Tod im Herbst
Cavour und diejenige eines Anwalts, dessen Kanzlei sich an der Piazza della Repubblica befand . Ein e deutsch e Adresse , a n di e si e jen e monatlichen Brief e gerichte t habe n könnte , ga b e s nicht . Abe r die Brief e ware n doc h eingeschriebe n verschick t worden . Der Hauptman n sucht e i n de m Papierstape l herum , bi s e r fü n dig wurde : ei n Briefumschla g mi t de n Durchschrifte n der Einlieferungsscheine. Sie waren nach Jahren gesammelt un d z u j e zwöl f mi t eine r Briefklamme r zusammengeha l ten. Di e Quittunge n de s laufende n Jahre s ginge n alle r ding s nur bi s Juli , wa s nich t mi t eine r ihre r Reise n zusammenfie l oder mi t de m kurze n Besuc h de s Mannes , de n de r Nachtportier Querci beschrieben hatte. Als Empfänger wa r H . Vogel eingetragen , al s Adress e ein e Ban k i n Mainz, Westdeutschland . De r Absende r wa r H . Vogel , Vill a Le Roveri , Grev e i n Chianti . Wesse n Adress e wa r das ? Hatt e sie sich vielleicht Geld geschickt, das auf ein deutsches Konto eingezahl t werde n sollte ? Unte r de n Papiere n be fan d sich kei n Scheckbuch , doc h dan n fie l de m Haupt mann ein, daß in dem Hotelzimmer keine Handtasche gefunde n worden war , nu r jene , di e i n eine r Plastiktüt e i m Kleiderschrank gelegen hatte. Wahrscheinlich hatte der Täte r si e ebenfalls i n de n Arn o geworfen , un d si e wiede r zufinden wäre praktisch unmöglich. Bestimmt war das Scheckbuc h darin un d di e Schlüssel , di e ma n genausowe ni g gefunde n hatte . Er machte sich eine Notiz, bei allen Banke n i n Florenz , bei dene n si e ei n Kont o gehab t habe n könnte , nachzufragen un d legt e dan n di e Einlieferung s schein e wiede r i n den Umschlag.
Als nächstes prüfte er eine Aufenthaltserlaubnis, die noc h gülti g wa r un d »Grev e i n Chianti « al s Hild e Vogels Wohnor t anga b un d nich t da s Hote l Bellariv a i n Florenz.
Das nächste, was er sich vornahm, lieferte eine Erklärung. Es war ein Plastikordner mit einem dicken Stapel von Verträgen, die Vermietung eines Hauses in der Nähe von Greve in Chianti betreffend. Besitzerin war Hilde Vogel, un d da s Hau s war , wi e au s al l de n gleichlautende n Verträge n hervorging , ih r einzige r Besit z un d ih r einzige r Wohn ort in Italien. Es war im Laufe der letzten zehn Jahre an Dutzende von Mietern zu ausschließlich touristischen Zwecken für Zeiträume zwischen einem Monat und zwei Jahren vermietet worden. Die Übertragungsurkunden, die in demselben Ordner abgeheftet waren, offenbarten, daß Hilde Vogel das Haus vor zwölf Jahren von ihrem Vater geerbt hatte. Wenn sie aber fünfzehn Jahre lang im Hotel Bellariva gewohnt hatte, konnte sie nicht in diesem Haus gewohnt haben.
Der Hauptmann nahm die laufenden Verträge heraus und verschloß alle übrigen Dokumente in seiner Schublade. Jemand würde morgen hinausfahren und sich die Vill a ansehe n müssen . Vielleich t hatt e Hild e Voge l ni e dort gewohnt, aber es würde sich lohnen, nachzusehen, wer jetzt dort wohnte. Der Haken war nur, daß er für diese Aufgabe keinen Beamten freistellen konnte.
»Naja, wenigstens hat der Regen aufgehört«, murmelte de r Wachtmeiste r z u sic h selbst , al s e r unte r eine m milden blauen Herbsthimmel an der Kreuzung links nach Greve (Chianti ) abbog . Alle s schö n un d gut , abe r al s de r Haupt mann ihn morgens angerufen hatte, zerbrach er sich bereits den Kopf über dem Dienstplan für den Tag, denn zwei seiner Leute mußten bei Gericht Dienst tun. Am Telefon hatte er bloß gesagt: »Ich fahre lieber selbst. Die beiden Jungs, die ich als einzige erübrigen könnte, sind zu jun g un d unerfahren.«
»Hoffentlich mache ich Ihnen keine Schwierigkeiten.«
»Nein, nein...« Er hatte sein Pistolenhalfter angelegt un d di e Sonnenbrill e herausgeholt , di e e r seine r empfindli chen Augen wegen bei Sonnenschein tragen mußte.
I n de r Ortschaf t Grev e hiel t e r vo r de r Polizeiwach e am unteren Ende der abschüssigen Piazza, um sich nach dem We g zu r Vill a z u erkundige n un d vielleich t ei n paa r Infor mationen über die Mieter zu bekommen.
»Ei n ziemlic h komische r Verein« , sagt e de r Wachtmei ste r vo n Grev e be i eine m rasche n Espress o i n de r nächsten Bar. Die Passanten, die an der offenen Tür vorbeigingen, um ihre Einkäufe zu erledigen, sahen geschäftig und gut gelaun t aus , vielleich t wei l di e Sonn e schien . I n da s Aroma des Kaffees mischte sich der Geruch von frischgebackenem Brot und
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