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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Weibliche Intuition hatte sie auf einen Gedanken gebracht. »Du bist gestern Abend nicht gleich nach Hause gegangen, stimmt's?« »Stimmt.« Isis Grinsen verstärkte sich,
    Rapp, der keine Ahnung hatte, worauf das Ganze hinauslief, mischte sich ein. »Nun sag schon, was los ist. Spann uns nicht auf die Folter.«
    Ohne auf ihn einzugehen, fuhr Mine fort. »Du bist zur Deichstraße gegangen, stimmt's?« »Bin ich!«
    »Waaaaas?« Rapp schnappte nach Luft. »Wir hatten dir doch ausdrücklich verboten ...«
    »Lass, Teo«, unterbrach Mine ihn, »das ist ja nun nicht mehr zu ändern. Ich hab das Gefühl, Isi hat 'ne Menge erlebt. Erzähl mal.«
    Doch bevor Isi erzählte, platzte sie mit der großen Neuigkeit heraus: »Deine Sachen, Teo, sind drüben am Kehrwieder. In einem Speicher. Hab's selbst gesehen!« Und dann berichtete sie ausführlich, was ihr in der vergangenen Nacht widerfahren war. Als sie geendet hatte, schwiegen Mine und Rapp noch eine ganze Weile, und schließlich sagte Rapp: »Eigentlich sollte ich dir den Hintern versohlen, aber du hast es großartig gemacht. Ganz großartig. Man stelle sich vor, ein kleines Mädchen schafft das, was zwei Männer an zwei Abenden nicht zu Wege gebracht haben. Großartig, einfach großartig.«
    »Ich bin nicht klein. Ich bin schon elf. Hab's dir selber im Klosettschuppen gesagt, weißt du nicht mehr?« »Ja, ja.«
    »Was willst du eigentlich mit der Krücke, Teo? Brauchst du die wieder?«
    »Ja. Äh, nein, natürlich nicht.« Rapp stellte die Gehhilfe fort. Er war viel zu glücklich, um näher auf das Kind eingehen zu können. Seine trübe Laune war wie weggeblasen. Er wusste nun, wo seine Kostbarkeiten gelagert wurden, und das war fast schon so, als hätte er sie wieder. Wie sagte Mine immer? Kommt Zeit, kommt Rat. Wie sehr sie damit Recht hatte! Er würde Mittel und Wege finden, seine Schätze vor dem Zugriff lüsterner Hände zu schützen. Doch halt, wo genau waren sie eigentlich verwahrt? Die kleine Spionin hatte von einem Speicher gesprochen, aber derlei Schuppen gab es wie Sand am Meer drüben auf der anderen Seite des Hafens. Rapps Hochgefühl erhielt einen Dämpfer. »Sag, Isi, kannst du den Speicher näher beschreiben?« »Nee, das war ein ganz normaler.«
    Rapp schätzte, dass es Hunderte entsprechender Gebäude in der Hafengegend gab. Nicht auszudenken, sie alle durchforsten zu müssen, um das Richtige ausfindig zu machen. »Denk noch einmal scharf nach.«
    »Es war ein ganz normaler Speicher, Teo. Ohne Fenster, glaub ich. Die Halunken sind darauf zugegangen, um den Anker rum, und dann rein.« »Anker? Was für ein Anker?« »Na, der olle, rostige Anker, der da liegt.« Die Kleine wusste nicht, wie ihr geschah, als Rapp sie plötzlich hochhob und wild in der Luft herumschwenkte. »Mensch, Isi, warum hast du das nicht gleich gesagt! Jetzt können wir den Speicher ohne Probleme finden.«
    »Ja? Ach so, wegen dem Anker? Aber ich hätt den Speicher auch so wiedererkannt. Lass mich runter.« »Natürlich, ja.« Rapp war noch völlig aus dem Häuschen. Es würde ein guter Tag werden. Daran wollte er jetzt glauben, ganz fest. Er setzte Isi auf dem Schemel ab und wandte sich an Mine: »Deine kleine Freundin hat bestimmt Hunger, hast du nicht etwas Leckeres für sie?«
    Und während Mine noch überlegte, fuhr er fort: »Ich habe heute Vormittag noch etwas sehr Wichtiges zu erledigen. Drückt mir die Daumen, dass es klappt. Und fragt mich nicht, was es ist - ihr wisst schon, warum. Sag, Mine, darf ich den Marktkorb noch einmal ausleihen? Danke. Er ist das richtige Behältnis für die Paramuricea clavata.« Sprach's und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Mine und Isi waren so überrascht, dass sie nur noch hinter ihm herstarren konnten.
    Rapp stand vor seinem Apothekenhaus, den Korb in der Hand, und fragte sich, wo der Imitator blieb. Ein Blick durch die Fenster hatte ihm gezeigt, dass der Mann auf sich warten ließ, obwohl es mittlerweile elf Uhr durch war. Rapp wurde ungeduldig, gleichzeitig fürchtete er sich vor dem Moment, den herbeizuführen er sich entschlossen hatte - den Moment der direkten Begegnung. Nicht, weil er Sorge hatte, erkannt zu werden, sondern weil er unschlüssig war, wie er sein Unterfangen am besten beginnen sollte. Immer wieder hatte er sich überlegt, was er sagen wollte, und ebenso oft war er zu der Überzeugung gekommen, dass er die richtigen Worte noch nicht gefunden hatte.
    Abermals beugte er sich vor und schaute durch die Scheibe.

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