Tod im Beginenhaus
Funkeln, das sie so lange vermisst hatteund das ihr Herz wieder im Stakkato gegen ihre Rippen schlagen ließ.
«Euch oder Eurer spitzen Zunge?»
«Beidem», sagte sie. Lächeln konnte sie jedoch nicht, dazu war sie zu nervös. «Und bedenkt, es gibt nicht viele Männer, die eine Frau mit einem schwachsinnigen Bruder wollen. Und mit einem Vater, der ebenfalls krank ist.»
«Ah ja.» Burka nickte. «In diesem Fall wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn der Mann, den Ihr in Erwägung zieht, der Medizin nicht ganz unkundig wäre.»
«Für manche Dinge gibt es keine Medizin», murmelte sie, ließ es jedoch zu, dass er ihr Kinn anhob und mit den Fingerspitzen über ihre Wange streichelte.
«Doch, die gibt es. Ihr müsst es nur zulassen.»
Sie hatte das Gefühl, plötzlich keine Luft mehr zu bekommen.
«Magister Burka …»
Er ließ die Hand wieder sinken.
«Ich habe einen Vornamen.»
«Neklas.» Sie atmete vorsichtshalber noch einmal tief ein. «Seid Ihr sicher, dass dieser Mann es mit mir und meiner Familie aufnehmen kann?»
Er lachte und zog sie in seine Arme.
«Mit Euch und Eurer Familie und einem Dutzend verrückter Verwandter, wenn Ihr wollt.»
Empört hob sie den Kopf.
«Ich habe keine verrückten Verwandten!»
«Noch nicht», lächelte er. «Aber wartet, bis Ihr meine Familie kennen lernt.»
Bevor sie noch etwas erwidern konnte, verschloss er ihre Lippen mit den seinen. Und dieses eine Mal ließ sie ihn das letzte Wort haben.
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Historische Nachbemerkung
Köln war im 14. Jahrhundert eine der größten und bedeutendsten Städte des Abendlandes. Offizieller Stadtherr war der Kölner Erzbischof. Die Stadt, die seit jeher auf ihre Unabhängigkeit pochte, hatte sich jedoch spätestens seit der Schlacht von Worringen im Jahr 1288 gegen ihn erhoben. Seitdem gab es immer wieder teilweise recht blutige Auseinandersetzungen zwischen dem Kirchenfürsten und seinen Kölnern.
Innerhalb der Stadt verfügten die alten Adelsgeschlechter und reichen Patrizierfamilien über die Vorherrschaft im Rat. Die Handwerkerzünfte, auch Gaffeln genannt (nach den zweizinkigen Gabeln, die sie auf ihren Festlichkeiten zum Essen benutzten), hatten fast keinen Einfluss auf die Stadtregierung.
1393 nun setzte ein Mitglied der adligen Geschlechter, Heinrich von Stave, das Gerücht in die Welt, der Kölner Erzbischof wolle das Deutzer Kloster angreifen, woraufhin sein Neffe, der mächtige Ritter Hilger Quattermart von der Stesse, den Rat drängte, das Kloster befestigen und für den König von Böhmen einen Zoll dorthin legen zu lassen. Dieser Wegezoll wäre eine lukrative Einnahmequelle gewesen, weil er von jedem Reisenden, der das Deutzer Kloster passierte, hätte gezahlt werden müssen. Der Zoll wurde vom Stadtrat abgelehnt, befürchtete dieser doch, Hilger wolle sich mit diesem Gunstbeweis beim böhmischen König beliebt machen. Zur gleichen Zeit wurde Hilger von König Wenzel nämlichdas Privileg für ein Freigericht auf dem Osterwerth zugesprochen, was ihn zum Freigrafen und über kurz oder lang zum Hauptmann und «oversten» über die Stadt gemacht hätte.
Der vorhergesagte Angriff auf das Deutzer Kloster blieb natürlich aus, und Heinrich von Stave wurde seiner Lüge wegen auf Lebenszeit aus der Stadt verbannt. Wenig später widerrief König Wenzel die Ernennung Hilgers zum Freigrafen.
Bereits zwei Jahre später jedoch, am 26. Dezember 1395 konnte Hilger Quattermart erwirken, dass der Urteilsspruch über Heinrichs Verbannung aus dem Eidbuch der Stadt gestrichen wurde.
Die Löschung des Bannes wurde nicht von allen Räten akzeptiert und war deshalb unrechtmäßig. Deshalb schlossen die Gegner Hilgers und seiner Partei, der «Greifen», einen Bund. Sie nannten sich die «Freunde», weil sie den Rat als Freunde unterstützen und die Rückkehr Heinrich von Staves verhindern wollten.
Nachdem Heinrich nun jedoch vorerst wieder freien Zutritt zur Stadt hatte, verbündete er sich, wie befürchtet, erneut mit seinem Neffen Hilger. Am 4. Januar trat schließlich auf dessen Begehr ein Teil des Rates zusammen, um weiter über die Verbannungssache seines Onkels zu beraten. Die «Freunde» warteten jedoch bereits im Geburhaus zu Airsburg und nahmen Hilger und seine Anhänger, die «Greifen», gefangen.
Hilger und seinem Vertrauten Lufard von Schiederich gelang die Flucht durch die Lyskirchenpforte, doch bei der Überquerung des Rheins ertrank Lufard.
Die festgenommenen «Greifen» wurden mit
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