Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
wichtig getan wegen dem Brief. Und dann war Fine plötzlich verschwunden, und Vitus hat sie wie wild gesucht und geweint und herumgebrüllt. Ich konnte ihn gar nicht beruhigen. Dabei hat er einen Krug Wein umgeworfen.» Sie deutete auf den Fleck am Boden. «Am Ende bin ich mit ihm raus, und wir haben zusammen gesucht. Dabei hat Fine die ganze Zeit auf dem Dach gesessen, zusammen mit einem dicken, fuchsroten Kater.» Sie kicherte. «Anscheinend hat sie sich in das Vieh verliebt. Jedenfalls war Vitus dann wieder beruhigt, aber von der Aufregung so erschöpft, dass ich ihn zu Bett gebracht habe. Er schläft jetzt seit einer halben Stunde.»
    Adelina legte ihr dankbar die Hände auf die Schultern.
    «Das hast du gut gemacht, Franziska. Es tut mir Leid, dass ich nicht hier war. Vitus braucht einfach ständig eine Aufsicht. Er ist schlimmer als ein kleines Kind.»
    «Ach was.» Franziska schüttelte den Kopf und lachte. «So arg war es auch wieder nicht. Ich mag ihn gern.» Sie hob lauschend den Kopf, dann wies sie mit dem Kinn in Richtung Tür. «Ich glaube, Euer Vater ist eben gekommen.»
    «Adelina?», erklang in diesem Moment auch schon Alberts Stimme aus der Apotheke. Adelina seufzte und ging, um zu sehen, was los war.
    «Was ist das hier für ein Kleid?» Albert hatte das Paket aufgeschnürt und wies nun mit anklagender Miene auf den blau gemusterten Stoff. «Hast du das etwa gekauft? Woher hast du das Geld?»
    Verblüfft blickte Adelina ihren Vater an.
    «Aber du hast mir das Geld doch selbst gegeben und gesagt, ich soll mir ein neues Kleid schneidern lassen für morgen.»
    «Morgen? Was ist morgen?» Albert zog verwirrt die Stirn in Falten. Adelina wurde es mit einem Mal unwohl in ihrer Haut. Ihr Vater schien schon wieder einen Anfall von Vergesslichkeit zu haben. Sie nahm das Kleid an sich, schüttelte es aus und hängte es sich über den Arm.
    «Vater, morgen soll doch Ludolf kommen. Weißt du das nicht mehr?»
    «Wovon redest du? Welcher Ludolf?» Albert sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. Sie atmete tief ein. Was sollte sie nun tun?
    «Ludolf Beichgard, der Weinhändler. Er will mir doch einen Heiratsantrag machen.»
    «Einen Heiratsantrag? Was redest du denn da, Sieglinde. Du bist doch schon, du bist doch meine Frau? Ist dir dieser Kerl etwa nachgestiegen? Ich werde ihn bei den Schöffen anzeigen!» Alberts Stimme wurde laut vor Aufregung. «Wie kann er es wagen, wie kann er ehrbare Frauen …?»
    «Aber Vater, so beruhige dich doch!» Adelina warf das Kleid auf den Tresen zurück und nahm Albert bei den Armen. «Ich bin doch nicht Sieglinde. Ich bin Adelina, deine Tochter! Du selbst hast doch Ludolf für morgen zu uns eingeladen, weil er mir einen Heiratsantrag machen will.»
    Doch ihr Vater schien nichts von dem zu hören, was sie ihm sagte. Er schimpfte wüst über den vermeintlichen Spitzbuben und wurde dabei immer wütender. Adelina bemühte sich, ihn zu beruhigen, doch es half nichts.
    «Natürlich werde ich ihn bei den Schöffen anzeigen!», rief Albert aufgebracht. «Du hättest mir schon viel eher erzählen müssen, dass er dich belästigt.»
    «Vater, er hat mich nicht belästigt.» Verzweifelt überlegte sie, wie sie sich verhalten sollte, und wünschte sich plötzlich nichts mehr, als dass Burka da wäre. Ihm wäre vielleicht etwas eingefallen, schließlich war er Medicus. In diesem Moment öffnete sich die hintere Tür, und Franziska kam herein.
    «Was ist denn hier für eine Aufregung?», fragte sie verwundert. «Ist etwas geschehen?»
    «Ah, gut dass du kommst, Franziska!», rief Albert. «Sieglinde ist völlig außer sich, weil dieser Wüstling ihre Frauenehre beschmutzen will. Dieser, dieser, äh, und das Kleid. Wie teuer muss das … Hast du den Fleck auf dem Küchenboden wegbekommen?»
    Franziska nickte irritiert und sah fragend zu Adelina, die nur ratlos die Schultern hob.
    Albert schien sich jedoch endlich beruhigt zu haben. Er nahm das Kleid vom Tresen und drückte es Adelina in die Arme.
    «Es ist zwar bestimmt viel zu teuer gewesen, aber da du es nun mal schon gekauft hast, solltest du es besser in die Schlafkammer bringen, Sieglinde. Ich muss mich noch um ein paar Rezepturen für meine Kunden kümmern.» Er nickte verdrossen und verließ die Apotheke. Seine Schritte tappten auf der Kellertreppe, und dann hörten sie die Tür des Laboratoriums klappen.
    Franziska umfasste verunsichert ihren Zopf.
    «Warum nennt er Euch Sieglinde?»
    «So hieß meine Mutter», sagte Adelina.

Weitere Kostenlose Bücher