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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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dir vor, dann kam zwei Stunden lang kein Auto vorbei.« Sie gab ihm einen schnellen Kuß auf die Wange und machte den Kühlschrank auf.
    »Mit wem bist du gefahren?« fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. Sie machte den Kühlschrank wieder zu und blieb mit dem Butterpaket in der Hand stehen.
    »Schau dir das an! Meine schwarze Hose. Dieses weiße Zeug aus dem Wäschetrockner verfolgt mich! Schwarze Synthetikhosen ziehen Materie an wie schwarze Löcher im Weltall.«
    »Vielleicht hast du sie auch, um Männer anzuziehen, in dein schwarzes Loch.«
    »Warum sagst du denn so was?« Sie sah bestürzt aus und schaute ihn fragend an. Sein ganzer Körper fühlte sich erstarrt an. Es erforderte seine ganze Kraft, sich zu beherrschen.
    »Verdammt, wo warst du?«
    »Im Schloß von Lojsta. Der Ritterabend, das weißt du doch.«
    »Mit Olov?«
    »Ja, er war auch da. Er hat ja schließlich das Turnier gewonnen.«
    »Und dann ist euch das Benzin ausgegangen?«
    »Ja.«
    »Zum Teufel, du lügst doch!«
    »Nein, Olov war nicht im selben Auto. Er wollte ja nach Martebo. Ich bin mit Christoffer gefahren, der mußte in die Stadt.«
    »Das hast du nie und nimmer getan. Aber der soll bloß nicht glauben, daß er sich nehmen kann, was mir gehört.«
    Sie sah, wie Arnes Gesicht sich veränderte, die Nasenlöcher weiteten sich, und sein Blick war wahnsinnig. In schrecklichem Zorn kam er auf sie zu. Rasend vor Wut packte er ihre Haare und zwang sie auf den Fußboden. Sie drehte sich auf den Bauch, versuchte kriechend zu entkommen und bekam einen harten Schlag auf die Wange. Er knöpfte seine Hose auf, riß ihr die Unterhose runter und preßte sich in sie hinein, spürte, wie der Widerstand ebenso nachließ wie der Zorn.
    Die Zeit wurde ein Vakuum. Sie weinte. Er versuchte sich zu entschuldigen, aber die Worte wollten nicht heraus. So blieb er neben ihr auf dem Fußboden sitzen und strich ihr linkisch übers Haar. Wollte sie festhalten, bis sie sagte, daß alles wieder gut war, daß das Geschehene vergessen und vergeben war.
    Die Angst packte ihn. Er schloß die Augen. Das hatte er nicht gewollt. Er hätte gern geschrieen und wäre davongelaufen, weit, weit weg von dem, was geschehen war.
    »Ich wollte einfach nur, daß es schön wird«, flüsterte sie. »Daß das erste Mal etwas Besonderes wird.«

24
    Der Tod mit der Sense über der Schulter starrte ihn aus seiner grauen Vitrine hohläugig an. Um den Saum seines Umhangs krauchten ausgestopfte Pestratten mit entblößten Zähnen. Hinter dem Tod konnte man eine Karte sehen, wie die Bevölkerung auf der Insel nach dem Vormarsch der Pest 1351 reduziert worden war. Arne Folhammar lehnte sich an den Türrahmen und legte seinen Kopf zurück. Gerade war eine kleinere Gruppe Rentner aus Deutschland vorbeigekommen und hatte die Folgeerscheinungen der Pest in Mitteleuropa diskutiert. In holprigem Deutsch hatte Arne auf die beiden äußeren Folgen hingewiesen, die in jener Zeit auftraten: einerseits Selbstgeißelungen, bei denen Menschen sich im Angesicht anderer selbst quälten, um der Gottesstrafe zu entgehen, und andererseits Menschen, die sich in sexuelle Orgien und wilde Tanzfeste stürzten. Die Deutschen hatten sich vor allem für die neun Verbrecher interessiert, die man gehängt hatte, weil sie die Ursache für die Pest gewesen sein sollten. Und Arne berichtete so gut er konnte vom Bürgermeisterrat in Visby, der 1350 nach Rostock geschrieben und berichtete hatte, daß man neun Verräter der Menschheit verbrannt habe. Einer von ihnen hatte zugegeben, in Stockholm, Västerås, Arboga und mehreren anderen Orten Brunnen vergiftet und ein Pulver hergestellt zu haben, mit dem er die Bevölkerung von ganz Gotland ausrotten würde. Was hieß bloß Pulver auf deutsch? Hoffentlich hatte er das richtig gesagt.
    Eigentlich hätte er sich krankschreiben lassen sollen. Er hatte so lange auf Birgittas Fußboden gesessen, bis sich die graue Dämmerung durch das Fenster gearbeitet hatte. Dann war er in seine Wohnung hinaufgegangen, hatte geduscht und sich umgezogen, um dann durch das Regenwetter zum Museum zu gehen. Die Macht der Gewohnheit ist oft größer als die der Vernunft. Birgitta hatte sich auf der Toilette eingeschlossen und war dort eingeschlafen. Das Schweigen quälte ihn am meisten, das vorwurfsvolle Schweigen. Sie hatte nicht mit ihm reden wollen. Er hatte auch nichts gesagt. Es gab keine Worte. Die Brücke war gesprengt, es gab nicht einmal mehr einen Steg.
    »Wo sind die Schätze?« Ein

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