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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Oder derjenige, der ihn niedergeschlagen hat, wußte nicht, daß er krank war. Frierst du?« fragte Arvidsson und machte einen erneuten Versuch, den Arm um sie zu legen.
    »Nein.« Maria sah ihn an und lachte. »Das tue ich wirklich nicht.«
    »Schade«, sagte Arvidsson und schluckte. »Sehr schade.«
    »Vielleicht. Ich sage Bescheid, wenn sich die Voraussetzungen verändert haben«, fügte Maria hinzu und sah mit einem Mal ernst aus.

34
    Birgitta erwachte, lange bevor der Wecker klingelte. Die Sonne schien herein und wärmte ihr Gesicht. Sie hätte das Rollo herunterziehen sollen, doch in der Nacht hatte sie überhaupt nicht daran gedacht, ebensowenig wie daran, sich die Kleider auszuziehen. Die Schuhe lagen am Fußende. Die mußte sie im Schlaf von den Füßen geschüttelt haben. Die Katze, die hörte, daß sie sich bewegte, kam aus der Küche geschlichen und sprang aufs Bett. Birgitta schob sie wieder herunter und drehte sich auf die Seite. Allein schon der Gedanke daran, aufstehen zu müssen, verursachte ihr Übelkeit. Wenn sie sich bewegte, schnitt es ihr wie mit Messern durch den Kopf.
    Sie erinnerte sich dunkel, daß jemand an die Tür geklopft hatte, aber sie hatte nicht aufgemacht. Sie hatte sich einfach nicht aus dem Bett erheben können. Konnte nicht mehr denken. Sie hatte sich eine Viertelflasche notdürftig mit Cola verlängerten Rum einverleibt, als sie nach Hause gekommen war. Keine sonderlich geglückte Kombination mit dem Bier, aber so hatte sich die Angst vorübergehend beseitigen lassen, und sie war eingeschlafen.
    Vielleicht waren es Marias Fragen zu Wilhelm gewesen, die sie in anderen Bahnen hatten denken lassen. Plötzlich war sie von einer Erkenntnis gepackt worden, die ihren Schritt über den Marktplatz nach Hause beschleunigte. Ein lebensgefährlicher Verdacht, und mit einem Mal paßte alles zusammen. Wilhelms Mörder konnte sie jederzeit im Gewimmel entdecken. Einen schrecklichen Moment lang meinte sie, sein Gesicht im Profil zu sehen. Wenn er ihr Geheimnis kannte, dann würde ihr Leben nicht viel wert sein. Sie fragte sich, was Wilhelm wohl im Strandhäuschen zu ihm gesagt hatte. Konnte sie darauf vertrauen, daß Jacobsson geschwiegen hatte? Ihre ganze Existenz hing an den Worten, die dort ausgesprochen worden waren.
    Birgitta hatte nicht gewagt, sich umzudrehen, und war das letzte Stück nach Hause gelaufen. Sie hatte mit dem Schlüssel im Schloß gekämpft und darauf gewartet, daß sie jeden Augenblick seine Hand auf ihrem Arm spüren würde. War jemand in der Nähe, der ihren Schrei hören würde? Ihre Schritte hallten durch das Treppenhaus. Wie sollte sie feststellen können, ob da jemand atmete, wenn das Geräusch der Schritte nie verklang? Als sie in die Wohnung gekommen war und die Tür hinter sich abgeschlossen hatte, hatte sie jede Ecke durchsucht und dann ihre Unruhe mit dem, was die Bar zu bieten hatte, gedämpft.
    Birgitta setzte sich auf die Bettkante. Das Zimmer stank nach Schweiß und Alkohol, kaltem Rauch und Parfüm. Als sie aufzustehen versuchte, wollte der Boden sie plötzlich nicht mehr tragen, und sie fiel in die Kissen zurück. Je nüchterner sie wurde, desto näher kroch wieder die Angst. Solange Wilhelms Mörder sicher war, daß sie seine Identität nicht kannte, würde er sie in Ruhe lassen. Aber wenn er etwas ahnte … Birgitta wagte nicht, den Gedanken zu Ende zu denken. Der einzige Weg, sein Mißtrauen nicht zu wecken, war, so wie immer zu leben. Aber wie sollte das gehen? Ein würgendes Geräusch aus dem Flur ließ sie aus dem Bett stolpern. Sie hielt sich an der Wand fest und tappte vorwärts, ohne den Blick fixieren zu können. Im Flur stand breitbeinig das Katzenvieh, das sie von einer Freundin in Pflege hatte, und würgte große graue Haarkugeln, Federn und Skeletteile hoch. Birgitta lief zur Toilette und übergab sich. In den Tränen zerfloß das Makeup von gestern. Sie betrachtete sich im Spiegel. Ein abgemagerter Clown mit hellem, strähnigem Haar begegnete ihrem abschätzenden Blick. Wie sehr sie sich danach sehnte, daß jemand sie umarmte, einfach nur umarmte, ohne Fragen zu stellen.
    Als sie um die Mittagszeit unter der Dusche stand, waren die bösen Gedanken der Nacht fast verschwunden. Wilhelm war von einem Unbekannten niedergeschlagen worden, vermutlich einem Anhalter. Punkt, aus! Es war einfach lächerlich, wie die Phantasie mit ihr durchgegangen war. Das schlechte Gewissen hatte ihr einen üblen Streich gespielt. Als ob sie nicht genug Probleme

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