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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Ques t ura m ußte etwas da sein. Die Mitteilung lag auf seinem Schreibtisch. Das ver m ißte Mädchen, Deborah Jean Maxwell, war a m erikanisc h e Staatsbürgerin. Beruf: Studentin. Adresse: Piazza Pitti 3. Der Capitano setzte sich u nd griff zum Telefon. Sein Gesicht war entspannt. Falls er sie j e m als fa n d, würde er ihr danken, daß sie sich gerade diesen Bezirk der Stadt z u m Wohnen ausgesucht hatte. Nach dieser Überdosis von Außergewöhnlichem war es genau das, was er jetzt brauchte: zur Abwechslung m al was ganz Nor m ales und Gewöhnliches .
    » Ja b i tte ? «
    » Verbinden Sie m ich m it Wacht m eister Guarnacc i a im Pitti . «

6
    Der Wacht m eister war n i cht da. Er war an diesem Morgen auf dem kiesbe d eckten Platz vor seiner Wache im linken Flügel des Palazzo Pitti in den Dienstwagen gestiegen und quer durch die Stadt zum Corte d ' Assise in der Via Cavour gefahren. Es ging um einen Fall, der ihn schon seit einiger Zeit beschäftigte. Er hatte nä m lich das Gefühl, daß beim Prozeß vor dem Schwurgericht die Chancen des bedauernswerten Angeklagten durch diesen Du mm kopf von einem vorlauten, jungen Anwalt zunichte ge m acht worden waren. Die Verte i digungsstrategie, die dieser sich für se i nen Mandanten zurechtgelegt hat t e, sollte wohl besonders raffiniert sein, sie hatte aber nur bewirkt, daß ein völlig falscher Eindruck vom Geschehen entstanden war. Er wollte um Verständnis für seinen Mandanten werben und hatte zu diesem Zweck die Art und Weise, wie dieser von seinem späteren Opfer behandelt worden war, m aßlos übertrieben. Dadurch hatte er es u m so wahrscheinlicher erscheinen lassen, daß der Angeklagte m i t voller Absicht töten wollte. Nur ein einziges Mal hatte m an d e m kleinen Cipolla erlaubt, etwas zu sagen, und zwar als m an ihn fragte: » Hatten Sie die Absicht, den Revolver abzufeuern, als Sie ihn aufhoben ? «
    » Ja… aber … «
    »Beantworten Sie nur die Frage. «
    Wenn dieser verdam m te Anwalt nicht gewesen wäre, hätte das Urteil gut und gerne ›fahrlässige Tötung‹ lauten können .
    Der Wacht m eister war, wie versprochen, rechtzeitig geko mm e n , um m i t seinen großen, etwas hervor t retenden Augen zuzusehen, wie Cipolla beim Gericht abgeliefert und nach oben gebracht wurde. Er war an zwei andere Gefangene gefesselt, über deren Berufung an diesem Morgen verhandelt werden sollte. In den fünfzehn Monaten seiner Untersuchungshaft war sein schwarzes Haar ergraut, und seine Gesichtszüge hatten ihre Konturen verloren. Der Wacht m eister hatte früher im m er gefunden, daß Cipolla wie ein Kind aussah, klein wie er war, aber inzwischen war aus ihm ein klei n er alter Mann geworden. Er hatte dem Wacht m eister einen dankbaren Blick zugeworfen, als er sah, daß er sein Versprechen gehalten hatte und gekom m en war .
    Nach einer Weile wurde dem Wacht m eister das Warten zu lang, und er ging die Treppe hinauf, in der Hoffnung, etwas von der Verhandlung m itzukriegen. Hinter der geschlossenen Tür konnte er jedoch nur ein schwaches Stim m eng e m u r m el hören. Der Wachtposten, der vor der Tür stand, war Ket t enraucher. Das rissige braune Linoleum u m seine Füße war m it Zigarettenstum m eln bed e ckt. Der Wacht m e ister nickte ihm zu und ging die schlechtbeleuchtete staubige Treppe wieder hinunter. Auf halben Wege hör t e er weiter unten ein Spektakel und beschleunigte seine schweren Schr i tte. Als er um die letzte Windung der Treppe ka m , sah er gerade noch, wie am Haupteingang eine sch m ächtige Gestalt zum Eisentor hinausschlüpfte. Als der Wacht m eister das Tor öffnete und in den Hof hinausblickte, war die Gestalt schon verschwunden. Der schwarze Transporter war unter einer Pal m e geparkt und war t ete darauf, die Häftlinge w i eder ins Murate zurückzubringen. In der Nähe des Eingangs standen etwa ein Dutzend Autos, darunter auch der Wagen des Wacht m eisters, aber weit und breit war kein Mensch zu sehen. Hinter ihm kam eine Frau heraus und blickte von links nach rechts .
    » Haben Sie ihn nicht erw i sch t ? «
    » N e in . «
    » Dieses üble Subjekt! Und das war nicht etwa das erste Mal! «
    »Was ist passier t ? «
    »Er stiehlt. Das geht wirklich zu weit ! «
    » Aber… sind Sie denn nicht von der ›Ex-Häftlings-Hilfe‹? Ich m eine, verschenken Sie das Zeug denn nicht sowieso ? «
    » Schon, aber die guten Sachen sind im m er knapp. Wir m üssen also ein Auge darauf haben, wer was bekom m en hat. Dieses üble Subjekt stiehlt

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