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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kormorane waren es gewohnt, sich beim Brüten abzuwechseln.
    »Ein Ganter und brüten?? Nein, nein, mein Kleiner, das Brüten übernehmen wir Graugänse lieber selbst. Ganter beschützen und begleiten ihre Gänse bei Brutpausen, sie selbst brüten aber nicht.«
    Bevor Rio noch etwas darauf antworten konnte, lenkte Tom die Befragung wieder in die richtige Bahn. »Was ist denn passiert, nachdem Neptunus den Hang hinuntergerutscht war? Hast du noch mehr beobachtet?«
    »Dann ist nichts mehr passiert. Er blieb liegen und rührte sich nicht mehr.«
    »Könnten die streitenden Flügellosen etwas mit seinem Tod zu tun haben?«, hakte Tom nach und hielt Amulet so von einem erneut aufkommenden Drang nach Federpflege ab. »Könnten die ihm die Wunde zugefügt haben?«
    »Die Flügellosen? Nein. Die haben nichts gemacht, die blieben in ihrer Kolonie. Soviel ich sehen konnte, ging das Weibchen nach dem Streit wieder in ihr Nest und knallte die Tür hinter sich zu. Das Männchen hat geschimpft wie ein Rohrspatz und wild mit seinen Flügelstummeln herumgefuchtelt. Es ist schließlich aber abgezogen, und dann herrschte endlich wieder Stille.«
    »Und von wo aus hast du das alles beobachtet?«, fragte Tom. Das war eine Kontrollfrage.
    »Ich habe mich auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens am Leuchtturm aufgehalten. Von dort hat man einen guten Überblick. Man kann alles sehen, ohne selbst gesehen zu werden. Kein schlechter Platz.«
    »Und wieso warst du dort?«, fragte Rio etwas schärfer als beabsichtigt. »Für eine Zeugenaussage kannst du nicht von deinem Nest. Aber abends im Hafen rumstromern, das kannst du.«
    Gar nicht schlecht
, dachte Tom. Der Bursche machte sich.
    »Hast nicht so viel Ahnung von Gänsen im Allgemeinen und Weibchen im Besonderen, nicht wahr Kleiner, sonst würdest du nicht so respektlos daherreden«, antwortete Amulet süffisant. »Ich erkläre es dir mal langsam, damit auch du das verstehst. Graugänse legen in der Regel bis zu 15 Eier. Und erst wenn das letzte Ei gelegt ist, beginnt eine Gans mit dem Brüten. Erst dann. Und an jenem Abend, wie soll ich sagen, da fühlte ich einfach, ich würde noch ein oder zwei Eier legen. Und so habe ich die verbleibende Zeit genutzt, mich noch ein wenig herumzutreiben. So einfach ist das.«
    Betreten schauten Rio und Tom sich an. Rio hatte nur ausgesprochen, was auch Tom gedacht hatte.
    »Entschuldigung«, nuschelte Rio verlegen.
    »Ja, ja, ist schon gut. Immer das Gleiche mit euch Grünschnäbeln. So, jetzt muss ich aber. Die Eier kühlen sonst zu sehr aus.«
    »Und darüber hinaus hast du also nichts bemerkt?«, fragte Tom. »War kein anderer Vogel in der Nähe? Optima hat was von einem Raben erzählt.«
    »Jetzt, wo du ihn erwähnst – stimmt, da war noch ein Rabe.«
    »Hat er was gesagt? Oder getan?«
    »Nein, er hat nur den Reiher beobachtet. Nicht eine Sekunde hat er ihn aus den Augen gelassen. Gerade so, als warte er auf eine warme Mahlzeit, Raben mögen ja Aas. Ehrlich gesagt wurde mir das alles dann doch zu unheimlich, und ich habe mich auf den Rückweg zu meinem Nest gemacht. Bei diesem Raben wollte ich auf gar keinen Fall in der Nähe bleiben. So, jetzt muss ich aber wirklich los.«
    Noch bevor Tom und Rio etwas sagen konnten, trat Amulet aus dem Schilf auf die freie Wiesenfläche hinaus und flatterte mit den Flügeln. Auch ihr Ganter schien starten zu wollen und nahm bereits Anlauf.
    »Amulet, wie hieß denn der Rabe. Kanntest du ihn?«, rief Tom aufgeregt. Zum zweiten Mal musste er heute einer Vogeldame auf den letzten Drücker einen Namen entlocken. Er musste dringend an seiner Befragungstechnik feilen, bei
Magnum
lief das alles ein bisschen glatter.
    Der Ganter war bereits losgeflogen und auch Amulet war nun schon ein paar Meter weiter weg und kurz davor abzuheben.
    »Der Name, Amulet, der Name!«, schrien Tom und Rio im Chor. »Der Name!«
    »Sucht nach dem Riffler. Es war der Riffler«, rief Amulet gerade noch rechtzeitig, bevor sie vollends in der Luft war und keine Zeit mehr für weitere Gedanken an tote Reiher und ermittelnde Nilgänse oder Kormorane hatte.
    »Der Riffler?!«, sagte Tom mit belegter Stimme und sah Rio entgeistert an.
    Der Riffler war ein Rabe?
    »Guano!«

9
    »Hast du schon gehört, Nili, da hat man hier auf dem Campingplatz doch tatsächlich eine Leiche gefunden.« Ede schüttelte verständnislos den Kopf. »Hier auf dem Gelände, kannst du dir das vorstellen?«
    Ede begann das Gespräch, kaum dass Tom auf seinem

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