Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
sogar für unmoralisch gehalten, jemandem zu versprechen, ihn für den Rest des Lebens zu lieben. Aber alle Moral hat ihren Preis. Er war bereit, dafür zu bezahlen, und wenn nötig, seine Moral für ihre zu opfern.
    Die Beine wurden ihm taub, und er setzte sich auf einen Küchenstuhl. Wenn sie ihn nun reingelegt hatte, wenn sie es jetzt gerade mit Olov trieb? Nimm meine Unschuld als Abschiedsgeschenk. Je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher kam ihm der Gedanke vor, daß er nur ein Steinchen in einem Spiel war, das einzig und allein von Olov und Birgitta handelte. Und dieser Gedanke machte ihn noch wütender. Lachten sie vielleicht gerade über ihn? Oder noch schlimmer, tat er ihr leid? Vielleicht saß sie jetzt gerade da und beklagte sich über seine hölzerne Art und seine Unzulänglichkeiten? War die Hochzeit nur eine Methode, um Olov noch schärfer zu machen? Arne stand abrupt auf. Er würde Beweise suchen und dann eine Erklärung verlangen. Der Schlüssel zu ihrer Wohnung hing im Schlüsselkasten. Er zögerte nicht, nahm den Schlüssel und ging einen Stock tiefer.
    Systematisch ging er ihren Schrank durch, suchte in Hosen- und Jackentaschen, ohne eigentlich genau zu wissen, wonach. Sie hatte beeindruckend viele Kleider, ganz zu schweigen von den Mengen an Schuhen. Ganz offensichtlich hatte sie ein Faible für hohe Absätze. Wie konnte sie sich das nur alles leisten? Der Vater, natürlich, schließlich war sie das einzige Kind.
    Arne dachte einen Augenblick darüber nach, wie es sich wohl anfühlte, soviel Liebe zu erfahren. Ihr Selbstbewußtsein ließ nichts zu wünschen übrig. Manchmal beneidete er sie, weil sie so ganz selbstverständlich damit rechnete, Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn sie etwas erzählen wollte. Sie schämte sich nie, irgendwelche Peinlichkeiten wie Pickel oder Warzen preiszugeben oder mit offener Toilettentür dazusitzen und sich mit ihm zu unterhalten.
    Jetzt war er in der Küche. Das Geschirr stand noch da, wo sie es beim Abendessen zurückgelassen hatten. Sie war verdammt schlampig. Die Klappe der Mikrowelle stand offen, drinnen konnte er eingebrannte Essensreste sehen. Er hatte ihr gesagt, daß sie einen Deckel auf die Sachen tun mußte, aber sie vergaß das ständig. Neben der Kaffeemaschine lag ihr rotes Handy. Aus purer Gewohnheit kontrollierte er, welche Nummer sie zuletzt gewählt hatte, und fand seine eigene Telefonnummer auf dem Display. Was tat er da eigentlich? Eine Zeitlang hatte er sogar geglaubt, sie hätte etwas mit Wilhelm Jacobsson. Zum Glück hatte er sie nie darauf angesprochen, sondern nur abgewartet und die Lage beobachtet. Ihr Telefon im Flur hatte einmal geklingelt, als sie gerade unter der Dusche gewesen war, und er hatte den Hörer abgenommen, ohne etwas zu sagen. »Hallo Birgitta, bist du da? Wir sehen uns am selben Ort wie immer.« Arne hatte die Stimme wiedererkannt. Außerdem hatte sie ein Display. Es war die wohlbekannte Nummer in Eksta. Er blätterte zurück. Diese Nummer kam mehrmals vor. Natürlich hatte er sich alles mögliche ausgemalt, Wilhelm, der erste Liebhaber, oder Wilhelm, der Kurier für Olov. Nach einer Weile kam heraus, daß sie seine Hilfe in Sachen Buchhaltung in Anspruch nahm. Sie wollte ihrem Vater zeigen, daß sie es schaffte, eine eigene Firma zu haben, ohne ihn andauernd um Hilfe zu bitten. Wobei das eine ja das andere nicht unbedingt ausschloß, auch wenn allein schon der Gedanke an Wilhelm und Birgitta einfach anstößig war.
    Arne schaute wieder auf die Uhr und versuchte, seinen Zorn unter Kontrolle zu bringen. Warum rief sie nicht an? Sie mußte doch begreifen, daß er wach war und auf sie wartete, obwohl er am nächsten Tag arbeiten mußte. Wie verdammt rücksichtslos! Dann fiel sein Blick wieder auf das Handy. Hatte sie es vielleicht absichtlich zu Hause gelassen? Vielleicht brauchte sie es gar nicht, wenn sie Olov in ihrer unmittelbaren Nähe hatte. Diese verdammte Schlampe! Jetzt hörte er die Haustür unten zuschlagen und dann ihre schnellen Schritte auf der Treppe. Er beschloß, am Küchentisch sitzenzubleiben, hauptsächlich, weil es keinen anderen Ort gab, wo er hätte hingehen können, ohne seine Würde zu verlieren.
    »Hallo! Was machst du denn hier? Mußt du morgen nicht arbeiten?«
    »Ich warte darauf, daß du nach Hause kommst. War es schön?«
    Es erstaunte ihn, daß seine Stimme so normal klingen konnte.
    »Ja, es war schön. Aber das Auto ist liegengeblieben. Bei Lojsta war das Benzin alle, und stell

Weitere Kostenlose Bücher