Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
wieder auf, nachdem er sich tagelang nicht mehr eingeloggt hatte? Wahrscheinlich war er mit unterschiedlichen Pseudonymen im Netz unterwegs.
MrsSophie: so, jetzt bin ich da
MrJudge: was hast du denn gerade noch gemacht?
MrsSophie: hatte noch eine freundin am tel. , aber was hast du gemacht, als ich im irish pub auf dich gewartet hatte? kam mir ziemlich verarscht vor
MrJudge: sorry, mir ist w as wichtiges dazwischengekommen
MrsSophie: hätte man dann nicht im fiddlers green anrufen können, ich bin mir z iemlich sicher, die haben dort auch telefon
MrJudge: und an wen hätte die nachricht gerichtet sein sollen? du hast mir weder ein foto geschickt, noch wolltest d u mir deinen echten namen sagen
Mist , der Punkt ging an ihn. Er hatte sich damals beschrieben und geschrieben, dass sie ihn schon erkennen würde.
MrsSophie: ups, dumm gelaufen, zweiter Versuch?
MrJudge: warum nicht ;)
MrsSophie: hast du eine handynr. für mich?
MrJudge: jede menge, welche willst du denn haben?
MrsSophie: *gg* möglichst eine, auf der ich dich erreiche ;))
MrJudge: das wollen sie alle…
MrsSophie: aus dem alter für kindergartenspiele bin ich raus, also wenn du kein bock hast…
Hoffentlich habe ich ihn jetzt nicht damit verschreckt, warum bin ich auch gleich so offensiv rangegangen, ich blöde Kuh!
MrJudge: ich komme zu dir nach hause…
Lisbeth hatte die Maus schon auf dem Knopf für das Abmelden. Wäre sie jetzt nicht dienstlich unterwegs gewesen, hätte sie sich grußlos ausgeloggt. Was sollte das sein, eine Drohung? Wusste er, wo sie wohnte, oder wollte er nur spielen? Ganz ruhig, Lissi, der kennt dich nicht, der will dich nur aus der Reserve locken. Och Mensch, bin ich blöd, warum ist mir das nicht gleich eingefallen?
Lisbeth Eicken tippte schnell eine Antwort auf dem dienstlichen Laptop. Es dauerte einige Zeit, bis ‚Mr. Judge‘ reagierte – in einer Art und Weise, die sie so nicht vermutet hätte.
Kapitel 11
Beide saßen sich an ihren Schreibtischen gegenüber, Paul studierte den Obduktionsbericht, der von Dr. Janssen erst an diesem Morgen ausführlich und mit viel Sorgfalt verfasst worden war, während Lisbeth in Zeugenprotokolle vertieft war.
Im Gegensatz zum ersten Opfer wies Annika Eilers Hämatome und Abwehrverletzungen auf. Sie hatte sich gegen ihren Mörder gewehrt, bevor dieser sie mit einem Seil strangulierte. Schürfwunden an beiden Knien dokumentierte der Gerichtsmediziner. Sie könnten in Folge eines Sturzes entstanden sein.
War Annika auf der Flucht vor ihrem Peiniger, oder hatte er sie nur umgestoßen?
Dr. Janssen ging davon aus, dass auch in diesem Fall der Fundort nicht der Tatort war. Auch sparte sich der Täter dieses Mal das Verpacken in einen Plastiksack. Die Todesursache lautete hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit: Tod durch Ersticken. Geschätzter Todeszeitpunkt: zwischen 23.00 Uhr und 1.30 Uhr am 22. und 23. März. KHK Schweigert schloss daraus, dass der Täter – sofern es sich um ein und denselben Täter handelte – dazu gelernt hatte, sich zumindest vergewissert hatte, dass sein Opfer bereits tot war, bevor er sie im Schlosspark in Rastede ablegte. Möglicherweise gab es auch andere Begründungen für die mutmaßlichen Verhaltensweisen des Täters. Paul Schweigert notierte sich, dass der Fallanalytiker sich dieser Unterschiede annehmen und interpretieren sollte, als das Telefon klingelte.
Paul griff sich den Hörer.
»Ja?« Lisbeth sah ihn an und merkte an der angestrengten Miene ihres Chefs, dass es etwas Wichtiges sein musste. »Okay, bringen Sie ihn gleich rauf.« Paul legte den Bericht zur Seite. »Was? Ja, zu mir in mein Büro, danke.«
» Wer war das denn jetzt?«
» Ein gewisser Benedikt Vogel möchte eine Aussage bezüglich des Falles Annika Eilers machen.« Lisbeth zog ihre dunklen Augenbrauen nach oben.
Ein Beamter führte einen jungen Mann , der unsicher wirkte, ins Büro. Er trug eine abgewetzte Jeans, einen altmodischen beigen Anorak, einen gebatikten Schal und hatte schulterlanges Haar. 'Straßenköterblond' hatte Lisbeth einen solchen Farbton einmal bezeichnet, eine langweilige Durchschnittsfarbe. »Herr Vogel?« Paul ging ihm entgegen und gab ihm die Hand zur Begrüßung.
» Äh, ja, Benedikt Vogel, aber die meisten sagen Ben zu mir.«
» Und Sie wollen Angaben zu Annika Eilers machen?« Paul musterte ihn mit ernster Miene.
» Ja, genau.« Paul setzte sich zurück auf seinen ledernen Schreibtischstuhl.
» Nehmen Sie doch Platz«,
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