Tod im Pfarrhaus
gesessen. Vor einigen Jahren hockten Asko und Pepsi im selben Knast. Offenbar haben sie sich dort gefunden und sind Freunde geworden. Jetzt sind sie sogar Nachbarn.«
»Und Geldsorgen scheinen sie auch nicht zu haben. Große, neugebaute Einfamilienhäuser in Strandnähe bei Kungsbacka. Was machen sie offiziell?«
»Sie handeln mit Autos. Sie sind bei einer Firma angestellt, die ausschließlich Luxuslimousinen verkauft, neu und gebraucht.«
»Kann man mit gebrauchten Luxuslimousinen so viel Geld verdienen?«
»Lass es mich so sagen: lieber ein gebrauchter Porsche als überhaupt keiner.«
»Okay. Es besteht also der Verdacht, dass sie neben den Geschäften mit den Autos noch andere einträglichere Geschäfte getätigt haben?«
»Yes. Pepsi und Asko haben beide wegen Drogendelikten und Körperverletzung gesessen. Ich stelle mir vor, dass die Typen den Auftrag erhalten haben, Speedy zu beseitigen. Es heißt, Speedy hätte Geld unterschlagen, das seinem Lieferanten gehörte. Da Speedy einer der Großdealer war, handelte es sich natürlich um sehr viel Geld. Um ein Exempel zu statuieren, beschloss der Boss, Speedy um die Ecke zu bringen.«
»Hast du eine Ahnung, wer der Boss ist?«
»Keinen Schimmer. Der Plan ist, genau das via Pepsi und Asko rauszukriegen. Es wird nicht leicht sein, den Bekanntenkreis dieser Burschen aufzudröseln, aber wir arbeiten mit dem Rauschgiftdezernat zusammen. Die sind schon eine ganze Weile an dieser Importsache von Luxusautos nach Schweden dran. Es besteht der Verdacht, dass das Rauschgift in den Autos geschmuggelt wird. Eingeschweißt in die Rahmen, du weißt schon.«
»Haben sie schon was gefunden?«
»Einen Jaguar, der plötzlich keinen Eigentümer mehr hatte. Er steht noch in der Garage. Aber niemand ist vermutlich so dumm, nach einem Wa gen zu fragen, in dem fünf Kilo Heroin und die doppelte Menge Kokain versteckt sind.«
Irene dachte eine Weile nach.
»Da hast du die nächste Zeit wirklich gut zu tun«, meinte sie schließlich.
»Yes. Du musst wohl allein nach London fahren. Wenn du versprichst, keine privaten Ermittlungen anzustellen. Wir haben uns noch nicht von deiner letzten Auslandsreise erholt.«
Das war als Scherz gemeint, und Tommy grinste breit, aber Irene konnte beim besten Willen nicht einmal lächeln. Die Vorfälle in Kopenhagen vor bald einem Jahr waren mehr als traumatisch ge wesen.
Obwohl nur wenige Tage vergangen waren, seit Fredrik und sie den Weg zu Eva Möllers Häuschen ausfindig gemacht hatten, verfuhr sie sich mehrmals. Es lag wirklich sehr abgeschieden. Erst bei der gespaltenen Eiche war sie sich wieder ganz sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Die Sonne hatte sich während der ganzen Fahrt von Göteborg hinter einer dichten Wolkendecke versteckt, aber als sie neben Eva Möllers rotem Wagen einparkte und den Motor abstellte, brach sie wieder durch. Sie verbreitete großzügig Licht und Wärme über die Kate, und Irene verstand jetzt schon besser, warum die Kantorin sich für diesen Wohnort entschieden hatte. Die Aussicht verschlug ihr wie schon beim ersten Mal die Sprache. Wahrscheinlich ging es ihr damit nicht anders als allen Besuchern von Eva Möller.
Als Irene sich vom Tal und den blauen Bergen abwandte, sah sie Eva schon in der Tür stehen.
»Es freut mich, dass du gekommen bist! Nur herein«, sagte Eva, und es klang wirklich so, als würde sie es meinen.
Irene trat in die gemütliche Küche und wollte sich schon die Jacke ausziehen, als Eva sagte:
»Behalt die Jacke an. Wir machen es draußen. Vor der Hauswand ist es warm. Es lässt sich also aushalten. Du kannst mir helfen, die Sachen rauszutragen.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte sie Irene den Eisenkessel und den Glasstab vom Bord über dem Herd in die Hand. Sie selbst nahm eine Holzkiste, über die ein blaues Tuch gebreitet war. Ratlos folgte ihr Irene durch die Tür nach drau ßen. Worauf hatte sie sich da bloß eingelassen? Irene bereute ihr Vorgehen aufrichtig, aber jetzt war es zu spät.
Eva ging zur westlichen Hauswand, auf der die Sonne stand. Sie stellte die Kiste ab und legte das ordentlich gebügelte Tuch auf den Tisch. Dann deutete sie auf die beiden Plastikstühle, die ebenfalls dort standen.
»Jetzt setzen wir uns erst mal und reden. Du kannst die Sachen solange auf den Tisch legen.«
Irene tat wie ihr geheißen und setzte sich auf den Stuhl. Er war kalt. Kein Kissen weit und breit. Anmutig ließ sich Eva auf den anderen Stuhl sinken. Ihr dunkelblauer Kaftan
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