »Er meinte, du willst wissen, was ich in jener Nacht, als Neptunus umkam, gesehen oder gehört habe.«
    Tom nickte nur. Mehr war einfach nicht drin.
    »Mein Kollege hier ist im Moment nicht ganz auf der Höhe, Optima. Flattert ziemlich flach, würde ich sagen«, entschuldigte Rio Toms Sprachlosigkeit. »Weißt du, Tom und ich sind im Grunde ein Team. Er unterstützt mich – ein wenig. Erzähl
mir
doch einfach, was du in der besagten Nacht mitbekommen hast.«
    Tom war immer noch zu abgelenkt von Optimas Anblick, um Einspruch dagegen zu erheben, dass sein Kumpel aufs mieseste die Ermittlungen an sich riss.
    »Also gut«, begann Optima. »In der Nacht, in der Neptunus starb, wollte ich die Nacht im Hafenbecken verbringen. Ich hatte vorher dort getaucht und war zu müde, um mir ein anderes Plätzchen zu suchen. Nachdem ich bereits ein Weilchen geschlafen hatte, wurde ich plötzlich von lauten Flügellosen aufgeschreckt. Sie stritten sich ziemlich heftig. Also zog ich mich zurück, um wieder Ruhe zu finden. Andere Vögel haben sich ebenfalls gestört gefühlt und daraufhin auch einen ruhigeren Platz gesucht, trotz der Dunkelheit. Nur ein Rabe und eine nervenstarke Graugans sind in der Nähe geblieben.«
    »Aha«, sagte Rio. Mehr nicht. Eine lange Pause entstand. Rio fielen keine Fragen mehr ein, die er hätte stellen können. Was wusste er schon, wie man eine Zeugenbefragung durchführte. Er war schließlich nicht Tom.
    »Die Flügellosen – hast du sie gesehen? Könntest du sie beschreiben oder vielleicht sogar wiedererkennen?«, durchbrach Tom die Stille. Endlich hatte er sich wieder ein wenig gefangen.
    »Leider nicht. Der Streit fand ja oben auf dem Campingplatz statt.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte Tom.
    »Ganz sicher. Die Stimmen waren zu weit entfernt, als dass sie von einem der Boote hätten stammen können. Und außer den Campingwagen dort oben haben die Flügellosen hier doch weit und breit keine Kolonien oder Nistplätze.«
    »Da hast du recht, Optima«, pflichtete ihr Rio schnabelnickend bei.
    »Konntest du denn verstehen, was die Flügellosen gesagt haben?«, hakte Tom nach.
    »Ich habe leider nur ein paar Worte verstanden. Ich weiß nicht, ob dir das was nützt.«
    »Alles ist wichtig, Optima. An was erinnerst du dich denn?«
    »Ich glaube, sie haben sich über Vögel und vierbeinige Stalltiere gestritten.
Pute
und
dumme Gans
schrie das Männchen und vom Weibchen kamen
sturer Bock
und
alter Hornochse

    Tom war wenig erstaunt. Solche Titulierungen kamen in jedem zweiten Krimi vor. »Und ein Rabe und eine Graugans waren auch dort? Weißt du, wie sie heißen?«, fragte er.
    »Was will denn dieser plumpe Vogel von dir, Optima, mein Schatz? Hat er dich angemacht? Soll ich ihm eine Lektion erteilen?« Von hinten hatte sich unbemerkt ein Haubentauchermännchen angeschlichen und richtete jetzt seinen spitzen Schnabel kampfeslustig auf Tom. Der kräftige Kerl sah ganz und gar nicht danach aus, als wäre er zu Späßen aufgelegt. Jede Faser in Toms Körper war schlagartig bis zum Bersten gespannt – und von Rio war auf einmal weit und breit nichts mehr zu sehen.
    »Sollux, das ist jetzt wirklich nicht nötig. Tom wollte nur was wissen, und ich konnte ihm behilflich sein.« Verlegen ordnete Optima mit dem Schnabel einige Rückenfedern.
    »Stimmt, so war es«, pflichtete Tom ihr hastig bei. Der Typ hatte wirklich einen verdammt spitzen Schnabel und Tom überhaupt keine Lust, sich mit ihm anzulegen. Hatte er gerade richtig gehört? Hatte Sollux Optima
mein Schatz
genannt? Ein ihm bisher unbekanntes Gefühl breitete sich in Tom aus. Noch nie hatte er so gefühlt. Adrenalin schoss durch seinen Kreislauf und wirbelte ihn kräftig durcheinander. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er Eifersucht.
    Und genauso ging es wohl auch Sollux. »Zisch ab, Kleiner, du störst«, fauchte er in Toms Richtung.
    »Aber … aber …«, versuchte Tom zögerlich einzuwenden. Doch ein kurzer Blick von Sollux ließ ihn sofort wieder verstummen. Er war nun mal kein Draufgänger, keiner, der sich todesmutig auf Nebenbuhler stürzte. Und von Rio war noch immer nichts zu sehen. Typisch, wenn man seinen Kumpel mal brauchte, war er nicht da.
    Da der junge Ganter offenbar genügend eingeschüchtert war, balzte Sollux Optima nun heftig an. Er ließ sich von Toms Anwesenheit nicht im Geringsten stören, und Optima machte bei dem Hochzeitstanz auch gleich mit. Köpfchen links,

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