Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
oder?« Keiner der beiden Polizisten beantwortete diese Frage.
» Hatte Elena einen neuen Freund, vielleicht sogar während Ihrer Beziehung?«
» Wie reden Sie eigentlich von ihr?«
« Herr Hoffmann, beantworten Sie einfach unsere Fragen. Desto schneller sind wir fertig.«
» Glaube ich nicht. Aber als wir zusammen waren, auf keinen Fall, das schwöre ich.«
» Wie lange waren Sie denn zusammen?«
» Zehn Monate, ich war ihr Tutor, als sie an die Uni kam. Vor zwei Monaten hat sie Schluss gemacht.«
» Wann haben Sie Elena zuletzt gesehen?«
» Vor drei Wochen. Ich wollte eine Aussprache. Ich passte sie vor ihrer Wohnung ab. Aber das brachte nichts. Sie fertigte mich mit ein paar Sätzen einfach ab.«
» Haben Sie einen Verdacht, wer sie umgebracht haben könnte?«
» Ich habe nicht die leiseste Ahnung.« Paul stand auf. «Danke, das war es schon, Herr Hoffmann. Wir werden die Angaben zu Ihrem Alibi überprüfen.« Er überreichte ihm seine Visitenkarte. »Bitte kommen Sie morgen zu uns, damit wir Ihre Aussage zu Protokoll nehmen können.«
Außer Oliver Leitholdt bestätigten weitere z wei Kommilitonen, die auch auf der Party waren, die Aussage von Elenas Ex-Freund unabhängig voneinander in allen Einzelheiten und somit das Alibi. Ein Motiv hatte er, doch durch das wasserdichte Alibi kam er als Täter nicht in Frage.
Paul fädelte den Dienstwagen in den fließenden Verkehr ein. Das stetige Bevölkerungswachstum der Stadt Oldenburg hatte dazu geführt, dass die gängigen Ein- und Ausfallstraßen de n zunehmenden Verkehr nicht mehr aufnehmen konnten. Noch immer kein Vergleich zu den Dauerstaus in Frankfurt, aber nervig, wenn viel befahrene Straßen nur einspurig waren.
» Mit dem Alibi fällt Alexander Hoffmann ja wohl als Täter aus?«, fragte Lisbeth nachdenklich.
» Du meinst, es ist ausgeschlossen, dass alle Teilnehmer der Party sich abgesprochen haben könnten?«
» Genau.«
» Das denke ich auch. Das müsste ja schon eine Schauspieltruppe sein, die es so perfekt und konsistent abspricht. Und vor allem, was hätten so viele Leute denn für ein Motiv, ein falsches Alibi zu bestätigen? Ich habe ja schon erlebt, dass einer oder zwei Leute lügen, um mit einem falschen Alibi einen geliebten Menschen zu schützen. Aber eine ganze Gruppe, das kann ich mir nicht vorstellen.«
» Wenn es also keine Beziehungstat war, wie bei der Mehrheit der Tötungsdelikte, was war es dann?«
» Wir können eine Beziehungstat immer noch nicht ausschließen. Vielleicht gibt es jemanden, der Monate um Elena geworben hat. Sie hat einmal nachgegeben, traf sich mit ihm, vielleicht sogar in seiner Wohnung, und sie erteilte ihm eine Abfuhr. Es hilft nichts, wir müssen uns jede einzelne Telefonnummer aus den Einzelverbindungsnachweisen vornehmen, sowohl Handy als auch Festnetz. Außerdem alles, was wir auf dem Laptop und Tablet finden können, jede E-Mail, jeden Chat, jeden Facebook-Eintrag, im Grunde jeden Tastendruck von Elena, den wir nachvollziehen können. Inzwischen sollte Arne auch die Protokolle vom Provider haben. Das schöne für uns ist ja, dass die jungen Leute heute ständig im Netz hängen und damit Spuren hinterlassen.«
» Jungen Leute? Sooo alt bist du nun auch noch nicht«, bemerkte Lisbeth süffisant.
» Nein, aber als ich so alt war wie unser Opfer, gab es weder Facebook noch einen Messenger. Da schrieb ich gerade mal meine erste E-Mail.«
» Stimmt schon, die Jugendlichen schreiben heutzutage kaum noch E-Mails, nicht mal SMS, das läuft alles über 'WhatsApp'. Wenn du als 19jährige nicht in den sozialen Netzwerken bist, bist du isoliert, bekommst nicht mit, wenn irgendwo eine Party steigt oder andere Sachen abgehen.«
Li sbeth sah Paul schmunzelnd an. »Wann warst du denn zum letzten Mal auf einer spontanen Feier?«
» Oh, da muss ich mal überlegen. Unsere Weihnachtsfeier, aber die war ja nicht spontan, sondern geplant. Ich habe ehrlich gesagt auch nicht mehr das Bedürfnis, wegzugehen, bin froh, wenn ich nach der Arbeit noch was von meinen Kindern und von Wiebke habe. Also außer Samstag nachmittags zum Fußball gucken im Dorfkrug, das ist Pflicht.«
» Das Leben bei uns auf dem Land gefällt dir also doch ganz gut?«
» Jetzt fang du auch noch an. Wiebke will mir das auch immer einreden.«
Als Lisbeth Pauls Frau noch nicht persönlich gekannt hatte, mochte sie sie nicht besonders. Vielleicht kam es daher, dass Wiebke genau das verkörperte, wonach sie sich sehnte, eine Familie, Kinder, ein
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