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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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besseres Wissen fort. «Du solltest dir also nicht zu viele Gedanken machen. Und nun hilf mir, das Abendessen zu bereiten.»
    ***
    Albert schlief tief und fest, deshalb beschloss Adelina, ihn zum Essen nicht zu wecken. Sie machte sich Sorgen um ihren Vater, denn in letzter Zeit benahm er sich zunehmend seltsam und unberechenbar. Doch an diesem Abend wollte sie sich damit nicht auch noch belasten, denn der Tag hatte bisher schon all ihre Kraft verlangt.Sie bemühte sich, sowohl um Franziskas als auch um ihrer selbst willen, das Tischgespräch auf Belanglosigkeiten zu lenken.
    Sie war erleichtert, als Franziska anbot, Vitus zu Bett zu bringen. Das Mädchen sah müde aus, wahrscheinlich würde sie ebenfalls bald in ihrer Kammer verschwinden. Nachdem die beiden hinausgegangen waren, herrschte Stille in der Küche, die nur vom Knacken des Holzes im Ofen durchbrochen wurde. Adelina starrte in ihren halb vollen Becher. Der Medicus hatte von irgendwo ein Kartenspiel hervorgeholt.
    Plötzlich kratzte etwas am Fensterladen, und dann erklang ein aufforderndes Miauen. Adelina sprang auf und öffnete den Fensterladen gerade weit genug, dass Fine hereinschlüpfen konnte. Dann ließ sie sich wieder auf ihren Platz sinken. Die Katze machte einen Rundgang durch die Küche, dann sprang sie neben ihr auf die Bank und rieb ihr Köpfchen an Adelinas Bein. Adelina streichelte mit den Fingerspitzen über das glatte, von der Winterluft kühle Fell, woraufhin Fine auf ihren Schoß kletterte und sich schnurrend zusammenrollte.
    «Ihr seid eine tapfere Frau.» Burka hatte gesprochen, ohne den Blick von seinen Karten zu heben. Adelina wusste darauf nichts zu antworten, doch das schien er auch nicht zu erwarten, denn er redete ruhig weiter. «Euer Vater hat bereits einen Bräutigam für Euch ausgesucht, nicht wahr?»
    «Ich wüsste nicht, was Euch das angeht», sagte Adelina spröde.
    «Ihr habt Recht, es geht mich nichts an. Aber …»
    «Ich will nicht darüber sprechen.»
    Nun endlich sah Burka ihr doch ins Gesicht. SeineAugen glichen tiefen Seen, und sie musste sich sehr zusammenreißen, um sich nicht in ihnen zu verlieren.
    «Dieser Mann, wer es auch ist, hat Euch nicht verdient.»
    «Woher wollt Ihr das wissen?» Angestrengt fixierte sie eine Locke, die ihm in die Stirn fiel.
    «Er wäre Euch nicht gewachsen.» Er legte den Kopf auf die Seite und lächelte, als sie wieder versuchte, seinem Blick auszuweichen. Nun musste sie auch noch um eine ruhige Stimme kämpfen.
    «Und wer wäre mir dann, Eurer Meinung nach, gewachsen, wenn Ihr so grundsätzlich alle Männer ausschließt?»
    «Nicht alle Männer.» Sein Lächeln fuhr ihr wie ein Messer in den Leib. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: «Ihr würdet eher den Schleier nehmen, als zu heiraten, nicht wahr? Oder zu den Beginen gehen?»
    Warum fing er wieder damit an? Wut stieg in ihr auf; fast war sie darüber erleichtert. Mit Ärger und Wut konnte sie umgehen, mit einem Lächeln, das Magenweh verursachte, nicht.
    «Hört auf damit!» Jetzt wagte sie es auch wieder, ihm ins Gesicht zu blicken. Doch sie bereute es sofort, denn er schien nur darauf gewartet zu haben. Er fing ihren Blick auf und hielt ihn eisern fest.
    «Was hat dieser Rudolf Euch angetan?»
    «Er hat … mir nichts angetan», presste Adelina zornig hervor. Fine blinzelte ungehalten und verzog sich mit einem Satz unter die Bank.
    Bevor Adelina noch mehr sagen konnte, erklang irgendwo im Haus ein lautes Scheppern, dann ein Klirren. Erschrocken fuhr sie auf, und auch Burka hob lauschend den Kopf.
    Einen Moment war es still, dann hörten sie ein Poltern und eine weinerliche Stimme klagen.
    «Das ist Vater!» Adelina sprang auf und eilte zur Tür. Burka folgte ihr auf dem Fuße.
    Sie stürzte über den Flur und riss die Tür zu Alberts Kammer auf. Es war stockfinster, doch sie hörten ihn schluchzen.
    «Die Lampe!», rief Adelina und stieß den Medicus an. «Holt doch die Lampe aus der Küche!»
    Während er zurückeilte, tastete sie sich zum Bett ihres Vaters vor.
    «Sieglinde, da bist du ja. Ich habe dich gesucht! Wo warst du denn?» Alberts Stimme schwankte. Erschrocken setzte sich Adelina neben ihn und legte ihm den Arm um die Schultern.
    «Vater, ich bin es, Adelina.»
    «Sieglinde. Bei diesem Wetter darfst du nicht so lange draußen bleiben. Was soll aus unserem kleinen Mädchen werden, wenn du krank wirst?» Albert schluchzte heftig. Inzwischen war Burka mit der Küchenlampe zurück. Ratlos betrachtete Adelina das

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