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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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nichts Besseres ein, als Euch beizupflichten. Nur wegen dem bisschen Gicht. Als könnte ich das nicht selbst behandeln.»
    «Redet Ihr auch so, wenn Ihr mal wieder vor Schmerzen das Bett hüten müsst?» Adelina lächelte ihm zu. «Ihr solltet Euch nicht beschweren. Es geht Euch dochsichtlich besser. Aber deswegen bin ich gar nicht hier. Ich bin gekommen, weil ich Euren Rat brauche.»
    «Meinen Rat braucht Ihr? Um was handelt es sich denn?» Aufmerksam richtete sich der alte Medicus auf. Nervös zupfte Adelina an der Schleife ihrer Haube.
    «Eigentlich ist es eher ein Buch, das ich brauche. Ihr besitzt doch ein Werk über die verschiedenen Krankheiten des Leibes und ihre Ursachen, nicht wahr?»
    «Aber ja, das Buch ist äußerst wertvoll. Wollt Ihr es Euch ausleihen? Es ist natürlich auf Latein.»
    «Ich weiß. Mein Latein ist zwar nicht besonders gut, aber ich möchte nur etwas nachschlagen. Und vielleicht kann mir Vater ja dabei helfen.»
    «Ich könnte Euch auch helfen.»
    «Das ist sehr freundlich von Euch, aber ich weiß selbst noch nicht genau, was ich suche, und ich möchte Euch nicht so lange aufhalten. Es handelt sich um … eine ungewöhnliche Krankheit.»
    «Dieser Tage gibt es viele ungewöhnliche Krankheiten.» Magister Arnoldus erhob sich schwerfällig und ging zu einer eisenbeschlagenen Truhe. Nach einigem Wühlen zog er ein in Kalbsleder gebundenes Buch hervor und reichte es ihr. «Ich weiß, dass Ihr mit meinem Schatz behutsam umgehen werdet. Bringt es mir zurück, sobald Ihr fündig geworden seid.»
    «Das werde ich.» Adelina schob sich den schweren Folianten unter den Mantel und verabschiedete sich.
    Ein eisiger Nieselregen hatte eingesetzt. Als Adelina zu Hause ankam, war ihr Mantel ganz klamm, sodass sie ihn zum Trocknen neben den Ofen hängen musste.
    Nach dem Abendessen räumte sie die Küche sorgfältig auf und holte sich dann die gute Öllampe aus ihrer Kammer. Ihr Vater hatte sich ausnahmsweise allein insein Laboratorium zurückgezogen. Neklas Burka war, noch immer griesgrämig, in seinem Zimmer verschwunden. Vorsichtig klappte Adelina das Buch auf und blätterte es langsam durch. Dabei musste sie feststellen, dass ihr Latein nicht nur schlecht, sondern gänzlich eingerostet war. Mühsam buchstabierte sie sich durch den Text auf der Suche nach der Antwort auf eine Frage, die sie nicht einmal recht zu stellen vermochte.
    Über ihr knarrten die Deckenbalken. Der Medicus schien ein unruhiger Geist zu sein. Den Geräuschen nach lief er in seiner Kammer auf und ab.
    Vom Marktplatz her drang das Grölen von Betrunkenen und dann das Getrappel von Pferdehufen. Harsche Rufe wurden laut. Die Stadtwache hatte die Saufbrüder aufgegriffen.
    Adelina rieb sich die Augen. Das Lesen in der fremden Sprache strengte sie an. Unschlüssig blätterte sie ein paar Seiten weiter, bis sie auf eine Textstelle stieß, bei der sie aufmerkte. Minutenlang starrte sie auf die Seite, während ihre Lippen sich stumm bewegten. Schließlich klappte sie das Buch wieder zu. Ihr war kalt geworden, obwohl der Ofen eine wohlige Wärme ausstrahlte. Schaudernd rieb sie sich über die Arme, auf denen sich eine Gänsehaut gebildet hatte. Es konnte nicht sein! Wer hätte denn einen Grund …? Vielleicht konnte ihr der Medicus weiterhelfen. Sie klemmte sich das schwere Buch unter den Arm und stieg hinauf zur Dachkammer.
    Burka hatte aufgehört, in der Kammer herumzulaufen. Wahrscheinlich hatte er ihre Schritte auf der Stiege gehört. Adelina klopfte leise an die Tür und trat ein. Der Medicus lehnte am Fenster und sah ihr entgegen. Ihr Blick wanderte kurz im Raum umher. Sein Bett war nicht gemacht, auf dem Schreibpult stand eine Kistemit Kleidungsstücken. Die große Kleidertruhe war offen und mit Büchern voll gestopft. Dazwischen lagen mehrere mit Wachs verstöpselte Phiolen aus teurem Glas, die augenscheinlich Arzneien enthielten. Dass er sie so nachlässig aufbewahrte! Nur der Gelehrtenmantel hing ordentlich an einem Haken neben der Tür.
    Sie räusperte sich.
    «Kennt Ihr Euch mit Vergiftungen aus?»
    «Wie kommt Ihr um diese Zeit auf solch eine Frage?»
    «Weil», sie legte das Buch auf der Tischkante ab, «ich glaube, dass die beiden Toten im Hospital vergiftet worden sein könnten.»
    «Das glaubt Ihr also.» Burka stieß sich vom Fensterrahmen ab und warf einen Blick auf den Buchdeckel. «Ihr könnt das lesen?»
    «Ich glaube, dass die beiden etwas Giftiges gegessen haben.»
    «Das ist ein schwer wiegender Verdacht. Was

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